Qualitätssicherung von Genussmittel-Cannabis - GMP oder doch was anderes?
Liebe Hanffreunde, die ihr im Moment voller Erwartungen dem Legalisierungs-Geschehen eure ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.
Bald wird Cannabis in Deutschland auch als Genussmittel reguliert, und dabei steht natürlich nach wie vor ein unentschlossener Elefant im Raum: GMP ja oder nein, oder auch die große Frage nach der Qualitäts-Sicherung von Genussmittel-Cannabis.
Bald soll jeder und jede Deutsche, über einem gewissen Mindestalter, Cannabis-Blüten kaufen und konsumieren dürfen. Die Verantwortung der Gesetzgeber ist deshalb neben der Regulierung des anbietenden Marktes auch der Schutz der nachfragenden Konsumenten.
Die Beantwortung der Qualitätssicherungs-Frage war in den bisher stattfindenden Legalisierungs-Debatten im Vergleich zu anderen Themenkomplexen jedoch bei weitem nicht die meist besprochene Frage:
Es ging vor allem um die Art und Weise der qualifizierten Abgabestellen, den umstrittenen Eigenanbau, die Beratung, jetzt wieder THC-Höchstgrenzen und ganz prominent der Dauerbrenner Vereinbarkeit mit internationalen Verträgen.
Zwar behandeln im Moment einige Fragen der Debatte die Qualität von Cannabis-Produkten, zum Beispiel die der Produkt-Spezifikationen, (bspw. eine THC-Höchstgrenze) - über die Sicherung dieser Qualität im Produktions-Alltag wird hingegen kaum bis gar nicht gesprochen.
Dabei ist die Art und Weise sowie der Umfang der Qualitätssicherung von Cannabis zu Genusswecken einer der elementaren Entscheider, wie groß eine Produktions-Anlage mindestens sein muss, um wirtschaftlich bestehen zu können. Das gleiche gilt, je nach konkreter Formulierung des Gesetzes natürlich mehr oder weniger, auch für die Abgabestellen und Zwischenhändler.
Denn abhängig davon, wie viele Arbeitsstunden diese Unternehmen in die Sicherung ihrer Qualität stecken müssen, leitet sich ab, wie viel Umsatz eine Produktions-Firma monatlich machen muss, um die dafür qualifizierten Mitarbeiter oder externen Dienstleister für die Erledigung Qualitätssichernder Aufgaben zu bezahlen.
Rechenbeispiel: Gefährdet Qualitäts-Sicherung die Entstehung eines durch Vielfalt und Inklusion geprägten Cannabis-Marktes?
Lass mich fix ein Beispiel kreieren, um aufzuzeigen, welchen Stellenwert die Art und Weise der Qualitätssicherung bei der Gestaltung des deutschen Genussmittel-Cannabis-Marktes einnehmen wird: Denn sie wird maßgeblich bestimmen, wie bunt und vielfältig der Markt am Ende aussieht.
- Mal angenommen, ein einzelner Gärtner erzeugt pro Monat 3kg getrocknete Blüten als small batch grower. Sagen wir, es sind 3kg aus 3 verschiedenen Strains - also drei verschiedene Chargen. Er kann jede seiner Chargen für 3.000€ das kg verkaufen (evtl. auch mehr, aber nach dem Steuermodell von Justus Haucap wird das schwierig).
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- Nehmen wir an, dass die Freigabe einer Charge nach GMP und dem DAB um die 1‘500€ alleine für die Labortests kostet, wären das mindestens 4‘500€ Qualitätssicherungskosten pro Monat für die Freigabe der drei Chargen des small batch growers.
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- Diese monatlichen 4.500 € Test-Kosten für drei Chargen stehen einem Monats-Umsatz von 9.000 Euro aus diesen drei Chargen gegenüber, was natürlich DEUTLICH mehr ins Gewicht fällt, als wenn aus einem Gewächshaus 40kg-Chargen für (nur) 800€ das kg verkauft werden.
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- Denn: Im Fall unserer edlen craft-grower-one-man-army mit teurem Verkaufspreis hätten die Qualitäts-Sicherungskosten unserem Beispiel folgend einen Anteil von 50% !, im zweiten Fall des Discounter-Produktes aus dem Gewächshaus beliefen sie sich auf nicht einmal 5%!
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- Damit wäre der Anteil der Qualitätssicherungskosten gemessen am Umsatz beim günstigen, in Massen produzierten Gewächshaus-Produkt zehn Mal geringer als beim small-batch craft-grower!
Ich habe diese Rechnung vorne angestellt, um eine Idee zu geben, wie stark Qualitätssicherungskosten auf die laufenden Kosten eines Unternehmens drücken können. Und zwar fallen sie bei hoher Sortenvielfalt und kleinen Chargen existenziell stark ins Gewicht und bei mutmaßlich lieblos hergestellten Massenprodukten fast bis gar nicht.
Die Betonung liegt auf können, denn noch wissen wir ja zum Glück nicht genau, wie Chargen für den Genussmittel-Markt freigegeben werden müssen. Wir wissen noch nicht einmal die Spezifikationen des Endproduktes. Doch vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen, die Qualitätssicherungs-Frage einmal ein wenig zu erörtern.
Die bestehenden Qualitäts-Sicherungs-Standards für medizinisches Cannabis im Fokus
Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland verfügbar. Die qualitätsbestimmenden Spezifikationen, für medizinisches Cannabis finden sich für Deutschland im Deutschen Arzneimittelbuch. Darin sind beispielsweise die Schwellenwerte für Schwermetalle, Mykotoxine oder Pestizid-Rückstände festgelegt.
Der Standard für Qualitätssicherungssysteme in der medizinischen Cannabis-Produktion und -Distribution werden durch die GxP-Guidelines vorgegeben, worunter auch GMP, GDP und GACP fallen.
GMP, good manufacturing practices, ist dabei der Standard für alle Herstellungsprozesse und enthält als Kapitel bzw. Anhang auch den GACP Standard, good agricultural and collection practices, welche die Rahmenbedingungen und Qualitätssicherungs-Anforderungen für den Heilpflanzen-Anbau regeln.
Wichtiges Detail: Kein End-Produkt erreicht den Patienten am Ende der Wertschöpfungskette ohne GMP-Standard und keine Pflanze im deutschen Medizinal-Cannabis-System wird nicht unter GACP-Bedingungen hergestellt.
Keine Produkt-Freigabe ohne GMP
Die finale Chargenfreigabe wird unter dem GMP-Rahmenwerk abgeschlossen, als Regel gilt, dass nach dem letzten Arbeitsschritt unter GACP weitere Schritte bis zur Chargenfreigabe unter GMP stattfinden. Denn GACP als Qualitäts-Standard ist per Definition gar nicht darauf ausgelegt, Produkte final freizugeben. Im GACP-Rahmenwerk heißt es dazu übrigens konkret:
In order to ensure appropriate and consistent quality of medicinal plant/herbal substances it is necessary to establish good agricultural and collection practice for herbal starting materials (GACP). The concept of Good Manufacturing Practice (GMP) for the manufacture, processing, packaging and storage of Active Pharmaceutical Ingredients (APIs) also applies to medicinal plants/herbal substances.
Deshalb ist es in meinen Augen nicht zielführend, die Frage nach dem entweder GACP ODER GMP zu stellen. Denn wer GACP fordert, muss ab einer bestimmten Stelle im Produktions-Prozess unweigerlich auch den GMP-Weg bestreiten, um Produkt-Chargen marktfähig freizugeben - oder im Rahmen des Genussmittel-Marktes eigene Gesetze oder Rahmenwerke auf den Weg bringen, unter denen die Produkt-Freigabe und Validierung aufgestellter Spezifikationen stattfindet.
Dass GACP nicht ohne GMP geht, wird dem entsprechend auch in der momentanen Medizinischen Cannabis Praxis deutlich: Bei Anbietern von Medizinal-Cannabis-Blüten als Endprodukt werden Arbeitsschritte wie Trimmung, Sortierung und Verpackung, und seit der neuesten Bekanntgabe des BfArM auch die Trocknung, unter GMP durchgeführt.
Bei der Verwendung von Cannabis-Blüten zur weiteren Extraktion hingegen können Prozesse wie Trocknung und Zerkleinerung der Blüten und die Verpackung als Rohstoff rein unter GACP stattfinden, solange der Verkauf des GACP-Materials vertraglich mit einem pharmazeutischen GMP Abnehmer geregelt ist, welcher die Weiterverarbeitung unter GMP durchführt, in dem Fall unseres Beispiels mindestens den Schritt der Extraktion.
Kann Cannabis allein durch GACP reguliert werden?
Viele Befürworter eines bunten Marktes mit small batches, kleinen Produzenten und vielen Genetiken wünschen sich im Moment, Genussmittel-Cannabis rein unter GACP zu regulieren.
Ein paar Gründe dafür, dass dies eigentlich so nicht möglich ist, haben wir bereits aufgezählt. Doch es geht noch weiter: Die Einhaltung des GACP-Standards lässt sich in Deutschland nicht durch eine staatliche Stelle zertifizieren. Wie können so Verantwortlichkeiten geregelt werden?
Die Prüfung auf Güte und Konsistenz der Ausführung eines Qualitäts-Sicherungssystems nach GACP obliegt der Verantwortung des einkaufenden GMP-Betriebes. Denn der GMP-Betrieb muss im Rahmen seiner Sorgfaltspflichten, auf die er wiederum von einer staatlichen Stelle geprüft und zertifiziert wird, seine GACP-Zulieferer prüfen.
Angenommen, Cannabis-Betriebe würden rein nach dem GACP-Standard produzieren - welche Institution in Deutschland sollte sie dafür prüfen und zertifizieren, wenn der Betrieb selbst Produkte herstellen möchte, die er marktfertig verkaufen möchte?
Es wird deutlich, dass GACP als Rahmenwerk zur Regulierung der gesamten Wertschöpfungskette eines Cannabis-Marktes nicht ausreicht. So zum Beispiel ist auch das laufenden Schweizer Pilot-Projekt, soweit es geht, nach GACP reguliert, die finalen Freigabeschritte und Grenzwerte für Cannabis-Produkte werden von der Schweiz jedoch explizit zusätzlich im Gesetzestext spezifiziert. In Artikel 9 und 10 der Verordnung über Pilotversuche nach dem Betäubungsmittelgesetz (BetmPV) werden sowohl Produkt-Spezifikationen, als auch nötige Freigabetests definiert. Die Probenahme ist nach den Vorgaben der Europäischen Pharmakopoe definiert, die Grenzwerte für Schwermetalle, Mykotoxine und andere Schadstoffe sind im Anhang des Gesetzes zu finden. Der THC-Wert für Cannabis-Produkte des Pilotprojekts ist auf 20% limitiert.
Diese zusätzlichen Regelungen sind nötig, weil der GACP-Standard eben vor allem die Regeln an die Anbau-Bedingungen von Heilpflanzen definiert. Während es bei der Produktion von Arzneimitteln viele messbare Größen im Rahmen von Teil-Prozessen gibt, welche durch In-Prozess-Kontrollen dokumentiert und validiert werden können, sehen die Arzneimittelbehörden ein, dass der Anbau von Pflanzen, vor allem outdoor, im Vergleich deutlich mehr unkontrollierbaren Einflussgrößen unterliegt.
