Lorenz

Cannabis Test Labore Deutschland ohne Labor-Standard

Schummeln Labore beim Cannabis-Legalisierungs-Start?

Keine Auflage zum Kalibrieren der Fein-Waage. Und mit dieser durch die Qualitätssicherung durchgefallenen Bauernregel ein herzliches Willkommen bei Research Gardens, deinem Partner in der Anlagen-Planung und Navigator durch den regulatorischen Cannabis Dschungel.

Heute gibt es von unserer Seite mal einen Kleinen Rant. Wir schlüsseln auf, warum der Deutsche Gesetzes-Entwurf zur Cannabis-Legalisierung mit Fokus auf Säule 1 einen bedeutenden Logik-Fehler in der Labor- und Gewährleistungs-Frage konstruiert. 

Für Anbau-Vereine gibt es die klare Vorgabe, die vom Landwirtschafts-Ministerium nachdefinierten Grenzwerte auf Einhaltung bei Laboren zu testen. 

Aber nirgendwo steht geschrieben, an welche Regeln sich die Labore selbst halten sollen. 

Außerdem gibt es keinerlei Richtlinien, wie Anbau-Vereine ihrer Verantwortung für den Konsumenten-Schutz rechtssicher begegnen können, weshalb Vorstände unserer Einschätzung nach immer mit einem Bein im Knast stehen.

Am Ende des Videos verstehst Du, warum wir mit dem momentanen Gesetzes-Entwurf die Entstehung einer Fake-Labor-Landschaft prognostizieren und wie Lauterbachs Team den Mangel in 3 Minuten beheben kann. 

 

Verantwortung der Vereine nach §17 - Gesundheitsschutz der Mitglieder

Steigen wir direkt ein mit Paragraph 17 aus dem aktuellen Gesetzesentwurf. 

Dort steht nämlich drin, dass Anbau Vereinigungen beim gemeinschaftlichen Eigenanbau die Grundsätze der guten fachlichen Praxis einhalten müssen.

Sie haben ausreichende Vorkehrungen zu treffen, damit Risiken für die menschliche Gesundheit, die durch den Einsatz der in Absatz vier genannten Stoffe, Materialien oder Gegenstände entstehen können, minimiert werden. 

Cannabis Vereine haben also eine klare Sorgfaltspflicht und sind für die mit dem Cannabiskonsum verbundenen Gesundheit ihrer Mitglieder verantwortlich. Was ja auch super wichtig ist, wenn man daran denkt, dass die Inhalation von Cannabis Dampf direkt in die Lunge und damit unsere Blutbahnen gelangt.

Doch mit Blick auf Paragraph 17 stellt sich mir eine elementare Frage: Pharmazeutische Hersteller, beispielsweise von Cannabis, haben ganz, ganz, ganz klare Vorgaben, wie sie ihr Qualitätsmanagement System zu designen haben und welche Freiräume sie darüber hinaus gestalten können. 

Jetzt aber sollen Laien, denn von nichts anderem kann ich sprechen, wenn wir davon ausgehen, dass pflanzen-nahe Dienstleistungen mit maximal 520 € pro Monat vergütet werden dürfen, auf einmal selber ein risiko-minimierendes Qualitätsmanagement System ohne jegliche Richtlinie und Guidance erschaffen.

Ein Qualitätsmanagement System wie zum Beispiel angelehnt an den GMP-Standard, an welchem seit 1978 immer wieder gearbeitet wird, um Lücken aus der Praxis zu schließen und somit die Konsumenten Gesundheit von Arzneimitteln immer weiter zu verbessern und die Risiken zu senken.

Klar, als Nerd für die pharmazeutische Qualitätssicherung kann man jetzt natürlich easy unterstellen, dass ich ein bisschen Lobbyismus betreibe und GMP durchboxen möchte. Aber das ist mir komplett egal. Wie wir den Standart nennen, spielt für mich keine Rolle. 

Cannabis-Vereins-Betreiber immer mit einem Bein im Knast

Wichtig ist, dass Anlagenbetreiber, Vereins-Vorstände und Mitglieder eine klare Richtlinie haben, an der sie sich orientieren können, um Konzepte zur Risiko-Minimierung zu erstellen. Denn was steht im Gesetz drin?

Wenn ich es nicht missinterpretiere, können Vertretungs-Berechtigte der Anbau-Vereinigungen, wenn sie mehr als 840 € im Jahr verdienen, zu einer gewissen Haftung zu Rate gezogen werden. Haftung, die über grobe Fahrlässigkeit oder den Vorsatz hinaus geht. 

Vereins-Vorstände stehen also gewissermaßen immer mit einem Bein im Knast. Deshalb wollen wir mit diesem Beitrag einen Input zum laufenden Gesetzgebungs-Verfahren beisteuern, damit hoffentlich eine umfassende Anleitung, eine Richtlinie zur Qualitäts-Sicherung nachgeliefert wird. Nur so können es Anbau-Vereinigungen in meinen Augen schaffen, den Anforderungen des Gesetzes-Entwurfs gerecht zu werden und unabhängig ihrer Vorerfahrung rechtskonform zu operieren. 

Kann ja nicht Sinn und Zweck des Gesetzes sein, dass in jedem Verein eine pharmazeutische Fachkraft für 520 EUR pro Monat ein Qualitäts-Management-System basierend auf Annahmen und Best-Practices auf gut Glück konzipiert. Das sollte für ganz normale Menschen stemmbar sein, basierend auf klaren Anforderungen. Im Endeffekt geht es ja „nur“ darum, dass das produzierte Cannabis den Konsumenten am Ende sauber und mit richtigen Angaben erreicht. 

Cannabis-Standards weltweit: Vergleich mit der Schweiz

Schauen wir doch mal, wie andere Länder ihren Cannabis Marktteilnehmern eine Richtlinie geben, wie denn Qualität gesichert werden muss. Da haben wir zum Beispiel die Schweiz, die hat das super vorgemacht in meinen Augen. 

Die Grundlage für den Anbau nach Betäubungsmittel Pilot Verordnung ist da nämlich der medizinische GACP STANDARD, der normalerweise für die Heilpflanzen-Produktion angewendet wird.

Und da GACP in sich gar keine Freigabe-Prozesse oder Labor Standards impliziert, wurde das kurzerhand im Gesetz einfach dazu notiert. Schwarz auf weiß. Dort steht zum Beispiel drin, dass eine Rückhalte-Probe von 250 Gramm pro Charge aufbewahrt werden muss. Das ist super, wenn zum Beispiel mal ein Konsument deines Cannabis eine Anzeige wegen Starken Hustens erstattet.

Dann kannst du noch mal auf die Rückhalte-Probe zurückgreifen und bei einem erneuten Labortest nachweisen, dass alle Kontaminations-Vorgaben eingehalten wurden. 

Und dann ergibt sich vielleicht, dass das starke Husten daher kam, dass der Konsument zwei Wochen die Luftverschmutzung von Neu Delhi eingeatmet hat. Wir haben es hier mit klaren Fragen der Gewährleistung und Haftung zu tun. 