GACP wurde geschaffen, um dem unvorhersehbaren Pflanzenwachstum gerecht zu werden
Denn während die Herstellung von Impfstoffen oder Tabletten in Reinräumen unter immer gleichen Klimabedingungen stattfinden kann und sich das Einfüllen eines Reagenzglases auf den Milliliter genau kontrollieren lässt, ist das Wachstum von Pflanzen deutlich unberechenbarer. Deshalb wurde von den Arzneimittelbehörden der GACP-Standard geschaffen, um auf die Unvorhersehbarkeit im Wachstum von Heilpflanzen Rücksicht zu nehmen.
Die wichtigsten Aspekte, die GACP an ein Qualitäts-Sicherungs-System definiert, sind folgende:
- Schulung der Mitarbeiter
- Verantwortungsbewusster Einsatz von Chemikalien
- Dokumentieren eingesetzter Chemikalien und ausgeführter Arbeitsschritte
- Definition von Standard-Arbeits-Anweisungen
- Reinigungs- und Hygiene-Konzepte
- Unversehrtheit der Mitarbeiter
- Regelmäßige Wartung der eingesetzten Geräte
- Kalibrierung von Düngecomputern und Geräten zur Applikation von Pflanzenschutzmitteln
- Verhinderung von Kreuzkontamination
- Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit in eine Chargen-Produktion eingeflossener Ausgangsstoffe und Zusätze sowie die weitere Verwendung einer Charge
- Charchierungsregeln
- Dokumentation von Käufer-Spezifikationen
- Beschreibung der Produktions-Stätten und deren geografische Verortung
- Qualität des verwendeten Gießwassers
- Aufbewahrungs-Frist von Dokumenten
- Eliminierung von Risiken
Das sind schon mal eine ganze Menge relevanter Punkte, über die sich ein Anbau-Betrieb nach GACP Gedanken machen und entsprechende Prozesse formulieren, ablegen und implementieren muss, um die Einhaltung dieser Rahmenpunkte zu gewährleisten.
GMP geht jedoch noch ein wenig weiter, und zwar in den Punkten:
- Testen und Validieren der Artikel-Spezifikationen mit anschließender Chargen-Freigabe
- In-Prozess-Kontrollen
- Abweichungs-Management
- Benennung verantwortlicher Personen für die Qualitäts-Sicherung und Qualitäts-Kontrolle
- Konstante Einhaltung von Umwelt-Parametern
- Anfertigung einer umfangreichen Risiko-Analyse für Prozesse und eingesetzte Maschinen
- Rückruf-Prozesse
- Benennung einer Verantwortlichen Person, welche über ein abgeschlossenes Hochschulstudium und mindestens vier Jahre theoretische und praktische Erfahrung im pharmazeutischen, medizinischen, chemischen oder biologischen Fachbereich verfügen.
Während die GACP-Richtlinie also schon sehr viele Punkte abbildet, geht die GMP-Richtlinie noch ein Stück weiter. Die zusätzlichen Punkte mögen sich nach nicht viel anhören, jedoch hat es die Erfüllung jeden einzelnen Punktes in sich. Und zwar in Arbeitsstunden und Kosten gerechnet. Allein die Kalibrierung aller eingesetzten Messgeräte zum Validieren der Prozess-Parameter ist sehr aufwändig, ganz zu schweigen von der Dokumentation und korrekten Ablage aller Freigabeergebnisse.
Limitierung der Anwendung des GMP-Standards auf Genussmittel
Doch da GMP als Teil des pharmazeutischen Qualitäts-Universums vor allem darauf ausgelegt ist, eindeutige Produkt-Spezifikationen Charge für Charge zu validieren, gibt es für den Cannabis-Genussmittel-Markt deutlichen Spielraum. Denn bei verschriebenen Medikamenten ist es natürlich für sowohl den Arzt, als auch den Patienten wichtig, dass die einmal für wirkungsvoll befundenen Inhalts-Stoff-Gehalte eines Arzneimittels über den gesamten Zeitraum der Therapie gleich sind, Charge für Charge.
Im Genussmittel-Bereich geht es in der Qualitäts-Sicherung jedoch vor allem um Gesundheits-Schutz, also die Bewahrung vor Krankheiten und nicht deren Behandlung. Nehmen wir zum Beispiel alkoholische Getränke: Es gibt gewisse Grenzwerte für Fuselstoffe oder Schwermetalle, die für alle Produkte der Kategorie gleich oder ähnlich sind, der Konsument kann sich jedoch trotzdem ohne Beeinträchtigung der gewünschten Wirkung aussuchen, welchen Alkohol-Gehalt sein alkoholisches Getränk haben soll. Mag der Konsument oder die Konsumentin einen geringen Rausch bei hohem Volumen, greift er zum Bier. Ist ein hohes Rausch-Potential bei geringem Volumen präferiert, wird zum Schnaps gegriffen. Beide Varianten können zu einem ähnlichen bis gleichen Rausch führen. Wichtig im Sinne des Verbraucherschutzes ist dabei lediglich, dass der Alkohol-Gehalt auf dem Produkt angegeben ist und alle lebensrechtlichen Standards eingehalten werden.
Auch bei Cannabis als Genussmittel kann ich mir vorstellen, dass diese Regelung zur Anwendung kommen kann. Und zwar wahlweise chargenweise. Die Einhaltung von Schwermetall-Grenzwerten, Pilzsporen und anderen schadhaften Fremdstoffen sollte natürlich höchste Priorität haben, denn schließlich werden viele Cannabis-Produkte inhaliert - werden unserem Kreislauf also in einem unserer sensibelsten Organe zugeführt, der Lunge.
Keine Notwendigkeit konstanter THC-Werte von Charge zu Charge
Der THC-Wert und Konzentration anderer gewünschter Inhaltsstoffe kann hingegen schwanken, ohne die Gesundheit des Konsumenten zu beeinträchtigen. Eine klare Beratung dazu vorausgesetzt, kann der Konsument schließlich mit Blick auf den THC-Wert ziemlich genau abschätzen, ob er jetzt einen dicken Joint rauchen sollte oder aber ein kleiner Bong-Hut auch schon reicht, um den angestrebten Rausch-Zustand zu erreichen.
Um diesen Grad des Verbraucher-Schutzes einzuhalten, muss der Produzent von Cannabis-Blüten für den Genussmittel-Markt meiner Ansicht nach NICHT Charge für Charge konstant gleiche Wirkstoff-Werte abliefern. Es sollte im Genussmittel-Bereich meiner Ansicht nach auch kein Problem sein dürfen, als Produzent die angebauten Sorten oft zu wechseln oder mehrere Sorten auf einmal anzubauen.
Denn das Risiko der Aufnahme von Schwermetallen, Mykotoxinen oder mikrobiell belastenden Stoffen unterscheidet sich, gleiche Anbauweise vorausgesetzt, von Sorte zu Sorte nur marginal und kann vor allem durch Kontrolle und sorgfältige Auswahl der Ausgangs-Stoffe wie Dünger und Substrat schon weitgehend minimiert werden. Dafür benötigt es meiner Ansicht nach deshalb keine einzelnen Tests jeder einzelnen Charge, wenn mehrere Chargen unter den gleichen Bedingungen unter Anwendung der gleichen Ausgangs-Stoffe kultiviert und verarbeitet wurden.
Risikobasierte Qualitäts-Kontrolle
Im Idealfall werden die ersten beiden Chargen, welche unter einer bestimmten Anbaumethode unter Einsatz spezifizierter Ausgangs-Stoffe hergestellt wurden, initial auf die riskanten Stoffe getestet und alle folgenden Chargen müssen dann nicht mehr auf diese Grenzwerte getestet werden, da sich das System als sicher erwiesen hat. Eventuell müsste man nach einem gewissen Zeitraum wieder auf Schwermetalle und Co. testen, um die Sicherheit des Systems erneut zu bestätigen, ähnlich wie beim TÜV.
Wo meiner Einschätzung nach jedoch kein Weg vorbei führen sollte, sind chargenbasierte Tests des THC-Wertes und anderer Cannabinoide, welche einen Rausch herbeiführen können. Denn der Verlauf des Anbaus einer Pflanzen-Charge ist nicht vorhersehbar, was ja einer der Hauptgründe für die Schaffung des GACP-Standards war. Zum Schutz des Verbrauchers ist es deshalb essentiell, jede einzelne Charge auf THC-Werte und Co zu testen. Und mit Gemmacert und anderen erschwinglichen Test-Instrumenten dieser Werte gibt es ja bereits ISO 17025 zertifizierte Geräte, mit welchen man diese Messwerte kosteneffizient ausmessen kann.
Außerdem bin ich überzeugt, dass jeder verpflichtende Test für Cannabis als Genussmittel die Test-Industrie soweit beflügelt, dass sich durch den markttechnischen Wettbewerb aus Angebot und Nachfrage Analyse-Tests zu erschwinglichen Preisen entwickeln werden.
Keine GMP-Chargenfreigaben: Drastische Senkung der Qualitäts-Sicherungs-Kosten für kleine Unternehmen
Wie teuer die Qualitäts-Sicherung für die Produzenten am Ende im täglichen Produktionsalltag wird, ist also maßgeblich abhängig davon, welche Parameter wie oft getestet werden müssen. Wenn lediglich der Anteil bestimmter Cannabinoide chargenbezogen getestet werden muss, sieht die Rechnung für unsere one-man-army aus dem ersten Beispiel nämlich schon viel besser aus:
Angenommen der Craft Grower beschafft sich ein Gemmacert Analyse-Gerät für 5.000 €, abgeschrieben auf drei Jahre, kostet ihn das Messgerät pro Jahr etwa 1.700 €, wobei es nach drei Jahren abbezahlt ist. Die Testung einer Charge mit einem solchen in-house-Test würde dann nur noch etwa 50€ kosten, wenn wir nach wie vor davon ausgehen, dass pro Monat drei Chargen hergestellt werden. Der Anteil der Testung gemessen am Umsatz wäre dann nur noch etwa 1,6% statt 50% aus dem ersten Beispiel!
Natürlich kommen zusätzlich noch die Kosten für das initiale Testen auf Schwermetalle und Mykotoxine hinzu, um das Anbausystem als risikoarm zu validieren, aber das ist doch schon mal eine DEUTLICHE Senkung der bremsenden Qualitäts-Sicherungskosten.
GMP für Genussmittel Cannabis - ja oder nein? Die Mischung macht's.
Eine der großen Fragen dieses Beitrages ist natürlich nach wie vor, ob GMP ja oder nein. Ich denke, wenn nicht jede Charge auf alle möglichen riskanten Fremdstoffe getestet werden muss, sondern ein Anbausystem lediglich validiert werden soll, braucht es zwar kein GMP, jedoch nach wie vor viele Elemente von GMP.
Denn irgendwo muss ja festgehalten werden, welche Maßnahmen unternommen werden, um die Konsistenz eines einmalig validierten Prozesses auf Zeit zu gewährleisten. Dies kann lediglich sichergestellt werden, wenn die standardmäßige Ausführung von Prozessen irgendwo definiert ist.