Der zweite Punkt, den ich beim Schweizer Gesetz hervorheben möchte, ist, dass alle Test-Labore nach entweder ISO 17025 zertifiziert sein müssen, der weltweit anerkannte internationale Standard zum Testen und Prüfen oder dass die Labore an Ringtests teilnehmen müssen, dass also eine Probe an verschiedenen Laboren getestet wird und geschaut wird, wie sehr ähneln sich die Laborergebnisse oder gehen auseinander.

Und als drittes, und das finde ich besonders schön im Schweizer Gesetz: 

Alle Grenzwerte, die man als Anbauer einhalten muss, sind schwarz auf weiß in der Anlage des Gesetzes notiert. 

Deutschland: Fehlende Grenzwerte für Kontaminanten und Fremdstoffe verhindern Planungs-Sicherheit für Cannabis-Vereine

Kurze Referenz zum deutschen Gesetzesentwurf: Dort steht drin, dass alle Grenzwerte bisher noch vom Landwirtschaftsministerium nachträglich festgelegt werden können. In Deutschland weiß man also noch gar nicht, ob es hart oder einfach wird, gemeinschaftlichen Eigenanbau durchzuführen.

Zum Beispiel sind die Vorgaben im medizinischen Cannabis Bereich oftmals an Tee-Kräutern orientiert. Das heißt, die zu Grunde liegende Risikobewertung basiert darauf, was mit dem Kraut passiert, wenn es mit heißem Wasser aufgegossen wird und dann durch meinen Magen wandert. 

Der Magen mit der PH zwei sehr sauren Magensäure kann natürlich auch viele Kontamination kurz und klein ätzen, während unsere Lunge sehr, sehr sensibel ist und da weniger Filter Wirkung mit sich bringt. Es bleibt also sehr offen, wie hart die Einhaltung der noch unbekannten Grenzwerte wird und ob dies für Laien-Gärtner einfach oder sehr schwer wird. 

Zurück zum Schweizer Gesetz. Es ist mit 15 Seiten nur 8 % so lang wie das deutsche. Und in meinen Augen gibt es trotzdem so viel mehr Handlungsanweisungen und Rechtssicherheit als die deutsche Version. 

Und ich weiß, manch einer kann es immer noch nicht glauben, aber ich möchte hier jetzt nicht GACP oder GMP als Standards für Anbau Vereinigungen etablieren, nur weil ich das schon kenne.

Keine Strafe: Sinn und Zweck von Qualitäts-Sicherungs-Systemen

Ich muss jedoch sagen, dass ich durch meine intensive Auseinandersetzung mit Qualitätssicherung Systemen nach und nach den Sinn und Zweck dieser ganzen Quality-Nerf-Regeln erkennen konnte.

Als ehemaliger, Unordnung akzeptierender Gärtner waren regelmäßige Reinigungsprozess ein gewisses Fremdwort für mich. 

Wenn ich mal ganz ehrlich bin wurde auch das PH Messgerät nicht jede Woche kalibriert. Aber gerade beim Beispiel des PH-Mess-Geräts ist es so wichtig, da mal kurz drauf einzugehen.

Wie oft bekommt man in Grünen Communities Fotos von kranken Pflanzen? 

PH Wert 5,8, alles okay. 

Wann hast du dein PH Wert Messgerät das letzte Mal kalibriert? 

Noch nie. 

Das sind natürlich alles eklatante Probleme, denn eine Messung des PH Wertes ist nur so genau oder aussagekräftig wie die Präzision des Messgeräts. Ist das Messgerät falsch kalibriert, so trifft man schlicht und einfach Entscheidungen auf falschen Annahmen.

Kippt also im Zweifel zu viel Säure oder zu viel Base in die Nährlösung und ein zu niedriger oder zu hoher PH Wert kann natürlich einen ganzen Anbauraum ruinieren, vor allem wenn man im Glauben ist, das alles passt und eine Woche lang die Nährstoff Lösung mit einem PH Wert von 4,6 gibt. 

Verkettung von Umständen. Was passieren kann, wird passieren.

Und jetzt gibt es ja nicht nur PH Messgeräte, sondern auch viele andere Messgeräte wie zum Beispiel Waagen, EC-Wert-Tester, Mikroben,-Tester und viele mehr. 

Sind sie alle falsch kalibriert, dann kommt es schnell zu einer Verkettung von Entscheidungen, basierend auf falschen Annahmen. Man spricht dabei oft vom Schweizer Käse oder auch Swiss Cheese Model, das besagt, dass, wenn verschiedene Gefahren Ereignisse parallel oder in Sequenz auftreten, sehr unwahrscheinliche Kollateral Schäden folgen werden. Diese können in unserem Fall von kontaminierten Chargen zu anhaltenden gesundheitlichen Schäden bei den Konsumenten führen.

Doch jetzt mal kurz weg vom Anbauer und hin zum Konsumenten, denn der soll ja laut dem Gesetz geschützt werden. 

Konsumenten sollen sich über Gewichts-Angaben sicher sein können, denn diese sind nötig, um genau zu dosieren. Das gleiche gilt für den THC Wert. Der muss genau angegeben sein, damit Konsumenten die Stärke ihres nächsten Joints abschätzen können und nicht in unangenehme Sphären vordringen.

Wunsch nach wegweisenden Richtlinien für Cannabis Anbau-Vereine

Für all diese Aspekte braucht es in meinen Augen klare staatliche Vorgaben, damit Cannabis Anbau Vereinigungen genau wissen, wie sie die Konsumenten Sicherheit mit realistischen Mitteln sicherstellen können. Ein großer Kritikpunkt, den ich an den Entwurf bisher habe, klang schon an und das ist, dass es keine Spezifikationen für die Testlabore gibt. Das wird in meinen Augen zu 99 % darin resultieren, dass sich eine Labor-Landschaft entwickelt, welche pauschal positive Ergebnisse zurückmeldet.

Eine klassische Win Win Loose Situation. Die Vereine können ihre Chargen immer freigeben, egal ob de facto kontaminiert oder nicht. Die Labore, die bekommen immer ihr Geld für ihre Analysen. Und der Konsument, der denkt, alles ist fein, aber konsumiert im Zweifel eine kontaminierte Charge. 

Und das kann zu langanhaltenden Gesundheitsschäden führen. Niemand will die ambulante Behandlung wegen einer Lungenembolie riskieren. 

Cannabis-Labor-Schummelei in anderen Ländern

Ein Blick nach Kanada offenbart eine ähnliche Situation.

Dort weichen THC Testergebnisse nicht selten 30 % vom eigentlichen Wert ab. Das heißt, wenn man dort  30 % THC-Gehalt testet und dann die gleiche Charge noch mal in Deutschland, sind es nicht selten 20 % THC. 

30 % Abweichung beim THC-Wert und wer weiß, ob das bei Rückstandstests nicht ähnlich läuft. 

Ich weiß nicht, warum das im Deutschen Gesetzgebungs-Prozess noch niemanden aufgefallen ist. Aber ohne einen Standard wie ISO 17025 oder einen eigenen Labor Standard steht es jedem Labor frei, welche Testmethoden zur Analyse hergenommen werden.

Und das wiederum kann zu eklatanten Unterschieden in den Analyse-Werten führen, welche ja dazu da sind, Chargen als Risikoarm für den Konsum freizugeben. 