Zur Vermeidung von E-Koli im Endprodukt sollte beispielsweise irgendwo festgehalten werden, dass sich Mitarbeiter nach dem Klogang die Hände waschen. Auch die Verwendung der kontaminationsarmen Dünger und Substrate sollte festgehalten werden sowie die Regeln für die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln. Da auch Ernte-Werkzeuge oder Trimmer die Cannabis-Produkte mit Schwermetallen kontaminieren können, sollte auch die standardmäßige Verwendung dieser Geräte in den Dokumenten des Produzenten festgehalten sein.
Andere Produktions-Bedingungen, deren Werte beim finalen Testen ermittelt werden, sollten jedoch nicht verpflichtend im Qualitäts-System des Unternehmens festgehalten werden müssen, wozu ich zum Beispiel das Testen des Feuchtigkeitsgehalts nach dem Trocknen zählen würde. Der Feuchtigkeitsgehalt des Endproduktes kann schließlich bei der finalen Freigabekontrolle direkt mitgemessen werden, zum Beispiel unter Einsatz eines Gemmacert-Messgerätes.
GMP und GACP sind keine Bestrafung
Viele sehen die Arbeit nach den Rahmenwerken GMP oder GACP wie eine Art Bestrafung, aber neben aller regulatorischen Notwendigkeit hilft die Auseinandersetzung mit diesen Themen natürlich ungemein, ein erfolgreiches und nachhaltiges Unternehmen zu führen. Stell dir zum Beispiel mal vor, der Produktions-Leiter hat einen Autounfall und fällt unvorhergesehen für ein paar Tage bis Monate aus.
Jedem Unternehmen würde es in einem solchen Fall stark helfen, die Details der Ausführung gewisser Arbeits-Schritte in schriftlicher Form wiederzufinden. Denn nur so gelingt es, die Qualität, für die ein Unternehmen bei den Abnehmern bekannt ist, auch in solch einem Ausnahmefall zu gewährleisten. Wenn das auch ohne gelingt, sollte man evtl die Notwendigkeit der Position des Produktions-Leiters in Frage stellen und auf flache Hierarchien zurückzugreifen ;)
Auch ist es hilfreich, gewisse Notfall-Maßnahmen in Standard-Prozess-Anweisungen festzuhalten. Dazu zählt beispielsweise das Verhalten im Brandfall oder eine Richtlinie für den Umgang mit Chemikalien. Denn der Anbau von Pflanzen kommt nicht ohne gesundheitliche Risiken, was jeder bestätigen kann, der schon einmal mit pH-Minus in Berührung gekommen ist. Und man will sich und seine Mitarbeiter definitiv nicht den Gefahren einer Hautverätzung aussetzen.
Qualitäts-Sicherungs-Systeme als Basis der Kundenbindung und Verhinderung von Shitstorms
Nicht zuletzt helfen Qualitäts-Sicherungs-Systeme bei der Verhinderung von Shitstorms und Vermeidung unzufriedener Kunden. Unter solchen Umständen kann die Beständigkeit eines Unternehmens nachhaltig geschädigt werden und im schlimmsten Fall seiner Existenz-Grundlage beraubt werden. Chargen also bestmöglich auf Einhaltung der eigenen Qualitäts-Ansprüche vor dem Versand zu kontrollieren, sollte meiner Meinung nach ein absoluter no-brainer sein. Und je mehr man die eigenen Prozesse standardisiert hat, desto weniger muss am Ende Charge für Charge getestet werden und desto geringer ist am Ende der Anteil fehlerhaften Chargen, welche zwar Strom und Dünger konsumiert, aber der Firma keinen Verkaufserlös eingebracht haben.
Im GMP-Umfeld wird dies auch „Qualität nach Design“ genannt. Das bedeutet, dass Prozesse und Anlagen so gestaltet sind, dass Kontamination und Qualitätsbeeinträchtigungen von vornherein minimiert oder sogar ausgeschlossen werden.
Regelmäßige Kalibrierung von Mess-Sonden in der Bewässerungs-Technik wäre zum Beispiel ein Punkt der GACP-Richtlinie, dessen Einhaltung dem Produzenten von Cannabis-Blüten ungemein dabei hilft, die Produktions-Bedingungen soweit im Griff zu haben, dass, im Zweifel unerkannte, Überdüngungen oder pH-Schwankungen gar nicht erst eintreten.
Genauso verhält es sich mit klar definierten Reinigungs-Richtlinien, welche dabei helfen, möglichen Kontaminationen den Nährboden zu nehmen.
Ein letzter Punkt von GMP, den ich für den Cannabis Genussmittel-Markt für absolut relevant halte, ist das Vorhalten klar definierter Rückruf-Prozesse. Denn sollte sich herausstellen, dass eine freigegebene Charge durch Dritte für unzulässig getestet wurde, so muss es ein System geben, um jeden Empfänger dieser Charge informieren zu können, dass der Konsum dieser Charge allenfalls gesundheitliche Risiken mit sich zieht.
Abgrenzung zu GMP - Keine Lösung für den Cannabis-Genussmittel-Markt
Da es für Cannabis als Genussmittel meiner Einschätzung nach nicht darum gehen sollte, als Unternehmen Produkte mit engen Spezifikationen anzumelden, wie es im Arzneimittel-Bereich zur Sicherstellung des Therapie-Erfolgs der Fall ist, wird der GMP-Standard wohl nicht geeignet sein, um den Anforderungen des Genuss-Mittel-Marktes abzudecken. Denn der Genussmittel-Markt sollte durch Weglassen starrer Produkt-Anmeldungen genetische und unternehmerische Vielfalt zulassen dürfen.
Jedoch finde ich, dass viele Aspekte aus dem GMP und GACP-Bereich auch bei der Qualitäts-Sicherung von Genussmittel-Cannabis sinnvoll Anwendung finden können. Denn Cannabis-Blüten werden mehrheitlich inhaliert und die Lunge ist ein sehr sensibles Organ, welches nachträglich geschädigt werden kann und deshalb besonders schutzbedürftig ist.
Ich finde, hier gibt uns die Schweiz ein sehr gutes Vorbild, indem für ihr Pilotprojekt GACP für den Anbau spezifiziert ist und die Anforderungen an alle weiteren Schritte der Wertschöpfungs-Kette bis zum freigegeben Produkt, die sonst unter GMP geregelt wären, im Gesetzestext klar definiert sind. Auch die Produkt-Spezifikationen mit all ihren Grenzwerten sind für das Schweizer Pilotprojekt fest im BetmPV verankert, lassen jedoch mit erlaubten +- 15% Abweichung von den auf der Verpackung angegebenen Wirkstoffwerten viel Spielraum bei der Chargenfreigabe verarbeiteter Produkte. Unverarbeitete Produkte dürfen sogar +-25% vom angegebenen Wert abweichen.
Die Regelung der Schweiz lässt noch einen weiteren, für einen bunten, vielfältigen Markt wichtigen Punkt erkennen: Durch den Mix aus GACP und Gesetz, fällt für Produzenten die Benennung der Verantwortlichen Person (in der Schweiz "fachtechnisch verantwortlichen Person") weg - freie Bahn für Produzenten ohne komplizierten Hochschulabschluss!
Die deutsche Regierung zwischen den Fronten
Ich möchte nicht in der Rolle der Regierungs-Parteien stecken, welche momentan den Spagat zwischen einfachem Marktzugang für Produzenten auf der einen und erfolgreichem Verbraucherschutz auf der anderen Seite ausführen müssen. Man wird es definitiv nicht allen Recht machen können. Aber das letzte was wir alle wollen, ist eine Umkehr der Legalisierung, weil sich herausstellt, dass viele Konsumenten mit Lungenembolie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten oder sie eine höhere Schwermetall-Belastung als nach der letzten Sushi-Session mit nach Hause genommen haben.
Dieser Punkt ist sicherlich einer der Beweggründe für die teilweise ablehnende Haltung der Politiker zum Eigenanbau. Aber auch da würde ich ähnlich wie beim professionellen Anbau ansetzen, mit dem Unterschied, die Qualitäts-Sicherung nicht verpflichtend zu machen. Im Endeffekt trägt der Eigenanbauer ja im Idealfall lediglich die Verantwortung für seine eigene Gesundheit und Selbstschädigung ist in Deutschland ja bekanntermaßen nicht illegal.
Für Patienten, welche die hohen Anforderungen an ein Cannabis-Rezept nicht erfüllen und sensible Körper von rein freizeitlichen Cannabis-Genießern, welche ihr Cannabis selbst anbauen, sollte es deshalb Möglichkeiten der Testung des Eigenanbaus geben. Sei es in speziellen Test-Zentren, an welche man per Post (mit entsprechender Kennzeichnung) seine Proben senden kann oder das Testen in Apotheken, möchte ich an der Stelle komplett offen lassen. Auch, ob die Kosten für solche Tests vom Staat übernommen oder teilweise übernommen werden sollten, gebe ich gerne zur Diskussion frei.
Unterscheidung der Grenzwerte zwischen cannabishaltigen Lebensmitteln und Produkten zur Inhalation
Was mir noch wichtig ist, wäre eine Unterscheidung der Anforderungen an Cannabis-Genussmittel zur oralen und inhalativen Aufnahme. Denn die gesetzlich zulässigen Grenzwerte an Schwermetalle und andere Schadstoffe sind für Lebensmittel teilweise deutlich höher als für Produkte, die inhaliert werden. In diesem Aspekt sollte Cannabis natürlich gleich mit anderen Lebensmitteln gestellt sein.
Bei pflanzlichen Ausgangs-Materialien zur Herstellung von Edibles und anderen cannabishaltigen Lebensmitteln sollten meiner Ansicht nach deshalb die Regeln für Lebensmittelsicherheit gelten, unter die auch Tomaten oder Bier reguliert sind. Natürlich auch hier ganz wichtig, zusätzlich den Wirkstoffgehalt der Chargen entweder prozessual zu standardisieren oder chargenbezogen auszumessen, um den Konsumenten eine Indikation über die zu erwartende Wirkung des Produktes zu geben.
Das waren mal meine Gedanken zur Thematik, doch jetzt seid ihr gefragt: Habt ihr Ideen, wie eine sinnvolle Qualitäts-Sicherung für Genussmittel-Cannabis aussehen kann? Schreibt es gerne in die Kommentare!
Rezepte mit Geschmäckle: Algea Care, die Bloomwell Group und Ilios Sante 1/2
Disclaimer: Die Autorin dieser Kolumne möchte anonym bleiben.
Mit dem Bloomwell-Konstrukt um Algea Care erleben wir ein Deja-vu, welches uns in das Jahr 2018 zurückkatapultiert. Damals schob sich das deutsche Gesundheits-Start-Up Hapa-Medical mit seinem Seed-to-Patient-Modell ins Blickfeld deutscher Hanffreunde. Hapa Medical versprach damals, die schwierige Versorgung mit Medizinischen Cannabis sowohl am Punkt der Verschreibung, als auch bei der Herstellung proaktiv mitzugestalten. Zumindest bei der Verschreibung von Cannabis-Rezepten setzt nun auch Algea Care mit über 8.000 vermittelten Patienten neue Maßstäbe.