Prozess-Kette Labor-Untersuchungen Cannabis

Jetzt zeige ich euch noch mal kurz anhand dieser Grafik, warum ich das für so ein großes Problem halte. Am besten wechselst Du dafür kurz zu unserem Video, um die Grafik neben den folgenden Inhalten immer im Blick zu behalten.

In einem normalen Anwendungsfall haben wir die Probenahme in der Anbau Vereinigung. Dann haben wir die Analyse im externen Labor oder auch in-Haus. Dann haben wir die Ergebnisse aus der Analyse und daraufhin werden die Chargen freigegeben oder geblockt und dann kann ein Konsum folgen.

Wenn eine Charge nicht freigegeben, sondern blockiert wurde, kann natürlich kein Konsum folgen. 

Erster Knackpunkt: Probenahme

Alles fängt bei der Probenahme in der Anbau-Vereinigung an.

In der Kultivierung werden Blüten eingetütet, die dann zum Analyselabor eingesendet werden. 

Da stellt sich natürlich die erste große Frage: Wird die Probe von oben genommen oder eher Mitte der Pflanze oder doch im schattierten unteren Teil?

Man weiß es nicht. Was man weiß ist, dass die oberen Blüten tendenziell einen etwas höheren THC Wert haben als die unteren. Jetzt ist natürlich wichtig, dass man das testet, was man auch verkauft. Wenn man zum Beispiel gemischte Packungen mit kleinen, mittleren und großen Blüten verkauft, sollte auch der Test kleine, mittlere und große Blüten getestet haben. 

Wenn man nur große Blüten verkauft und die anderen einzelnen Produktkategorien einzeln, sollte man auch die großen Blüten für das Große-Blüten-Produkt analysieren lassen.

Wir sehen, selbst bei der Probenahme gibt es schon sehr, sehr viel Handlungs-Spielraum für die Betreiber von Cannabis Produktionsanlagen. 

Abenteuerlicher wird es jetzt bei der Analyse. 

Verschiedene Analyse-Methoden mit unterschiedlicher Aussagekraft

Bei der Bestimmung eines Inhalts-Werts können verschiedene Methoden zugrunde legen. Bei der Bestimmung des THC Werts gibt es beispielsweise die Gaschromatographie, Dünnschicht-Chromatographie oder Hochleistungsflüssigkeitschromatographie. 

Dann gibt es mit Gemmacert und Purpl Pro auch vergleichsweise günstige nicht-destruktive Infrarot-Analysemethoden. 

Unterm Strich sind all diese Analysemethoden mehr oder weniger genau und mehr oder weniger aussagekräftig.

Generell würde ich mir wünschen, dass zugelassene  Prüf-Methoden auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und reproduzierbar sind. Das heißt, wenn verschiedene Teilnehmer diese Prüfung Methoden durchführen, sollten sie zu gleichen Ergebnissen kommen. Das alles ist im vorliegenden Entwurf jedoch nicht definiert. 

Analyse-Ergebnisse zertifizieren Cannabis-Chargen als unschädlich

Gehen wir weiter in der Kette. Jetzt haben wir unsere Analyse-Ergebnisse. Das Analyse-Ergebnis wird zur Freigabe einer Charge benutzt - zumindest wenn alle Grenzwerte eingehalten wurden. 

Dieser Punkt ist jetzt ganz wichtig. Denn er heißt im Umkehrschluss, dass eine Charge nicht freigegeben werden darf, wenn die Grenzwerte nicht eingehalten wurden. 

Da bei fehlenden Labor-Standards jedoch jedes Labor kreative Prüf-Methoden entwickeln kann, sind false-positive Ergebnisse stark zu erwarten. Was bedeutet, dass Chargen auf Grund positiver Analyse-Zertifikate freigegeben wurden, obwohl ein zertifiziertes Labor eventuell ein Analyse-Zertifikat mit negativem Ausgang ausgestellt hätte. 

Die Grauzone des erneuten Testens, bis nach mehrmaligem Testen irgendwann das erwartete Ergebnis vorliegt, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. 

Deutschland kann auch anders: Klare Definitionen in der Pharmakopöe für medizinisches Cannabis

Vorbildlich macht das Deutschland mit seiner Pharmakopöe für medizinisches Cannabis vor. Darin sind alle zugelassenen Test-Methoden bis aufs kleinste Detail definiert. Auch die Schweiz hat mit ISO17025 zertifizierten Labors einen interessanten Ansatz, der durch die Ring-Test-Möglichkeit noch abgerundet wird. So was wäre vollkommen ausreichend, es muss ja nicht in Richtung Pharmazie gehen.

Mit den Ringtests erlauben die Schweizer als Alternative zu ISO 17025, dass man verschiedene Labore gegeneinander testet, um zu ermitteln, ob sie denn bei dem gleichen Sample auch die gleichen Ergebnisse hervorbringen. Gibt es starke Abweichungen, darf das Labor seine Dienste nicht anbieten.

Vielleicht kennt ihr ja noch die Geschichte vom High Times Magazin. Sie haben eine Probe zu zehn verschiedenen Laboren geschickt und haben sehr unterschiedliche Ergebnisse zurückbekommen. Das war so der Wake Up Moment für mich, wo ich gedacht habe Hui, achtet da wirklich niemand drauf?

Labore mögen ein langweiliges Thema sein. Aber Labor-Ergebnisse sind so wichtig. Cannabis mit 30 % verkauft sich einfach teurer als Cannabis mit 17 % THC. 

Kalibrierte Waagen und genaue THC-Werte als Basis zur genauen Dosierung für Konsumenten

Ein letzter Punkt, den ich euch noch kurz in der Grafik zeigen möchte, ist die Kalibrierung der Messgeräte. Das ist etwas rein in-house betreffendes, zielt also bspw. auf die Waage zum Abpacken von 3,5 Gramm Tüten ab.

Die Waage sollte natürlich so geeicht sein, dass da auch wirklich 3,5 oder 3,63 oder 3,4g enthalten sind, aber eben nicht fünf oder drei Gramm. 

Ganz, ganz wichtig. Denn wie soll der Konsument zielgenau die Menge für den nächsten Joint abmessen können, ohne auf die Genauigkeit der Waage zu vertrauen?

Aus drei Gramm können schnell vier Gramm werden. Und hier kommen wir zurück zu unserem Schweizer Käse oder Swiss Cheese Model. Wenn zusätzlich zu einem falschen Gewicht dann auch noch der THC Wert falsch ist, dann können wir zum Beispiel einen Fall haben, wo eine Packung statt die angegebenen 3 Gramm mit 10 % THC-Gehalt in der Realität 4 Gramm mit 15 % THC-Gehalt enthält.

Wenn der Konsument jetzt davon ausgeht, dass 1/3 von drei Gramm ein Gramm ist und dieses eine Gramm bei 10 % THC Konzentration 100 Milligramm THC enthält, entspräche dies dann in Wirklichkeit 1,25 Gramm in einem Joint mit einem Wirkstoff Gehalt von 187 Milligramm THC.

Fast 2x mehr THC als der Konsument annimmt.  Besonders bei Einsteigern müssen wir damit rechnen, dass dies zu sehr unschönen Erfahrungen führen kann. Und die Erlaubnis einer neuen Substanz wird zwangsweise zu Erst-Konsumenten führen.