Doch lasst uns doch einen Blick in die Vergangenheit werfen: Deutschland 2018, das Healthcare Start-Up Hapa Medical plante, in Deutschland sogenannte «Cannabis-Kliniken» zu etablieren, wo potenzielle Cannabis-Patienten einen Arzt konsultieren können und für ihr jeweiliges Leiden ein Cannabis-Rezept verschrieben bekommen. Zusätzlich war die Errichtung einer Kultivierungs-Stätte für medizinisches Cannabis in Griechenland geplant, wo das verschriebene Cannabis hergestellt werden sollte. Rezept und Cannabis aus einer Hand – das gab damals Anlass zur Kritik und auch das Echo der restlichen Cannabis-Gemeinschaft in Deutschland fiel nicht allzu positiv aus. Zumal die Verschreibung der Cannabis-Blüten über die Hapa-Medical-Kliniken rein auf Privatrezept möglich gewesen wäre – obwohl sie nach außen kommunizierten, dass fest eingeplant sei, den Service auch für Kassenpatienten verfügbar zu machen. Wie diesem Artikel zu entnehmen ist, schien es jedoch kein triviales Unterfangen gewesen zu sein:
Zum ersten Punkt hat sich HAPA-Medical bei uns bereits gemeldet. Sie hätten die kassenärztliche Zulassung beantragt, allerdings dauere das Zulassungsverfahren ein Jahr. Ein Anruf bei der zuständigen kassenärztlichen Vereinigung in Berlin hat jedoch ergeben, dass in einem Fall wie bei HAPA-Medical noch nie eine kassenärztliche Zulassung erfolgte. Sicher kann also noch nicht gesagt werden, ob HAPA-Medical irgendwann auch für Kassenpatienten eine bezahlbare Praxis sein wird. Auf Grund der Einschätzung der Pressesprecherin der KV Berlin rechne ich jedoch nach wie vor nicht damit.
Der Hauptkritikpunkt am Geschäftsmodell war dementsprechend die «elitäre Cannabis-Legalisierung für Rapper und Gutverdiener». Denn mit der Legalisierung von Cannabis als Medizin 2017 in Deutschland fiel schnell auf, dass mit Cannabis in Verbindung stehende Prominente sich schnell ein Rezept besorgten, meist für teuer Geld bei Ärzten, die sich auf das Verschreiben von Cannabis für Privatpatienten spezialisierten. In diesem Artikel wird von Therapiekosten von 250€ pro Behandlungstermin bei Hapa Medical berichtet.
Eine soziale Ungerechtigkeit, denn die Kosten für die Ausstellung der Rezepte waren somit genauso schwindelerregend wie die Rechnungen der Apotheken an die Cannabis-Patienten, welche durch die Privatrezepte der Cannabis-Ärzte ihre Medizin selbst zahlen mussten. Einige Ärzte wie Dr. Rolf Müller aus München gerieten wegen der Spezialisierung auf Cannabis-Therapie in letzter Konsequenz auch ins Visier der Staatsanwaltschaft, wie die Münchner Abendzeitung im Juni 2018 berichtete.
Schwierigkeiten bei der Verschreibung von Medizinischem Cannabis in Deutschland
4 Jahre nach dem Hapa-Medical-Stunt befindet sich erneut ein Player auf dem deutschen Medizinal-Cannabis-Markt, welcher sich der Verschreibungs-Problematik annimmt. Denn Cannabis in Deutschland als Medizin zu verschreiben, ist stark reglementiert. Somit werden Cannabis-Patienten-Bewerber mit der Nachfrage nach einer Cannabis-Therapie in der Regel von ihren Haus- und Fachärzten nur milde belächelt. Wie diesem Artikel von Pharma Relations aus dem Juni 2021 zu entnehmen ist, verschrieben 2021 nur etwa 2% aller deutschen Ärzte medizinisches Cannabis!
Als white label Medikament darf Cannabis für die meisten Diagnosen bisher lediglich verschrieben werden, wenn alle alternativen, mit klinischen Studien untermauerten Therapie-Formen bereits nachweislich ausgeschöpft wurden und dabei keine Linderung oder ein hohes Aufkommen von Nebenwirkungen festgestellt wurde.
Die Hürden zur Verschreibung von Cannabis werden zudem nicht zuletzt durch aufwändige Bürokratie im Abrechnungs- und Betäubungsmittelwesen hoch angesetzt, was Ärzte aus nicht-medizinischer Sicht zusätzlich einschüchtert.
Und in genau diesem regulatorischen Dschungel kommt Algea Care ins Spiel und findet für über 8.000 Patienten als konformer Vermittler einen cannabisfreundlichen Arzt. Was sich Algea Care natürlich fürstlich entlohnen lässt - so fürstlich, dass die Ärztekammer Hamburg gesetzliche Höchstgrenzen in der Berechnung der Behandlungskosten gesprengt sieht. Doch dazu später mehr.
Algea Care nähert sich dem Cannabis-Praxis-Modell mit mehr Vorsicht
Nachdem 2018 und 2019 Unternehmer und Ärzte mit einer ähnlichen Idee wie Algea Care vorerst gescheitert sind, hat Algea Care 2020 einen erneuten Anlauf zur Realisierung der Vision Cannabinoid-Praxen genommen – jedoch schaumgebremst und mit Vorsichtsmaßnahmen. Rezepte werden nach eigenen Aussagen nicht für Patienten ohne Behandlungs-Vorgeschichte verschrieben, nach außen richten sich die Leistungen ausdrücklich an austherapierte Patienten oder jene, die trotz langer Therapie-Geschichte mit ihrer momentanen Therapieform nicht zufrieden sind. Da hat Dr. phil. Lars Atorf, Director of PR & Communications bei Algea Care, die Kritik am Lifestyle-Rezept also scheinbar ernst genommen.
Und überhaupt, Algea Care tritt trotz mindestens zweier Dr. meds in den eigenen Reihen gar nicht als Arztpraxis auf, sondern vermittelt vielmehr Patienten zu Partnerpraxen in aktuell 23 deutschen Städten, wie ihrer Website am heutigen Datum zu entnehmen ist.
Wie leichtfertig Algea Care’s Partnerpraxen Rezepte an Patienten mit kurzer Therapie-Vergangenheit vergibt, bleibt für uns natürlich unergründet. Zumindest habe ich in der Instagram-Story von Sahras_Weedangels gesehen, dass sie von Algea Care anscheinend für eine Cannabis-Therapie abgelehnt wurde.
Es gibt auch darüber hinaus weitere Indizien, dass die über Algea Care vermittelten tausenden Patienten also tatsächlich bereits über eine Therapie-Vergangenheit mit anderen, besser erforschten Medikamenten verfügen. Daran kann also kaum Kritik geäußert werden, solange wir da nicht in die tiefere Recherche gegangen sind.
Rezepte verschreiben UND Arzneimittel vertreiben: Die Verbindung von Algea Care und Ilios Sante
Die Kritik kann im Fall von Algea Care unmöglich auf ein „Livestyle-Rezept“ gelenkt werden – denn zumindest oberflächlich betrachtet ist dies nicht das Geschäftsmodell der Firma. Jedoch muss sich Algea Care der gleichen Kritik stellen, wie damals auch schon Hapa Medical: Ist es vertretbar, unter einem Deckmantel sowohl ganz spezielle pharmazeutische Produkte, in dem Fall Cannabis, zu vermarkten, als auch jene speziellen pharmazeutischen Produkte, in dem Fall Cannabis, zu verschreiben?
Denn augenscheinlich wird mit einer Anmeldung zu einer Cannabis-Therapie bei Algea Care nicht darauf gesetzt, beim ärztlichen Beratungs-Termin in der Partner-Praxis die bestmögliche Medikation für den Patienten zu finden, sondern eben eine Cannabis-Therapie zu realisieren. Heißt im Umkehrschluss, selbst wenn dem Patienten Kamille am besten helfen würde, wird nach erfolgreicher Prüfung der Bewerbungs-Unterlagen und Eignung des Patienten mit Abgleich der Erwartungshaltung des Patienten die Durchführung einer Cannabis-Therapie angestrebt.
Es wird also im Therapie-Verlauf hauptsächlich Cannabis als Medikament eingesetzt, zumindest in dem Teil der Therapie, den Algea Care als Vermittler unterstützt. Dieses Cannabis muss der Patient natürlich in der Apotheke beziehen, der behandelnde Partner-Arzt bekommt dabei Therapie-Richtlinien und Arbeitsabläufe von Algea Care’s betriebseigenen Ärzten Dr. med. Wichmann und Dr. med. Schmidberg unterstützend gestellt.
Das Problem der Verfügbarkeit von Cannabis-Sorten in den Apotheken und ihrer unterschiedlichen therapeutischen Effekte
Bei der Behandlung mit Cannabis ist eine der größten Schwierigkeiten für die verschreibenden Ärzte, im Therapieverlauf immer die Sorten zu verschreiben, die auch bei Apotheken an Lager sind. Heißt, im Zweifelsfall muss der behandelnde Arzt sich immer wieder mit den Eigenschaften der lagernden Sorten auseinandersetzen und bei Fehlen bewährter Sorten auf Alternativen umsteigen. Bei über 50 medizinischen Cannabis-Sorten in deutschen Apotheken natürlich ein unheimlich großer Aufwand, wenn die Medizinal-Cannabis-Distributoren nicht umfangreich über ihre Sorten informieren. Informationen für Ärzte sind oft hinter speziellen Logins der medizinischen Cannabis-Anbieter versteckt, der Zugang zu Informationen ist also nicht unbedingt trivial.
Da Algea Care ihre Partnerärzte vor allem in unternehmerischen Prozessen und der Gewinnung neuer Patienten unterstützt, hat das Gesundheits-Unternehmen somit ein schweres Informations-Gewicht bei den über dreißig Partner-Ärzten in Deutschland.
Wenn man bedenkt, dass Teil von Algea Care’s Mutter-Unternehmen Bloomwell Group auch noch der auf Medizinal-Cannabis spezialisierte pharmazeutische Großhändler Ilios Sante ist, liegt es nicht fern, die leise Vermutung anzustellen, dass den Partner-Ärzten von Algea Care an der einen oder anderen Stelle auch mal die eigenen Sorten von Ilios Sante mit besonders aufschlussreichen Informationen vorgestellt werden, zum Beispiel ihr Klenk 18/1. (Anmerkung der Red.: Diese Aussage ist natürlich mit Augenmerk auf den Konjunktiv zu lesen, denn wie uns in einer Facebook-Reaktion zu diesem Artikel noch mal bestätigt wurde, erhält der Arzt natürlich die Freiheit bei der Auswahl der spezifischen Sorten. Eine andere Rückmeldung eines Algea Care Patienten bestätigt wiederum die dargelegte Vermutung, laut ihm werde sehr deutlich versucht, spezielle Online-Apotheken und Sorten zu empfehlen. Wir lassen das so stehen).