Das konstruierte Beispiel kommt nur dadurch zu Stande, weil die Waage zu 25 % falsch kalibriert war und der THC Test zu 30 % ungenau. 1x 30% und 1x25% Abweichung führt aber eben nicht nur zu summierten 55% Abweichung, sondern eben 187%. Das ist auch Teil des Swiss cheese Modells: Das Zusammenspiel von Fehlern multipliziert sich zu ungleich größeren Auswirkungen.

In Zeiten von Purple Pro und der Ermutigung seitens des Gesundheitsministeriums, Schnelltests zu verwenden, gehe ich davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit nicht allzu klein ist, dass wir einige unakkurate Testergebnisse haben werden. Im Fall der Waage muss diese einfach nur mal schief stehen, um gravierende Unterschiede in den Ergebnissen hervorzubringen.

Neben Labor-Standards, sollte das Bundesgesundheits-Ministerium auch Standards für die Qualitäts-Sicherung in den Vereinen veröffentlichen, um Rechts-Sicherheit im Fall von Schadensfällen und der Klärung von Gewährleistungs-Fragen zu schaffen.

GACP-Richtlinie: Klare Vorgaben zu Wartung, Reinigung und Kalibrierung nützen in erster Linie den Anlagen-Betreibern selbst

Kommen wir jetzt noch mal zurück zu unserer GACP Richtlinie. In der GACP Richtlinie ist nicht umsonst definiert, dass benutztes Equipment regelmäßig gewartet und kalibriert werden muss. Das erspart Anlagenbetreibern nicht nur die Kopfschmerzen, ob das erzeugte Cannabis auch wirklich risikoarm zu konsumieren ist, sondern sorgt auch für einen reibungslosen operativen Betrieb. 

Werden die Filter der Klimaanlage regelmäßig gewechselt, gibt es tendenziell weniger zur Vernichtung vorgesehene Chargen aufgrund von überhöhten mikrobiellen Kontamination 

Werden die Waagen zum Abwiegen von Dünger Salzen öfter kalibriert, verringert sich automatisch die Chance, dass Pflanzen Chargen aufgrund von Verbrennungs-Erscheinungen weggeworfen werden müssen. 

Und das sind wirklich nur zwei klitzekleine Beispiele für Risikominimierung durch Wartungs-Rhythmen in einer Cannabis Produktionsanlage, von denen sich hunderte in so einer Anlage finden lassen. 

Unterm Strich: Entweder wir sparen uns das Geteste oder bekommen einheitliche Standards für Analysen

So, jetzt möchte ich den Gedankensturm aber vorerst abschließen und hoffe, dass wir den nächsten Artikel zum Thema nachschießen können, wenn Deutschland die Lücken im Gesetz geschlossen hat. 

Stand jetzt, kann ich folgendes Fazit ziehen: 

Ich finde die ganzen Vorgaben zur Testerei, die kann sich Deutschland eigentlich komplett sparen, solange da keine Standards für Labore, Testmethoden und die anderen angesprochenen Punkte bestehen. Letzten Endes wird die unsichtbare Hand des Marktes dafür sorgen, dass ohne Regeln ein wilder Westen der Testlabor entstehen wird und die Analysen nur Geldmacherei bedeuten, ohne dass auch nur irgendein Marktteilnehmer den Testergebnissen vertrauen kann.

Entweder sparen wir uns die Testreihe komplett oder wir machen es wie alle anderen Länder, die Freude an Cannabis Legalisierung haben und definieren gewisse Standards für den Einsatz von Messinstrumenten und externen Labors. 

Einfach eine kleine Referenz zu ISO 17025 hinzufügen. 

Das ist eine Sache von fünf Minuten für den Gesetzgeber und eine nicht unlösbare, willkommene Herausforderung für alle, die gerne ins Testlabor Business einsteigen wollen.

Auf lange Sicht werden sich diese Bemühungen garantiert auszahlen, nicht zuletzt, weil die ganze Gesellschaft somit Vertrauen in den sich entwickelnden, neu auftuenden Markt gewinnen kann. 

Ich sehe die ersten Tests Skandale, verknüpft mit Gesundheitsschäden an Individuen schon vor mir, wenn das Gesetz, so wie es jetzt steht, auf die Gesellschaft losgelassen wird. Irgendwer wird doch sicher unter diesen Bedingungen versuchen, der Legalisierung ganz schnell den Rückwärtsgang einzulegen.

Jetzt reicht's aber mit der ganzen negativen Angstmacherei und dem Genörgel. Kleiner Rant zum Thema Qualitätssicherung musste einfach sein. 

Ich wünsche allen Anbau-Vereinen nun aber ganz ganz viel Erfolg bei der Gründung und der Mitglieder-Akquise und biete gerne noch mal die Dienstleistungen von Research Gardens in der Anlagen-Planung und Compliance-Unterstützung an! 

Wir haben schon verschiedene Modelle durchgerechnet für verschiedene Größen und auch gemeinschaftliche Anlagen für mehrere Social Clubs, einzelne Clubs, kleine Modelle, große Modelle und helfen da natürlich gerne weiter. Auch beim Thema rechtssicheres Qualitäts-Management System können wir sicher unseren input geben, aber ich denke da ist allen geholfen, erst einmal auf konkrete Spezifikationen seitens des Landwirtschaftsministeriums zu warten.

Ansonsten sagen wir vielen Dank fürs Lesen und sehen uns beim nächsten Mal hier bei Research Gardens. Mach's gut!


Cannasseur Cup

Teneriffa blüht auf: Cannasseur Cup am 27.11.2022

+++ Haltet euch unbedingt den 23.11. – 28.11. 2022 für diesen einmaligen Cannabis-Cup auf Teneriffa frei +++

Seit 2019 geht es für mich jedes Jahr einmal auf die wunderschönen Kanarischen Inseln zu einem Cannabis-Cup. Nur wenige Wellenberge von der Marokkanischen Küste entfernt, ist schon so mancher „Ab-Ascher“ vom afrikanischen Kontinent auf den von Spanien kontrollierten Inseln im Atlantik gelandet. Welle haben dort auch die berühmten Cannabis Social Clubs gemacht, welche bisher die spanische Antwort auf das weltweite Legalisierungs-Geschehen darstellen.

https://www.research-gardens.com/blog/social-clubs-in-barcelona-es-geht-weiter-aber-wie/?lang=de

Wer einmal auf den Kanaren feine Cannabis-Kreationen verköstigt hat, wird wissen, dass sich dort so mancher Garten- und Extraktions-Künstler niedergelassen hat. Die Schöpfungen von kanarischen Koryphäen wie Marins Weed oder Dab4Life finden sich indes in ganz Europa – egal ob Lakalada in Barcelona oder Terps Army in Amsterdam.

Ein Grund mehr, auch 2022 wieder einen Abstecher auf die rund ums Jahr sommerlich temperierte Insel-Gruppe zu unternehmen. Nach Lanzarote und Gran Canaria ist diesmal die für den dritthöchsten Inselvulkan der Welt bekannte Insel Teneriffa an der Reihe.