90% der deutschen Patient:innen haben es auch ohne Algea Care über den üblichen Dienstweg zum Cannabis-Rezept geschafft
Aber selbst ohne die Verschreibung der eigenen Strains: Algea Care hat mit der Verschreibung von Cannabis und der Abrechnung von Tele-Beratungsterminen auch ohne die Verschreibung der eigenen Cannabis-Blüten bereits eine seines gleichen suchende Cashcow erschaffen. Denn was 90% der Cannabis-Patienten in Deutschland auch ohne die Inanspruchnahme teurer Vermittlungs-Dienstleistungen geschafft haben, lässt sich Algea Care für ihren Anteil am Patienten-Kuchen vergleichsweise fürstlich entlohnen:
Wie die Rüge der Ärztekammer Hamburg vom 22.5.2022 zeigt, schöpfen sie dabei alles aus, was die Gebührenordnung der Ärzte zulässt - und sogar noch ein bisschen mehr. Denn Algea Care wird des Verstoßes gegen die Gebührenordnung für Ärzte bezichtigt - auf Grund in Rechnung gestellter, aber nicht geleisteter Leistungen sowie des Anlegens zu hoher Steigerungssätze. Im konkreten Fall wurde wohl beispielsweise die Erstellung eines Arztberichtes in Rechnung gestellt, obwohl dieser nie ausgestellt wurde.
Laut ACM, der Arbeits-Gemeinschaft für Cannabis als Medizin, welche auch den Ball der falschen Abrechnungen ins Rollen brachte, komme Algea Care bei ihren aktuell 8000 Patienten damit auf einen Monatsumsatz von knapp 1 Million Euro – nicht schlecht für einen Patienten-Vermittlungs-Service! Und besonders bemerkenswert: Von dieser einen Million Euro pro Monat für Behandlungskosten konnte kein Cent von einer gesetzlichen Krankenkasse abgerechnet werden. Ob das sozial gerecht oder ungerecht ist, sei mal frei in den Raum gestellt.
In Teil 2 dieser Kolumne widmet sich die Autorin dem Gründer-Team hinter Algea Care und der Bloomwell Group und stellt auf den Prüfstand, wie sehr sie ihren Prinzipien treu sind.
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Social Clubs in Barcelona - Es geht weiter, aber wie?
In der vergangenen Woche ging vor allem eine Nachricht durch alle globalen Cannabis-Medien: Die unklare Zukunft der Social Clubs in Barcelona. Der Anlass dazu war die Entscheidung der spanischen Regierung in Madrid, dass Katalonien nicht die Befugnisse habe, allein, also gewissermaßen unabhängig, darüber zu bestimmen, seine Social Clubs zu regulieren.
Häufig wurde dabei bewusst vage formuliert und indirekt Unsicherheit und Panik geschürt: „Was ist dran am Bann? Sollte ich dieses Jahr lieber nicht nach Barcelona oder jetzt erst recht? Ist es vielleicht die letzte Gelegenheit? Wird es je wieder so wie früher?“ Oft wurde auch die fatale Vorhersage des Pressesprechers der Vereinigung Katalanischer Cannabis Clubs, Eric Arsenio zitiert, dass ein Großteil der heutigen Clubs mit ihrer Schließung rechnen müssten.
Dies geht sicher auf den Mangel an konkreten Informationen, die undurchsichtige Rechtslage, sowie die davon abweichende Interpretation und Umsetzung der Regulierungen zurück, von der man die tatsächlichen Auswirkungen auf die Touristen unmöglich einschätzen kann. Was ist dort eigentlich passiert und wie reagieren die einzelnen Clubs bisher auf die besorgniserregenden Nachrichten?
Wir haben in der vergangenen Woche viele Clubs besucht, mit den Betreibern gesprochen, über die mehr oder weniger gute alte Zeit gesprochen, nachgefragt, was sie jeweils unternommen haben und wie sie den künftigen Entwicklungen gegenüber stehen.
Erste Veränderung bereits (un)sichtbar
Als ich zu meinem Gesprächs-Termin im GWA Social Club nach gewohnt herzlicher Begrüßung in der Lobby, auf deren Funktion ich später zurück kommen werde, durch die zweite Tür vom Vorraum in den Innenraum trete, fällt mir gleich auf, dass die Vitrine, in der sonst Dabbing-Equipment, Glaskunst, Mützen, Masken, und sonstige Parafinalien präsentiert werden, komplett leergeräumt war, um dem Vorwurf der Werbung für Cannabis zu entgegnen.
Dies sind die drei kritischen Faktoren, die die spanische Regierung unter Strafe stellt: Den Verkauf, das Bewerben und sogar den Konsum von Cannabis. Daher hat man sich, laut der Schilderungen des Growers-with-Attitude-Club-Gründers Sandro, bekannt als DJ Konfa, entschieden, einer möglichen Kontrolle vorzusorgen und sogar die Verkaufs-Theke komplett leer zu räumen und auch alle sichtbaren Hinweise auf Cannabis-Konsum zu entfernen. Man gehe selbstständig einen Schritt zurück, um nicht von den Behörden zurückgewiesen zu werden und, auch wenn es niemand hier zugeben würde, um ein gewisses Maß an Kooperationsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit zu signalisieren.
Während seiner Erläuterungen lasse ich meinen Blick über die lückenlos mit den atemberaubenden Cannabis-Motiven des Künstlers Tera Drop geschmückten Wände, bishin zur einzig gefüllten Vitrine an der hingegen gespenstisch leeren Theke wandern. Hier stehen unzählige Pokale, Urkunden und Trophäen derart dicht gedrängt, dass sie fast schon zu platzen droht. Auch ohne eine der vier Sprachen unserer bisherigen Konversation nutzen zu müssen, erkennt DJ Konfa meinen fragenden Blick und beteuert, dass man jeden visuellen Hinweis auf den Handel und die Bewerbung von Cannabis vermeiden wolle, bei den Trophäen hingegen eine Grenze des eigenen Stolzes erreicht sei. Bei derartigem Erfolg kann man das aber sehr gut verstehen.
War doch alles gut so, wie es war, oder?
Erst zu Beginn des Jahres mussten Cannabis-Touristen sich mit den Vorhaben der Bürgermeisterin von Amsterdam auseinandersetzen, die Coffeeshops künftig nur noch für Ortsansässige öffnen möchte.
Durch die kurze Verweildauer der passionierten Stamm- oder mitunter nur neugierigen Neu-Kunden und die sprichwörtliche Coffee-Shop-Mentalität können in Amsterdam um ein Vielfaches größere Mengen an Cannabis umgesetzt werden als im Kreise der Vereins-Mitglieder einer katalanischen Associatión. Erneut schaue ich durch den Club und mir fällt tatsächlich auf, dass wir in der vergangenen Stunde nur wenige Male durch zu bedienende Mitglieder unterbrochen wurden. Kaum vorstellbar, angesichts der langen Schlangen, die man jedes Wochenende vor den Coffeeshops entlang der Haarlemmerstraat beobachten kann. Die Amsterdamer Budtender müssen ununterbrochen Akkord-Arbeit leisten. Da kann man ihnen ihre berüchtigte Ungeduld und Kurzsilbigkeit manchmal sehr gut verzeihen. Wer einmal einen Abend nahe der Theke oder im Eingangsbereich eines Coffeeshops verbracht hat, wird erstaunt gewesen sein über die Häufigkeit, mit der die Kuriere mit ihren Lieferungen die Lagermenge von maximal 500g im Coffeeshop konstant aufrecht erhalten .
Die Meldung zu der angeblich unmittelbar drohenden Schließung der Social Clubs von Barcelona bereitete einigen Cannabis-Liebhabern, die Amsterdam auf Grund oben beschriebener Meldungen bereits den Rücken gekehrt hatten, besondere Bedenken. Sei es aufgrund der meist mangelnden Atmosphäre, der vergleichsweise hohen Preise oder weil sich das Modell der Katalanen weitestgehend als das erstrebenswerteste für die wachsende Zahl an einflussreichen Legalisierungs-Befürwortern aus Medien und Politik bewiesen hat.
Das Phänomen Social Clubs in der Regional-, Landes- und Welt-Politik
Da diese Vermutung dem Beispiel Amsterdams folgend naheliegenderweise oft geäußert wurde, stellte ich auch den Social-Club-Betreibern jedes Mal die Frage, ob die plötzliche Widerrufung der vormals liberalen Regeln eine Signalwirkung an Touristen sein könnte, die zu jedem vermeintlichen Ende der Pandemie bereits wieder ihre Koffer packen. Dies wurde jedoch durchgehend verneint. Beide Problematiken stellen separat gesehen schon mehr als genug Herausforderungen für das Parlament dar.
Die aktuellen Entwicklungen jenseits der doppelten Türen ohne Aufschrift vermitteln der Weltöffentlichkeit jedoch einen sehr aufschlussreichen Eindruck davon, welch große Rolle der Umgang mit Cannabis in der politischen Debatte im spanischen Parlament selbst, aber vor allem in dessen Beziehung zur Katalanischen Regierung mittlerweile eingenommen hat. Die Befürchtung vieler ist es nun, dass die Regularien von beiden Seiten zunehmend an eine ungewisse und derzeit nicht absehbare Unabhängigkeit Kataloniens geknüpft werden.
Die Gegenseite, also in diesem Fall die Personen an der gegenüber liegenden Seite des Tisches, argumentieren, dass gerade ein solch relevantes Thema, wie die freie individuelle Selbstbestimmung in Form des Konsums und Anbaus von Cannabis, ein weiterer Grund wäre, sich endgültig von der Spanischen Regierung zu separieren.
Cannabis dient den Katalanen gewissermaßen als Identifikations-Merkmal und Ausdruck ihrer besonderen regionalen Kultur. Nicht aus Zufall prangert noch immer die Hanfpflanze auf der Säule zum Gedenken an den Start der Amerika-Expedition des Christoph Kolumbus.
Sollten sich die Fronten zwischen beiden Hauptstadt-Metropolen Madrid und Barcelona erneut verhärten, wird auch ein Vorankommen in der Regulierung der Social Clubs aufgeschoben.
Das Gespräch endet abrupt, DJKonfa muss weiter, bevor ich meine letzten Fragen stellen und mich nach dem tatsächlichen Ablauf der Maßnahmen erkundigen kann. Also wende ich mich an die anwesende Gruppe aus umstehenden Unternehmern, Content Creators und Aktivisten, um mich nach ihren Eindrücken der momentanen Situation zu erkundigen. Im Verlauf des Tages lerne ich so noch einen Touristen kennen, der aufgrund der Meldungen zwar etwas besorgt ist, aber trotzdem auch jetzt keinerlei Probleme hatte, Mitglied in diversen Clubs zu werden.
Was besagten die nun gekippten Regelungen?
Das bisherige Regelwerk entstand im Jahr 2014 und wurde bis zum Jahr 2017 von den Behörden durchgesetzt bzw. in Zusammenarbeit und Rücksprache mit den Betreibern in die Praxis umgesetzt. Sein Hauptzweck war es, die Anzahl der bereits über 600 Associatiónes, und deren 165000 Mitglieder zu kontrollieren, sowie einen Mindestabstand von 150 Metern zu den umliegenden Clubs, Schulen und Kirchen einzuhalten.