Geri Wagner, seines Zeichens Wächter über die Qualität kanarischer Cannabis-Produkte, veranstaltet nach coronatischer Unterbrechung die zweite Ausgabe seines ungewohnt gut organisierten Cannabis-Cups. Es gibt ganze 18 – Achtzehn Kategorien! Das Besondere daran: Die Kategorie Cannasseur Master Flower erlaubt nur Einsendungen von Produkten, die den Mitgliedern eines Cannabis Social Clubs auch wirklich zur Verfügung stehen.

Der Cannasseur Cup bietet rekordverdächtig viele Kategorien

Für Freunde liebevoller Eigenanbauten von puristischen Hobbyisten bleiben schließlich noch 16 weitere Kategorien. Diese sind:

  • Flower Indoor Homegrow - not professional
  • Flower Outdoor Homegrow - not professional
  • Flower Indoor Professional (CSC, Seedbank)
  • Flower Outdoor Professional (CSC, Seedbank)
  • Hash Drysift
  • Hash - Ice o Lator
  • Hash WPFF
  • Hash Rosin
  • Flower Rosin
  • Live Rosin
  • BHO
  • Live Resin
  • Pre Rolls
  • Pre Rolls infused
  • Edibles with Shelflife
  • Fresh Edibles

Das ist mal eine umwerfende Auswahl! Und das Beste daran ist: Auch du kannst Deine Probe bis zum 15.10. einsenden, um Teil des Cups zu werden und eine Chance auf den 3000€ wertvollen Sieges-Ring zu bekommen. Schreibt für weitere Details gerne @cannasseurcuptenerife auf Instagram an.

Cannabis Cup mit echten Labortests auf Terpene & Cannabinoide

Geri wäre nicht Geri, wenn er nicht jede Einsendung von einem zertifizierten Labor auf Cannabinoid- und Terpenwerte testen ließe: Bei diesem Cup hat man als Cannasseur von Welt endlich die Möglichkeit, Cannabis-Varietäten zu testen und mit ihren gemessenen Inhalts-Stoff-Werten abzugleichen und sich somit datenbasiert weiterzubilden.

Auch als teilnehmender Grower oder Extrakteur bietet das Testen der Inhalts-Stoffe ungeahnte Einblicke in die eigenen Fertigkeiten und Potentiale der verwendeten Genetik. Wer wüsste denn nicht gerne, ob der gereifte Hase jetzt eher Limonen- oder Caryophyllen-lastig daherkommt?

Abwechslungsreiches Programm des Cannasseur Cups auf Teneriffa

Cannasseur Master Flower, 18 Kategorien und Teneriffa als Ort des Geschehens klingen wohl noch nicht gut genug: Denn on top startet die ganze Sause am 24.11. mit einer Bootsfahrt, wird am 25.11. mit einem infused Dinner genossen, öffnet am 26.11. seine Tore für die erste Cannabis Expo auf den Kanaren und hat seinen Höhepunkt am 27.11. mit der Veröffentlichung der weltweit ersten Ausgabe des neuen „CannariasMags“ und der Preisverleihung an die Gewinner des Cups.

Movember und die Einnahmen für einen guten Zweck

Wer bisher gut aufgepasst hat, wird festgestellt haben, dass wir bis hierhin erst 17 der 18 Kategorien vorgestellt haben: Die letzte der 18 Kategorien ist jene für den schönsten Schnurrbart. Der Cannasseur-Cup steht unter anderem unter dem Zeichen des Prostata-Krebs. Movember, so wird der Monat November im Kontext des Prostata-Krebses auch bezeichnet, motiviert Jahr für Jahr Millionen von Menschen, sich einen Schnurrbart wachsen zu lassen, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Somit wird Geri, dessen eigenes Markenzeichen auch ein super gepflegter Schnurrbart ist, als krönenden Abschluss einen Preis für den schönsten Schnurrbart verleihen.

Alle Einnahmen des Cups werden übrigens gespendet: Ein Teil geht in die Prostata-Krebs-Forschung, der andere Teil kommt missbrauchten Kindern zugute. Hier bereichert sich also kein Koks-Magnat – vielmehr wird der Gemeinschafts-Gedanke der Cannabis-Bewegung mit Menschlichkeit und Mitgefühl aufleben gelassen.

Auch du kannst dabei sein

Wenn Du Lust auf einen spontanen Trip auf die Kanaren hast, würde ich mich freuen, wenn Du Dir einen Flug nach Teneriffa Süd und eine Unterkunft in Costa Adeje buchst. Ich werde auch vor Ort sein und die Insel vom 23.11. bis 29.11. unsicher machen. Bis dahin!

 

ps: Im Rahmen der Feierlichkeiten des Cups wird auch die allererste Ausgabe des CannariaMags vorgestellt. Dort werdet ihr überraschend tiefgehende Inhalte rund um das Thema Cannabis lesen können. Auch von mir wird es dort regelmäßig etwas zu schmökern geben. 


Qualitäts-Sicherung Cannabis Genussmittel Deutschland

Qualitätssicherung von Genussmittel-Cannabis - GMP oder doch was anderes?

Liebe Hanffreunde, die ihr im Moment voller Erwartungen dem Legalisierungs-Geschehen eure ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. 

Bald wird Cannabis in Deutschland auch als Genussmittel reguliert, und dabei steht natürlich nach wie vor ein unentschlossener Elefant im Raum: GMP ja oder nein, oder auch die große Frage nach der Qualitäts-Sicherung von Genussmittel-Cannabis.

Bald soll jeder und jede Deutsche, über einem gewissen Mindestalter, Cannabis-Blüten kaufen und konsumieren dürfen. Die Verantwortung der Gesetzgeber ist deshalb neben der Regulierung des anbietenden Marktes auch der Schutz der nachfragenden Konsumenten.

Die Beantwortung der Qualitätssicherungs-Frage war in den bisher stattfindenden Legalisierungs-Debatten im Vergleich zu anderen Themenkomplexen jedoch bei weitem nicht die meist besprochene Frage: 

Es ging vor allem um die Art und Weise der qualifizierten Abgabestellen, den umstrittenen Eigenanbau, die Beratung, jetzt wieder THC-Höchstgrenzen und ganz prominent der Dauerbrenner Vereinbarkeit mit internationalen Verträgen. 

Zwar behandeln im Moment einige Fragen der Debatte die Qualität von Cannabis-Produkten, zum Beispiel die der Produkt-Spezifikationen, (bspw. eine THC-Höchstgrenze) - über die Sicherung dieser Qualität im Produktions-Alltag wird hingegen kaum bis gar nicht gesprochen.

Dabei ist die Art und Weise sowie der Umfang der Qualitätssicherung von Cannabis zu Genusswecken einer der elementaren Entscheider, wie groß eine Produktions-Anlage mindestens sein muss, um wirtschaftlich bestehen zu können. Das gleiche gilt, je nach konkreter Formulierung des Gesetzes natürlich mehr oder weniger, auch für die Abgabestellen und Zwischenhändler.

Denn abhängig davon, wie viele Arbeitsstunden diese Unternehmen in die Sicherung ihrer Qualität stecken müssen, leitet sich ab, wie viel Umsatz eine Produktions-Firma monatlich machen muss, um die dafür qualifizierten Mitarbeiter oder externen Dienstleister für die Erledigung Qualitätssichernder Aufgaben zu bezahlen. 


Rechenbeispiel: Gefährdet Qualitäts-Sicherung die Entstehung eines durch Vielfalt und Inklusion geprägten Cannabis-Marktes?

Lass mich fix ein Beispiel kreieren, um aufzuzeigen, welchen Stellenwert die Art und Weise der Qualitätssicherung bei der Gestaltung des deutschen Genussmittel-Cannabis-Marktes einnehmen wird: Denn sie wird maßgeblich bestimmen, wie bunt und vielfältig der Markt am Ende aussieht. 

  • Mal angenommen, ein einzelner Gärtner erzeugt pro Monat 3kg getrocknete Blüten als small batch grower. Sagen wir, es sind 3kg aus 3 verschiedenen Strains - also drei verschiedene Chargen. Er kann jede seiner Chargen für 3.000€ das kg verkaufen (evtl. auch mehr, aber nach dem Steuermodell von Justus Haucap wird das schwierig).
    • Nehmen wir an, dass die Freigabe einer Charge nach GMP und dem DAB um die 1‘500€ alleine für die Labortests kostet, wären das mindestens 4‘500€ Qualitätssicherungskosten pro Monat für die Freigabe der drei Chargen des small batch growers.
    • Diese monatlichen 4.500 € Test-Kosten für drei Chargen stehen einem Monats-Umsatz von 9.000 Euro aus diesen drei Chargen gegenüber, was natürlich DEUTLICH mehr ins Gewicht fällt, als wenn aus einem Gewächshaus 40kg-Chargen für (nur) 800€ das kg verkauft werden.
    • Denn: Im Fall unserer edlen craft-grower-one-man-army mit teurem Verkaufspreis hätten die Qualitäts-Sicherungskosten unserem Beispiel folgend einen Anteil von 50% !, im zweiten Fall des Discounter-Produktes aus dem Gewächshaus beliefen sie sich auf nicht einmal 5%!
    • Damit wäre der Anteil der Qualitätssicherungskosten gemessen am Umsatz beim günstigen, in Massen produzierten Gewächshaus-Produkt zehn Mal geringer als beim small-batch craft-grower!

Ich habe diese Rechnung vorne angestellt, um eine Idee zu geben, wie stark Qualitätssicherungskosten auf die laufenden Kosten eines Unternehmens drücken können. Und zwar fallen sie bei hoher Sortenvielfalt und kleinen Chargen existenziell stark ins Gewicht und bei mutmaßlich lieblos hergestellten Massenprodukten fast bis gar nicht. 

Die Betonung liegt auf können, denn noch wissen wir ja zum Glück nicht genau, wie Chargen für den Genussmittel-Markt freigegeben werden müssen. Wir wissen noch nicht einmal die Spezifikationen des Endproduktes. Doch vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen, die Qualitätssicherungs-Frage einmal ein wenig zu erörtern.

Die bestehenden Qualitäts-Sicherungs-Standards für medizinisches Cannabis im Fokus

Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland verfügbar. Die qualitätsbestimmenden Spezifikationen, für medizinisches Cannabis finden sich für Deutschland im Deutschen Arzneimittelbuch. Darin sind beispielsweise die Schwellenwerte für Schwermetalle, Mykotoxine oder Pestizid-Rückstände festgelegt. 

Der Standard für Qualitätssicherungssysteme in der medizinischen Cannabis-Produktion und -Distribution werden durch die GxP-Guidelines vorgegeben, worunter auch GMP, GDP und GACP fallen.

GMP, good manufacturing practices, ist dabei der Standard für alle Herstellungsprozesse und enthält als Kapitel bzw. Anhang auch den GACP Standard, good agricultural and collection practices, welche die Rahmenbedingungen und Qualitätssicherungs-Anforderungen für den Heilpflanzen-Anbau regeln. 

Wichtiges Detail: Kein End-Produkt erreicht den Patienten am Ende der Wertschöpfungskette ohne GMP-Standard und keine Pflanze im deutschen Medizinal-Cannabis-System wird nicht unter GACP-Bedingungen hergestellt. 

Keine Produkt-Freigabe ohne GMP

Die finale Chargenfreigabe wird unter dem GMP-Rahmenwerk abgeschlossen, als Regel gilt, dass nach dem letzten Arbeitsschritt unter GACP weitere Schritte bis zur Chargenfreigabe unter GMP stattfinden. Denn GACP als Qualitäts-Standard ist per Definition gar nicht darauf ausgelegt, Produkte final freizugeben. Im GACP-Rahmenwerk heißt es dazu übrigens konkret: 

In order to ensure appropriate and consistent quality of medicinal plant/herbal substances it is necessary to establish good agricultural and collection practice for herbal starting materials (GACP). The concept of Good Manufacturing Practice (GMP) for the manufacture, processing, packaging and storage of Active Pharmaceutical Ingredients (APIs) also applies to medicinal plants/herbal substances.  

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Deshalb ist es in meinen Augen nicht zielführend, die Frage nach dem entweder GACP ODER GMP zu stellen. Denn wer GACP fordert, muss ab einer bestimmten Stelle im Produktions-Prozess unweigerlich auch den GMP-Weg bestreiten, um Produkt-Chargen marktfähig freizugeben - oder im Rahmen des Genussmittel-Marktes eigene Gesetze oder Rahmenwerke auf den Weg bringen, unter denen die Produkt-Freigabe und Validierung aufgestellter Spezifikationen stattfindet.

Dass GACP nicht ohne GMP geht, wird dem entsprechend auch in der momentanen Medizinischen Cannabis Praxis deutlich: Bei Anbietern von Medizinal-Cannabis-Blüten als Endprodukt werden Arbeitsschritte wie Trimmung, Sortierung und Verpackung, und seit der neuesten Bekanntgabe des BfArM auch die Trocknung, unter GMP durchgeführt. 

Bei der Verwendung von Cannabis-Blüten zur weiteren Extraktion hingegen können Prozesse wie Trocknung und Zerkleinerung der Blüten und die Verpackung als Rohstoff rein unter GACP stattfinden, solange der Verkauf des GACP-Materials vertraglich mit einem pharmazeutischen GMP Abnehmer geregelt ist, welcher die Weiterverarbeitung unter GMP durchführt, in dem Fall unseres Beispiels mindestens den Schritt der Extraktion.

Kann Cannabis allein durch GACP reguliert werden?

Viele Befürworter eines bunten Marktes mit small batches, kleinen Produzenten und vielen Genetiken wünschen sich im Moment, Genussmittel-Cannabis rein unter GACP zu regulieren. 

Ein paar Gründe dafür, dass dies eigentlich so nicht möglich ist, haben wir bereits aufgezählt. Doch es geht noch weiter: Die Einhaltung des GACP-Standards lässt sich in Deutschland nicht durch eine staatliche Stelle zertifizieren. Wie können so Verantwortlichkeiten geregelt werden?