Dazu wurde ein Plan-Netz über die Stadt gespannt, dass mittlerweile mit ca. 230 offiziell lizensierten Clubs restlos gefüllt ist. Wurden diese Lizenzen anfangs noch für wenige zehntausende Euro abgegeben, lassen sich Besitzer heute wohl das Zehnfache vom Club-Käufer bezahlen.
Im Interesse der Club-Betreiber lagen auch die damals neuen Festlegungen, sowie die bessere rechtliche Absicherung der Abgabe, Produktion und Transport von Cannabis und Extrakten.
Weiterhin wurde verlangt, dass die Innenräume der Clubs durch einen separaten Empfangs-Bereich von der Straße separiert werden müssen. Dies bietet den Mitarbeitern zusätzliche Kontrolle über den Einlass und Sicherheit vor Überfällen, wurde aber laut landläufiger Meinung vor allem deshalb gefordert, um Minderjährige und sicher auch konservative Touristen vor dem Blick auf das Treiben im Inneren zu bewahren, um der zunehmenden Annäherung an die Amsterdamer Coffeeshop-Kultur entgegen zu wirken.
Den Großteil der Regeln machen aber rein logistische Anforderungen an Barrierefreiheit, eine ausreichende Belüftungs-Anlage, sowie Festlegungen zu Statik, Raumgröße, Miet-Konditionen, Sanitäranlagen, sichere Verlegung der Elektrotechnik und dergleichen. Der Verweis auf diese Regeln galt zwar als theoretische rechtliche Absicherung im Falle einer Kontrolle und drohenden Schließung, die nun wegzufallen scheint. Auf Nachfrage versicherten mir jedoch einige Club-Betreiber, dass sie sehr wohl längst um die fragwürdige Legimität der Regularien wussten.
Ich verabschiede mich, um das Gespräch am nächsten Tag nach einer erholsamen und vitalisierenden Einheit Ganja Yoga bei einer Tasse CBD Tee und einem CBD Joint mit der Aktivistin und Cannprenneuse Fahi Shark fortzusetzen.
Die erste Regel des Cannabis Social Club
Als Hiobsbotschaft werden die aktuellen Entwicklungen vor allem von der Art von Clubs gesehen, die ihre Zweigstellen in der Region aufgebaut haben, um sich ein Stück vom Kuchen des scheinbar nie enden wollenden Hypes zu sichern. Dies sind jedoch ebenfalls die Clubs, die allein durch ihre Zugehörigkeit zu großen Marken, kein Geheimnis daraus zu machen scheinen, dass sie am liebsten das bereits erfolgreich laufende Geschäfts-Modell aus den Niederlanden oder den USA einbringen und lediglich mit den Vorzügen der katalanischen Regularien kombinieren.
Da diese Unternehmen oft auch Bekleidungs-Marken, Musik-Labels und Social-Media-Kampagnen betreiben, sind sie aufgrund ihrer Bekanntheit oft die erste Anlaufstelle für Touristen, die entweder gezielt eine bestimmte Erfahrung für einen schönen Abend im Kreise der Freunde suchen oder lediglich derart von den Logos geblendet sind, dass sie einen großen Namen, prominente Werbefiguren und hohe Preise mit Qualität verwechseln.
Gerade diese Art von Wochenend-Mitgliedschaften bestimmen einen Großteil der Registrierten und lassen die Grenze zwischen Gast, Mitglied und Kunde zunehmend verschwimmen. Zwar beschränkt sich die tatsächliche Partizipation am Vereinsbetrieb auch bei den meisten regelmäßigen Mitgliedern, die hier vor Ort leben, ebenfalls nur auf einen Beitrag finanzieller Art, aber durch die happigen Aufnahme-Gebühren von mitunter 30 Euro, lohnt sich die Ausrichtung auf Touristen in spendabler Urlaubslaune gleich doppelt und dreifach.
Einfach Associatión per Definition
Eine weitere Gruppe von Cannabis Social Clubs, die sich selbst eher als Institutionen der Cannbiskultur und Treffpunkt für Aktivisten, Patienten und Cannafugees aus aller Welt sehen und deren Erfolg auch jedem Laien deutlich anhand der Menge an Trophäen und gewonnen Wettbewerben ersichtlich ist, meiden die soeben geschilderten kommerziellen Praktiken, um sich bestmöglich abzusichern. Gerade in der ständigen Fluktuation der Mitglieder und der damit verbundenen Kommunikation, Anmeldung, der Unkenntnis der Verhaltensregeln im Club, wie auf der Straße und der Überforderung durch die ungewohnte Qualität der angebotenen Cannabis-Produkte, werden vermeidbare Risiko-Faktoren verortet.
Was diesen Clubs einen unheimlichen Vorteil gegenüber der Konkurrenz und der Justiz verschafft, ist, dass sie wirkliche Vereine sind, Associatión per Definition, also Gemeinschaften von Menschen, die zusammenkommen, um Cannabis auszutauschen und sich über Cannabis auszutauschen. Der Club ist sozusagen unberührbar, da er im Kern aus immateriellen Werten besteht, die eine Gruppe Menschen teilt und lebt. Dies ist nicht an eine Immobilie, eine Marke, Aktien-Anteile oder eine Lizenz gebunden.
Laut der Recherche von groworganics haben sich einige Clubs sogar zu dem radikalen Schritt entschieden, bis zum Herbst 2021 keine weiteren Mitglieder aufzunehmen, da dann die Neu-Verhandlung der Situation durch die Spanische Regierung erwartet wird. Auf weitere Nachfragen hin, äußerten die meisten Betreiber generelle Bedenken, aber haben sich aktuell entschieden, nicht nur weiter zu machen, sondern in Zukunft den Mitgliedern mit Glass-Events, Dinner-Abenden, Live-Musik und Kunst zusätzliche Anreize und kulturellen Mehrwert abseits ihrer Cannabis-Produkte zu bieten und weiterhin Stärke, Optimismus und Durchhaltevermögen zu signalisieren.
Unbekanntes Problem mit altbekannter Lösung
Ob es tatsächlich die internationalen Marken sind, deren vermehrtes Auftauchen die Regierung beunruhigt oder ob dafür vielmehr die Art von Clubs verantwortlich ist, die sich zwar am komplett entgegengesetzten Ende der Glamour-Skala positioniert haben, jedoch mindestens genau so wirtschaftlich ausgerichtet sind, bietet in aktuellen Diskussionen und Versuchen der Schuldzuweisung sehr viel Spielraum zur Interpretation.
Der Anlass für die Neubewertung lag in der Genehmigung einer Entlüftungsanlage mit Ausgang zur Straße statt zum Dach, wie es die bisherige Regelung vorgesehen hatte. Im Zuge dieses Prozesses nutze die spanische Regierung die Gelegenheit, dem gesamten Regelwerk seine Rechtmäßigkeit abzusprechen. Katalonien habe nicht die Befugnisse, selbstständig Regularien für eine Form von Drogenhandel aufzustellen, lautet die Begründung.
Allein in dieser Formulierung wird bereits ein Affront gegen die Club-Kultur gesehen, denn mit Drogenhandel hat niemand in den Social Clubs etwas zu tun. Ganz im Gegenteil, so haben sie doch zu einem massiven Rückgang der Straßendealer geführt, die zuvor das Erscheinungsbild der Stadt negativ geprägt hatten. Ein Drogengesetz erscheint denkbar ungeeignet, um dem Aufkommen möglicher Probleme angemessen entgegenzuwirken.
Das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, dass vor allem internationale Besucher mit den Social Clubs verbinden, wurde von den Gründern und Betreibern sicherlich nie in vollem Umfang geteilt. Zu viele traurige Geschichten über behördliche Willkür und brutale Schließungen gab es über die vergangenen Jahre zu hören.
Daher frage ich immer wieder vorsichtig und sensibel nach. Schließlich habe ich vorm inneren Auge die Bilder von Razzien, Rammböcken und beschlagnahmten Plantagen. Dieses Bild stimmt nur zum Teil, werde ich unterrichtet. Tatsächlich fürchten die meisten Clubs vor allem einen Beauftragten der Stadtverwaltung, der mit einer Check-Liste auf bislang ungewisse Parameter und mögliche Rechtswidrigkeiten prüft und, sofern notwendig, eine sofortige, vorläufige Schließung anordnen kann.
Wie ist die aktuelle Lage vor Ott?
Zum Abschluss möchte ich nochmal zusammenfassen, dass es aktuell keinen Grund gibt, seine geplante Reise an die Costa Brava oder die Metropole Barcelona, im Rahmen der geltenden Bestimmungen zur Eindämmung der Pandemie, abzusagen. Wer bisher den Eindruck hatte, Cannabis sei in Barcelona längst legal, wurde nun eines Besseren belehrt. Es ist heute in ganz Spanien genau so illegal, wie vor fünf oder zehn Jahren.
Die Existenz eines Gesetzes und deren tatsächliche Vollstreckung gehen nicht derart ineinander über, wie man es aus anderen Regionen der Welt gewohnt ist. Die Stadt Barcelona wird nachwievor an dem Social Club-Modell festhalten. Besonders in diesem Jahr ist man auch hier auf die Social Club-Besucher angewiesen, die mit vollen Brieftaschen und unstillbarem Hunger friedlich durch die Stadt spazieren.
Die Leute hier behaupten gerne, es gäbe bereits mehr Grow-Lampen und Dünger in der Asservaten-Kammer der katalanischen Polizei als im Rest des Landes im Einsatz sind. Der Kampf gegen die Windmühle scheint sich hoffentlich auch in Kreisen der Justiz und Guardia Civil immer deutlicher abzuzeichnen.
Wer respektvoll, diskret und mit der nötigen Aufmerksamkeit anreist, sollte nachwievor nichts zu befürchten haben und kommt in Barcelona voll auf seine Kosten. Einzig auf die Insta-Stories von den prall gefüllten Gläsern voll funkelnder Blüten und den bunten Auslagen, die stets einen Hauch von amerikanischer Dispensary verströmten, muss einigenorts derzeit verzichtet werden.
Dies ist der Stand zur Veröffentlichung des Artikels und sobald sich neue Tatsachen ergeben, werden wir euch darüber informieren. Folgt dazu gerne auf Facebook, Linkedin und Instagram.
Quellen:
1: Eric Arsenio erwartet die Schließung aller Clubs: https://www.forbes.com/sites/ceciliarodriguez/2021/07/27/the-end-of-barcelonas-cannabis-tourism-court-overturns-regulations-on-clubes-cannbicos/
2: Artikel im Guardian über Details der bisherigen Regeln: https://www.theguardian.com/world/2014/aug/04/catalonia-holland-of-south-tightens-rules-barcelona-cannabis-clubs
3: Amsterdamer Coffeeshops in Zukunft ohne Touristen: https://www.dw.com/de/amsterdam-will-touristen-aus-coffeeshops-heraushalten/a-56177928
4: Instagram profil von Grow Organics: https://instagram.com/growoganics?utm_medium=copy_link
5: Bericht der European Coalition for Just and Effective Drug Policies: https://encod.org/en/cannabis-social-club/examples-of-cscs-in-europe/catalonian-government-tightens-up-rules-around-cannabis-social-clubs/
6: Dokumentation des Magazins Vice: https://youtu.be/xDsg_qmghuU
Dänemark: Grünes Licht für permanente Medizinische Cannabis-Produktion
Am 25. Mai 2021 hat sich das Dänische Parlament, auch «Folketing» genannt, darauf geeinigt, den Anbau von Medizinal-Cannabis nachhaltig zu erlauben. Wie der dänischen Zeitung fyens.dk zu entnehmen ist, folgt dieser Schritt auf ein vierjähriges Pilot-Projekt, welches seit 2018 läuft.