Die Prüfung auf Güte und Konsistenz der Ausführung eines Qualitäts-Sicherungssystems nach GACP obliegt der Verantwortung des einkaufenden GMP-Betriebes. Denn der GMP-Betrieb muss im Rahmen seiner Sorgfaltspflichten, auf die er wiederum von einer staatlichen Stelle geprüft und zertifiziert wird, seine GACP-Zulieferer prüfen. 

Angenommen, Cannabis-Betriebe würden rein nach dem GACP-Standard produzieren - welche Institution in Deutschland sollte sie dafür prüfen und zertifizieren, wenn der Betrieb selbst Produkte herstellen möchte, die er marktfertig verkaufen möchte? 

Es wird deutlich, dass GACP als Rahmenwerk zur Regulierung der gesamten Wertschöpfungskette eines Cannabis-Marktes nicht ausreicht. So zum Beispiel ist auch das laufenden Schweizer Pilot-Projekt, soweit es geht, nach GACP reguliert, die finalen Freigabeschritte und Grenzwerte für Cannabis-Produkte werden von der Schweiz jedoch explizit zusätzlich im Gesetzestext spezifiziert. In Artikel 9 und 10 der Verordnung über Pilotversuche nach dem Betäubungsmittelgesetz (BetmPV) werden sowohl Produkt-Spezifikationen, als auch nötige Freigabetests definiert. Die Probenahme ist nach den Vorgaben der Europäischen Pharmakopoe definiert, die Grenzwerte für Schwermetalle, Mykotoxine und andere Schadstoffe sind im Anhang des Gesetzes zu finden. Der THC-Wert für Cannabis-Produkte des Pilotprojekts ist auf 20% limitiert. 

Diese zusätzlichen Regelungen sind nötig, weil der GACP-Standard eben vor allem die Regeln an die Anbau-Bedingungen von Heilpflanzen definiert. Während es bei der Produktion von Arzneimitteln viele messbare Größen im Rahmen von Teil-Prozessen gibt, welche durch In-Prozess-Kontrollen dokumentiert und validiert werden können, sehen die Arzneimittelbehörden ein, dass der Anbau von Pflanzen, vor allem outdoor, im Vergleich deutlich mehr unkontrollierbaren Einflussgrößen unterliegt. 

GACP wurde geschaffen, um dem unvorhersehbaren Pflanzenwachstum gerecht zu werden

Denn während die Herstellung von Impfstoffen oder Tabletten in Reinräumen unter immer gleichen Klimabedingungen stattfinden kann und sich das Einfüllen eines Reagenzglases auf den Milliliter genau kontrollieren lässt, ist das Wachstum von Pflanzen deutlich unberechenbarer. Deshalb wurde von den Arzneimittelbehörden der GACP-Standard geschaffen, um auf die Unvorhersehbarkeit im Wachstum von Heilpflanzen Rücksicht zu nehmen. 

Die wichtigsten Aspekte, die GACP an ein Qualitäts-Sicherungs-System definiert, sind folgende: 

  • Schulung der Mitarbeiter
  • Verantwortungsbewusster Einsatz von Chemikalien
  • Dokumentieren eingesetzter Chemikalien und ausgeführter Arbeitsschritte
  • Definition von Standard-Arbeits-Anweisungen
  • Reinigungs- und Hygiene-Konzepte
  • Unversehrtheit der Mitarbeiter
  • Regelmäßige Wartung der eingesetzten Geräte
  • Kalibrierung von Düngecomputern und Geräten zur Applikation von Pflanzenschutzmitteln
  • Verhinderung von Kreuzkontamination
  • Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit in eine Chargen-Produktion eingeflossener Ausgangsstoffe und Zusätze sowie die weitere Verwendung einer Charge
  • Charchierungsregeln
  • Dokumentation von Käufer-Spezifikationen
  • Beschreibung der Produktions-Stätten und deren geografische Verortung
  • Qualität des verwendeten Gießwassers
  • Aufbewahrungs-Frist von Dokumenten
  • Eliminierung von Risiken

Das sind schon mal eine ganze Menge relevanter Punkte, über die sich ein Anbau-Betrieb nach GACP Gedanken machen und entsprechende Prozesse formulieren, ablegen und implementieren muss, um die Einhaltung dieser Rahmenpunkte zu gewährleisten.

GMP geht jedoch noch ein wenig weiter, und zwar in den Punkten: 

  • Testen und Validieren der Artikel-Spezifikationen mit anschließender Chargen-Freigabe
  • In-Prozess-Kontrollen 
  • Abweichungs-Management
  • Benennung verantwortlicher Personen für die Qualitäts-Sicherung und Qualitäts-Kontrolle
  • Konstante Einhaltung von Umwelt-Parametern
  • Anfertigung einer umfangreichen Risiko-Analyse für Prozesse und eingesetzte Maschinen
  • Rückruf-Prozesse
  • Benennung einer Verantwortlichen Person, welche über ein abgeschlossenes Hochschulstudium und mindestens vier Jahre theoretische und praktische Erfahrung im pharmazeutischen, medizinischen, chemischen oder biologischen Fachbereich verfügen.

Während die GACP-Richtlinie also schon sehr viele Punkte abbildet, geht die GMP-Richtlinie noch ein Stück weiter. Die zusätzlichen Punkte mögen sich nach nicht viel anhören, jedoch hat es die Erfüllung jeden einzelnen Punktes in sich. Und zwar in Arbeitsstunden und Kosten gerechnet. Allein die Kalibrierung aller eingesetzten Messgeräte zum Validieren der Prozess-Parameter ist sehr aufwändig, ganz zu schweigen von der Dokumentation und korrekten Ablage aller Freigabeergebnisse. 

Limitierung der Anwendung des GMP-Standards auf Genussmittel

Doch da GMP als Teil des pharmazeutischen Qualitäts-Universums vor allem darauf ausgelegt ist, eindeutige Produkt-Spezifikationen Charge für Charge zu validieren, gibt es für den Cannabis-Genussmittel-Markt deutlichen Spielraum. Denn bei verschriebenen Medikamenten ist es natürlich für sowohl den Arzt, als auch den Patienten wichtig, dass die einmal für wirkungsvoll befundenen Inhalts-Stoff-Gehalte eines Arzneimittels über den gesamten Zeitraum der Therapie gleich sind, Charge für Charge. 

Im Genussmittel-Bereich geht es in der Qualitäts-Sicherung jedoch vor allem um Gesundheits-Schutz, also die Bewahrung vor Krankheiten und nicht deren Behandlung. Nehmen wir zum Beispiel alkoholische Getränke: Es gibt gewisse Grenzwerte für Fuselstoffe oder Schwermetalle, die für alle Produkte der Kategorie gleich oder ähnlich sind, der Konsument kann sich jedoch trotzdem ohne Beeinträchtigung der gewünschten Wirkung aussuchen, welchen Alkohol-Gehalt sein alkoholisches Getränk haben soll. Mag der Konsument oder die Konsumentin einen geringen Rausch bei hohem Volumen, greift er zum Bier. Ist ein hohes Rausch-Potential bei geringem Volumen präferiert, wird zum Schnaps gegriffen. Beide Varianten können zu einem ähnlichen bis gleichen Rausch führen. Wichtig im Sinne des Verbraucherschutzes ist dabei lediglich, dass der Alkohol-Gehalt auf dem Produkt angegeben ist und alle lebensrechtlichen Standards eingehalten werden. 