Interessant: Im Rahmen des Pilot-Projektes sollte vor allem der Zugang von Patienten zu Medizinal-Cannabis erprobt werden. Jedoch wurden bisher lediglich vier ausländische Cannabis-Produkte von der dänischen Arzneimittelbehörde zugelassen und keine Produkte aus dänischer Produktion. Das Paradoxe daran ist, dass im Rahmen des Pilot-Projektes neben der Abgabe an Patienten auch der Grundstein für die heimische Produktion von medizinischem Cannabis in Dänemark gelegt wurde. Der bekannteste Akteur in dem Bereich ist Aurora Nordic, eine Tochterfirma der kanadischen Aurora, die ein Joint Venture mit der dänischen Tomaten-Gärtnerei Pedersen & Søn eingegangen ist.
In diesem Rahmen wurde auf der Insel Fünen ein fast 10.000m2 großes Gewächshaus für die Produktion von medizinischem Cannabis ausgestattet, was einem jährlichen Ertrag von 10.000 kg medizinischem Cannabis pro Jahr entspricht. Mit dieser Menge plus Importen aus Kanada prognostiziert Aurora laut Krautinvest.de den gesamten Europäischen Bedarf für die nächsten Jahre decken zu können.
Paradox erscheint die Sache vor dem Hintergrund, dass in Dänemark nun die größte Produktions-Stätte für medizinisches Cannabis in Europa entstanden ist, welche vor allem genutzt wird, um den Bedarf an medizinischem Cannabis im restlichen Europa sicherzustellen. Jedoch gibt es für die in Dänemark produzierten Medizinal-Cannabis-Blüten noch keine Zulassung auf dem heimischen Markt, wie Jane Heitmann von der Liberalen Partei mit Ärgernis mitteilt.
Verlängerung des Modell-Projektes für Patienten um 4 Jahre
Der Zeitraum für die Erprobung der Abgabe von Medizinischem Cannabis in Dänemark wird mit dem neuen Beschluss um weitere 4 Jahre verlängert. Der Anbau von Medizinischem Cannabis jedoch wurde mit der Parlaments-Abstimmung auf unbegrenzte Dauer erlaubt. Man könnte also fast darauf schließen, dass Dänemark aus dem Zukunftsmarkt Cannabis vorerst vor allem wirtschaftliche Vorteile zieht. Denn Auroras Aktivitäten in Odense auf der Insel Fünen stellen vor allem Arbeitsplätze sicher und stärken die lokale Wirtschaft durch Steuereinnahmen.
Wie groß der Fokus auf das Patienten-Wohl ist, kann momentan nur gemutmaßt werden. Es bleibt zu hoffen, dass bald auch die heimisch produzierten Cannabis-Produkte in Dänemark verkauft werden dürfen. Schließlich gibt es die dort produzierten medizinischen Cannabis-Blüten auch schon in Deutschland und vier anderen europäischen Ländern zu kaufen. Während also der Modellprojekt-Part mit dem Anbau bereits ein sehr positives Ergebnis für das Land Dänemark und die Ausländischen Investoren hervorgebracht hat, ist für die heimischen Patienten noch lange kein akzeptabler Stand erreicht, resümiert fyens.dk.
Is it already too late to enter the CBD and cannabis market in 2021?
As an entrepreneur and consultant in the cannabis industry, this question often comes to my mind: Have we already missed the right time to enter the cannabis market with new companies? Is the CBD and medical cannabis market possibly already saturated? Today I wanna follow some economic thoughts about the development of the cannabis market from the beginning to the current state and wanna share some balanced evaluations to the main question of this article: Is it already too late to enter the CBD and Cannabis market in 2021 - And if not, from which directions is it recommended to dive into the market as an entrepreneur?
In professional and business circles with points of contact with cannabis, it is difficult to escape the competitive struggles and mergers of the world's largest cannabis companies. The world's largest stock companies have grown steeply for some time, more precisely until the end of 2018. But share prices have been tumbling since then. The 2018 legalization in Canada couldn't catch up with high expectations from investors worldwide. The fourth largest cannabis company by sales, Tilray, has even been in a permanent decline since then - despite innovative ready-to-use medicinal products for pharmacies and patients. It seems like a smart move, that Tilray announced some days ago to merge with Aphria - together they form the biggest cannabis company of the world measured by revenue.
Even broad diversified companies such as Canopy Growth, which are active in all imaginable market segments, were unable to match the highs of 2018. To illustrate how broadly Canopy Growth is positioned, and how little this broad positioning has pushed the share price, I listed a few of their companies with a brief description:
- Tweed: THC-containing cannabis flowers and soft drinks and vape carts
- Martha Stewart: THC gummies and softgels
- BioSteel: Nutritional supplements and beverages for athletes
- Houseplant: "Premium" cannabis flowers and pre-rolled joints
- Tokyo Smoke: Specialty cannabis stores in Canada
- DNA Genetics: A seed bank
- plus many more CBD and THC brands in all kinds of variations
One factor really stands out in my two initial examples: They are both Canadian companies! And it's not only them, 8 of the world's nine largest cannabis companies are based in Canada - the first G7 nation, that approved cannabis for medical and recreational use in 2018. Canadas step also includes legal money processing through the official banks, which is still not possible in the USA - a big push for Canadian cannabis companies.
But the world with more than 7.7 billion people does not only consist of Canada, a country of 37.59 million people. Canada, the second largest country in the world in terms of area, is inhabited by just under 0.4% of all people on earth. But, as a G7 country, Canada has a huge gross domestic product (GDP in relation to its population).
- GDP Canada 2020: 1,64 Trillion US-Dollar.
- GDP worldwide 2020: 83,8 Trillion US-Dollar.
Canada generates around 2% of global GDP with 0.4% of the world's population: These figures speak for a strong economic power. To open up opportunities for new cannabis markets, we could of course now simply look at which countries have high GDPs. But just because a country has a strong overall economic output does not mean that a cannabis market can also establish itself locally. The base condition for establishing new cannabis markets is of course first of all local legislation, but also international framework agreements. But:
Purchasing power as an indicator of growth and target markets for the cannabis industry
In my opinion, however, to assess new CBD markets it's way more important to look at a country's purchasing power instead of just the current legal status. Because cannabis legislation can change much faster than the economic upswing of a country, when we take a look on the development of both economy and legalization events over the last few years. One big step for example was the reclassification of Cannabis by the UN in the end of 2020, when the therapeutic use of Cannabis got finally recognized.
So we can expect a general growth of the cannabis industry for the future, as it's likely that more and more countries will legalize the use of CBD or medical cannabis use over the next decades. And when this all happens, we really should be prepared and have a basic understanding of which countries have the best starting positions for a successful cannabis industry. Of course I cannot say this guaranteed, but I set up the brave thesis that countries with bigger purchasing power are more likely to become attractive markets for cannabis products.
I write from Germany and Switzerland and took a look at the purchasing power of different countries in relation to Germany. I sourced the data from Länderdaten.info: This page explains very well for all interested readers, what purchasing power actually is:
Cost of living and purchasing power in relation to income
We have set the cost of living in Germany from 2019 and 2020 as a basis with an index of 100 and then adjusted the other countries relative to Germany. With an index of 80, the usual costs of daily needs are 20% lower than in Germany.
The monthly income (please do not confuse it with a wage or salary) is calculated from the gross national income per inhabitant.
The calculated purchasing power index is again based on a value of 100 for Germany. If it is higher, you can afford more based on the cost of living in relation to income. If it is lower, the population is also less prosperous.
Using the example of Switzerland in relation to Germany:
With a cost of living index of 153, all goods are on average around 53 percent more expensive than in Germany. However, at 6364 euros, the income in Switzerland is also 76 percent higher than in Germany, which means that the average citizen can again afford more. If you now calculate the 53% higher costs against the 76% higher income, a Swiss can still afford about 15 percent more than a German. So the purchasing power of Switzerland is 15% higher than the purchasing power of Germany.
We see, that Canada is in 21st place. Canada has a purchasing power index of 112.6% in relation to Germany, so Canadians can afford more products of the “good life” after deducting all fixed costs. By products of "good life" I mean, for example, expensive cosmetic and lifestyle products, such as CBD oils or cannabis flowers. Both are quite elaborately produced products with a long value chain and therefore automatically more expensive than staple food or toilet paper. In addition, cannabis products have not yet been classified as essential for survival, which is why cannabis products have to be paid for with money that is left in the consumer's wallet after all basic needs have been met.
Industrial nations as strong target markets for cannabis products
What is striking when looking at the purchasing power ranking: Many of the countries shown with higher purchasing power than Germany are among the economically strong industrial nations. We see many European countries, the USA, Japan and Australia: All of these countries have dominated the economic markets of our world for the past 70 years. In developing countries such as China and India, on the other hand, there is currently rapid economic growth, but purchasing power remains far behind at 71% and 35% compared to Germany. This means that the residents of these countries tend to have less money left over for the regular consumption of CBD and cannabis products - even if the cannabis products were allowed in these 1.5 Billion citizens countries.
But let's take a look at the countries with higher purchasing power: In countries such as the USA and Israel, the business with medical cannabis and CBD is already booming, and there, like in Switzerland, the market is more likely to be saturated at the moment. In general, entering the market seems unattractive. But countries like Switzerland show that new markets are constantly forming and opening up around the world. “Little” Switzerland with only 8 million inhabitants has developed into the most important CBD producer in Europe within four years and now supplies almost all European CBD markets with high quality CBD flowers and oils: Despite the higher permitted concentration of active ingredients and dizzyingly high levels of minimum wages!
And there are not only chances in expanding existing markets with exports, but also a still increasing demand for cannabis products in already existing markets.
Lately I read about the 36.6 % stakes of Constellation Brands in Canopy Growth. Constellation Brands also owns the beer brand "Corona". Now as international respected Institutions like the United Nations recognize the medical benefits of cannabis, and companies like Canopy Growth want to distribute THC beer, that makes similar effects to a bottle of normal beer, it's likely that over the time the market share of cannabis beer in relation to alcohol sales will increase. Fingers crossed, but it's known that many people worldwide drink beer instead of cannabis, because with drinking beer they cannot loose their drivers license that easy or get into other kinds of legal trouble. But that doesn't mean, that they wouldn't switch to an alternative, that has less longterm side effects and gets more and more legal around the globe. I think it will be special products like cannabis beverages or cosmetics, that will be accepted from the mass of the potential consumers. According to Wikipedia, 1 Billion people worldwide smoke and 2 Billion people drink alcohol - so it's more common to drink than to smoke. But back to our established cannabis markets, that expand their markets by exporting their goods and knowledge regarding smokeable and vapeable cannabis flowers.
The Canadian cannabis companies already have large market shares worldwide
Meanwhile, other European countries with a higher purchasing power than Germany were targeted at an early stage by the stumbling Canadian companies; investments in Denmark, for example, were placed by the fifth largest cannabis company in the world - Aurora from Canada. While Aurora's share price stumbled due to the oversaturation of the Canadian medical cannabis market and exports to medical cannabis markets abroad developed slower than expected, many experiments were initiated straight on locations abroad. In Denmark, for example, a “Sky Class” greenhouse of almost 10,000m2 was built to supply the Central European medical cannabis market. Aurora's strategy of gaining an early mover advantage in countries with emerging markets for medical cannabis was particularly pushed in Europe. Aurora acquired medical cannabis production companies in Portugal and founded medical cannabis distribution companies in Poland, Germany, Great Britain and Italy, among others.
In Italy, the second largest medical cannabis market in Europe emerges
In Europe, the medical cannabis market is growing these days. Investor groups and Entrepreneurs from the pharmaceutical industry compete with established medical cannabis companies such as Aurora or Aphria for the few slots for growing and selling medical cannabis. The established companies are often awarded the contracts, because they can best convince the European authorities that they can comply with European GMP and GACP requirements with established concepts. European start-ups usually do not have the opportunity to present their best practices and existing greenhouses (like I visited in 2018 in California, here's the photo story), because most of them simply don't have established these structures for now.
In addition, foreign production companies are pushing prices for medical cannabis down enormously: According to marketrealist, Aurora has guaranteed a sales price of € 1.73 per gram for the guaranteed delivery quantity of at least 400kg per year for the Italian market. These prices are only possible when running huge, sophisticated and process optimized cannabis production facilities. To do this, land prices, rents, labor costs and electricity tariffs at the place of cultivation must be very low and subsidies high - a advantage for companies like Aurora, which do not always grow medical cannabis in the target markets but import it from other countries. Local farmers and nurseries cannot keep up with such prices in initial stages. Added to this, in the medical sector only CBD and THC active ingredient contents has to be constant by law and, for example, terpene values don't have to be constant yet: This means that medical cannabis can be produced at even lower prices and still fully meets the official requirements for quality - even if the patient at the end of the value chain sees it very different, because the medical cannabis don't catch up with their expectations of a high quality medical product.
Germany currently has allowed three medical cannabis producers to produce in Germany
Market observations of medical cannabis worldwide suggests, that this market is tightly controlled by the major Canadian companies at the moment. The demand for medical cannabis is also still starting to increase and at the moment the demand is still not that big. So in the medical sector there's no space for many competing production companies at the moment.
In Germany, for example, three medical cannabis production companies have so far won the sought-after medical cannabis production contracts: two of them Aphria and Aurora. The third company for the production of medical cannabis is Demecan, which for once comes from Germany. The only downer: Demecan is only allowed, to produce and sell about half as much medical cannabis per year from the German BfArM as its two competitors from Canada are allowed each.
And even if it sounds unfair, that out of over 180 applicants, just three got a contract, it matches the current market realities. According to prohibitionpartners.com, Germany imported only 9,249kg of medical cannabis in 2020. In comparison to 2018-2019, the growth rate for the demand of medical cannabis even decreased by 63% in the 2019-2020 period.
The focus should be on the patient and consumer - market niche high quality medical cannabis?
However, for entrepreneurs and investors there is some light at the end of the tunnel: The feedback from German cannabis patients shows that the quality of medical cannabis does not yet meet their expectations. This opens opportunities for new medical cannabis producers. Let's check out, why there are some niches opening. First of all, let's hear the patients. The Vice writes in this article:
Germany's handling of medical cannabis is above all confusing, say those affected. Medical Cannabis is difficult to obtain and talks with doctors are still burdened with prejudice. The quantities available in Germany are too small, doctors lack expertise and health insurance companies regularly refuse to pay. Those who have to pay for their medical cannabis say it's overpriced and of poor quality. Quite a few therefore continue to try the black market or cultivate their needed medicine illegally themselves.
It is frightening to read that some patients value the unregulated quality of the black market more than the strictly state-controlled medical cannabis from the pharmacy. It becomes clear that the focus on requirements for medical cannabis products vary widely from producers, governmental agencies, wholesalers, pharmacies and patients.
- The production companies want to manufacture at the lowest possible cost.
- The authorities want compliance with all required limits of pesticides and consistent active ingredient concentrations of THC and CBD.
- The wholesalers want to deliver as many varieties as possible to as many pharmacies as possible.
- The pharmacies want the most stable range possible on their shelves.
- And most important: The patient wants a delicious, terpene-rich, consistent product - preferably even different varieties with different terpenes for morning and evening applications.
Cheapest production processes for the established producers of medical cannabis
Companies like Tilray communicate their production process transparently to the outside world. It is noticeable that the Canadians only allow four to eight days of drying time for their medicinal cannabis flowers of the highest quality. Cannaisseurs know, however: 10-14 days of air drying and subsequent hand trimming lead to really tasty cannabis flowers. We don't even want to start with a two to three month curing process - hardly any producer of medical cannabis spends resources on a decent curing process.
In addition, after harvesting and drying, cannabis flowers are often radioactively irradiated with gamma radiation in order to then guarantee to pass all limit value tests for fungi, mold, insects and pathogens. They have implemented processes that make the production of large quantities of medicinal cannabis flowers especially cheap.
All these observations show that although the required quantities of medicinal cannabis flowers can be already covered by overproduction in certain countries through exports worldwide, the quality is still well below the expectations of patients. In the medical cannabis market, there is still room for new companies, especially in the high-quality market niche.
Market niches as a great opportunity for the cannabis market - let's have a look on CBD
Because the CBD market is (still) significantly less regulated than the market for medical cannabis, the discrepancies in the expectations for the quality of CBD products between consumers, producers and wholesalers are, in my opinion, smaller than on the market for medical cannabis. This means that the producers are more likely to place those qualities on the market that are ultimately well acknowledged by consumers. But even in the CBD market, many companies are subject to subjective assessments and are currently still producing for past demand and requirements.
In Switzerland, for example, there is a certain overproduction in lower and middle grades, but very high quality CBD flowers are offered by too few companies. The market for CBD biomass (low, cheap quality) is hardly worthwhile in countries like Switzerland due to the costs of rent, energy and work, when countries like China offer CBD biomass for EUR 3.50 per kilogram. Cosmetics manufacturers who are interested in the pure CBD raw material, of course, prefer to buy the basic substances for their products abroad because of the cost savings. The end consumer, on the other hand, prefers to buy a high end quality plant product, that has been lovingly dried, is based on good genetics and brings the expected effect when smoked. As a small but fine craft cannabis brand, you can definitely establish yourself almost anywhere - you should just keep your expectations of the company's scaling low. Just to give my end consumer assumptions some credibility: I can evaluate the end consumers perspective in such a specific way, because I worked in a Swiss retail store for CBD over the last year from time to time.
Economy of scale vs. market niches
A friend of mine who advises medical cannabis companies in Great Britain once told me a funny anecdote: A customer calculated how much acreage he would need for so and so many millions of profit a year. With his thinking, he would have produced ten times the needs of medicinal cannabis in the UK per year. You can safely imagine what the consultants first piece of advice was.
Anyone who observes the CBD industry will notice one thing: There are hundreds of brands and thousands of products and every company that can assert itself in the market in the long term will sooner or later find its own market niche. Some CBD brands can make a living from working with just one big influencer. Other CBD brands rely on a mix of influencers - without having to activate a single marketing tool. I'll give you an impression on how several German CBD Brands found their really own powerful market niches.
Great realized niches from German CBD brands
The German cosmetics startup J’tanicals from Dusseldorf, for example, successfully placed its three CBD cosmetic products at Europe's largest perfumery retail chain Douglas. Apparently the brand is really serious about its niches, because J’tanicals has also been able to position itself successfully at Aboutyou, Germany's fourth largest online shop for fashion.
Also the consortium around MyWeedo and Hempgroup has found exciting niches: Together with the Süddeutsche Zeitung, which counts over 100 million! unique visits each month, they have published a guide to CBD on the Süddeutsche's website, where their CBD oil is prominently advertised. It should be mentioned at this point that the Süddeutsche Zeitung not only has a high number of visitors, but is also regarded as the leading news and publishing medium in Germany that is perceived very seriously. So the Süddeutsche creates trust, which I find very important for a product as new as CBD. Well played, MyWeedo and Hempgroup.
Tom Hemp's from Berlin, on the other hand, was one of the first CBD companies to launch a pop-up store - in the much-visited East Side Gallery in Berlin, a shopping gallery. In addition, Tom Hemp’s has placed his CBD products at Europe's ninth largest online shop, Zalando - Congratulations!
Even more classic distribution models can be successfully occupied as niches. Nutree, for example, has placed its CBD oil at Rossmann - one of the largest drugstore chains in Europe. And that's just one of many retail chains. As CBD becomes more popular in society, other retail chains will also want to sell CBD products. Just imagine when CBD oils are available in most grocery stores like Lidl, REWE, Kaufland or EDEKA in Germany. Same goes for Wal-Mart, Tesco and other international retail companies.
And now comes the punch line: Aurora and other Canadian public companies have no participation in all of these promising cannabis product placements in powerful market niches.
market niches ≠ Aurora and sons
So you can see very well that there are still numerous options on how to successfully produce and sell CBD and cannabis products without having to fear the stock giants from Canada. While these companies have quickly ripped off the mass market, they are still a long way from the holy grail of quality. These Companies would also need thousands of sales employees to open up to all the possible sales channels - most important for the less regulated CBD market. Just think of "Bunte Blume", a CBD startup that sells its products through the Berlin “Späti” network - small, independent shops that sell drinks, cigarettes and snacks around the clock in the smallest of stores. And since 2020 also CBD flowers! And "Bunte Blüte" holds a large stake on this attractive market niche.
Countries as market niches that offer cannabis business opportunities
But a lot can still be achieved in the cannabis market not only in a vertical orientation, there are also still many possibilities in the horizontal direction. The CBD trend has only just nudged the world markets and billions of people still have no access to a regulated market for cannabis and CBD.
Countries that are dependent on particularly good economic ideas due to their location factors such as size, climatic zone, relief and lack of fossil resources, are able to influence their entire surrounding regions or even entire continents in the near future influence, like Switzerland influenced Europe - although Switzerland is not even a member of the EU! But it's one of the most central located countries in Europe.
Similar to Switzerland, other states with a special status could develop in their regions. These countries include, economy-wise, for example Qatar, Singapore or Japan. Or in Europe Luxembourg - the country is one of the first countries to legalize THC-containing cannabis for recreational purposes in Europe.
So it is definitely worth taking a closer look over the next 10 years to see where international markets are opening up and how you can best establish entrepreneurial roots in these markets. But one is for sure: The Cannabis market is still growing long term and if you didn't start you cannabis company till now, today is the best time to get in.
As a last note, please don't hesitate to reach out to info@research-gardens.com with all your questions, as we have a bunch of qualified consultants for several cannabis related questions and ideas. May it be marketing, production or compliance related - we're here for you to help you getting your company started in a structured, data based way.