Auch bei Cannabis als Genussmittel kann ich mir vorstellen, dass diese Regelung zur Anwendung kommen kann. Und zwar wahlweise chargenweise. Die Einhaltung von Schwermetall-Grenzwerten, Pilzsporen und anderen schadhaften Fremdstoffen sollte natürlich höchste Priorität haben, denn schließlich werden viele Cannabis-Produkte inhaliert - werden unserem Kreislauf also in einem unserer sensibelsten Organe zugeführt, der Lunge. 

Keine Notwendigkeit konstanter THC-Werte von Charge zu Charge

Der THC-Wert und Konzentration anderer gewünschter Inhaltsstoffe kann hingegen schwanken, ohne die Gesundheit des Konsumenten zu beeinträchtigen. Eine klare Beratung dazu vorausgesetzt, kann der Konsument schließlich mit Blick auf den THC-Wert ziemlich genau abschätzen, ob er jetzt einen dicken Joint rauchen sollte oder aber ein kleiner Bong-Hut auch schon reicht, um den angestrebten Rausch-Zustand zu erreichen. 

Um diesen Grad des Verbraucher-Schutzes einzuhalten, muss der Produzent von Cannabis-Blüten für den Genussmittel-Markt meiner Ansicht nach NICHT Charge für Charge konstant gleiche Wirkstoff-Werte abliefern. Es sollte im Genussmittel-Bereich meiner Ansicht nach auch kein Problem sein dürfen, als Produzent die angebauten Sorten oft zu wechseln oder mehrere Sorten auf einmal anzubauen. 

Denn das Risiko der Aufnahme von Schwermetallen, Mykotoxinen oder mikrobiell belastenden Stoffen unterscheidet sich, gleiche Anbauweise vorausgesetzt, von Sorte zu Sorte nur marginal und kann vor allem durch Kontrolle und sorgfältige Auswahl der Ausgangs-Stoffe wie Dünger und Substrat schon weitgehend minimiert werden. Dafür benötigt es meiner Ansicht nach deshalb keine einzelnen Tests jeder einzelnen Charge, wenn mehrere Chargen unter den gleichen Bedingungen unter Anwendung der gleichen Ausgangs-Stoffe kultiviert und verarbeitet wurden. 

Risikobasierte Qualitäts-Kontrolle

Im Idealfall werden die ersten beiden Chargen, welche unter einer bestimmten Anbaumethode unter Einsatz spezifizierter Ausgangs-Stoffe hergestellt wurden, initial auf die riskanten Stoffe getestet und alle folgenden Chargen müssen dann nicht mehr auf diese Grenzwerte getestet werden, da sich das System als sicher erwiesen hat. Eventuell müsste man nach einem gewissen Zeitraum wieder auf Schwermetalle und Co. testen, um die Sicherheit des Systems erneut zu bestätigen, ähnlich wie beim TÜV. 

Wo meiner Einschätzung nach jedoch kein Weg vorbei führen sollte, sind chargenbasierte Tests des THC-Wertes und anderer Cannabinoide, welche einen Rausch herbeiführen können. Denn der Verlauf des Anbaus einer Pflanzen-Charge ist nicht vorhersehbar, was ja einer der Hauptgründe für die Schaffung des GACP-Standards war. Zum Schutz des Verbrauchers ist es deshalb essentiell, jede einzelne Charge auf THC-Werte und Co zu testen. Und mit Gemmacert und anderen erschwinglichen Test-Instrumenten dieser Werte gibt es ja bereits ISO 17025 zertifizierte Geräte, mit welchen man diese Messwerte kosteneffizient ausmessen kann. 

Außerdem bin ich überzeugt, dass jeder verpflichtende Test für Cannabis als Genussmittel die Test-Industrie soweit beflügelt, dass sich durch den markttechnischen Wettbewerb aus Angebot und Nachfrage Analyse-Tests zu erschwinglichen Preisen entwickeln werden. 

Keine GMP-Chargenfreigaben: Drastische Senkung der Qualitäts-Sicherungs-Kosten für kleine Unternehmen

Wie teuer die Qualitäts-Sicherung für die Produzenten am Ende im täglichen Produktionsalltag wird, ist also maßgeblich abhängig davon, welche Parameter wie oft getestet werden müssen. Wenn lediglich der Anteil bestimmter Cannabinoide chargenbezogen getestet werden muss, sieht die Rechnung für unsere one-man-army aus dem ersten Beispiel nämlich schon viel besser aus: 

Angenommen der Craft Grower beschafft sich ein Gemmacert Analyse-Gerät für 5.000 €, abgeschrieben auf drei Jahre, kostet ihn das Messgerät pro Jahr etwa 1.700 €, wobei es nach drei Jahren abbezahlt ist. Die Testung einer Charge mit einem solchen in-house-Test würde dann nur noch etwa 50€ kosten, wenn wir nach wie vor davon ausgehen, dass pro Monat drei Chargen hergestellt werden. Der Anteil der Testung gemessen am Umsatz wäre dann nur noch etwa 1,6% statt 50% aus dem ersten Beispiel! 

Natürlich kommen zusätzlich noch die Kosten für das initiale Testen auf Schwermetalle und Mykotoxine hinzu, um das Anbausystem als risikoarm zu validieren, aber das ist doch schon mal eine DEUTLICHE Senkung der bremsenden Qualitäts-Sicherungskosten. 

GMP für Genussmittel Cannabis - ja oder nein? Die Mischung macht's.

Eine der großen Fragen dieses Beitrages ist natürlich nach wie vor, ob GMP ja oder nein. Ich denke, wenn nicht jede Charge auf alle möglichen riskanten Fremdstoffe getestet werden muss, sondern ein Anbausystem lediglich validiert werden soll, braucht es zwar kein GMP, jedoch nach wie vor viele Elemente von GMP. 

Denn irgendwo muss ja festgehalten werden, welche Maßnahmen unternommen werden, um die Konsistenz eines einmalig validierten Prozesses auf Zeit zu gewährleisten. Dies kann lediglich sichergestellt werden, wenn die standardmäßige Ausführung von Prozessen irgendwo definiert ist. 

Zur Vermeidung von E-Koli im Endprodukt sollte beispielsweise irgendwo festgehalten werden, dass sich Mitarbeiter nach dem Klogang die Hände waschen. Auch die Verwendung der kontaminationsarmen Dünger und Substrate sollte festgehalten werden sowie die Regeln für die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln. Da auch Ernte-Werkzeuge oder Trimmer die Cannabis-Produkte mit Schwermetallen kontaminieren können, sollte auch die standardmäßige Verwendung dieser Geräte in den Dokumenten des Produzenten festgehalten sein. 

Andere Produktions-Bedingungen, deren Werte beim finalen Testen ermittelt werden, sollten jedoch nicht verpflichtend im Qualitäts-System des Unternehmens festgehalten werden müssen, wozu ich zum Beispiel das Testen des Feuchtigkeitsgehalts nach dem Trocknen zählen würde. Der Feuchtigkeitsgehalt des Endproduktes kann schließlich bei der finalen Freigabekontrolle direkt mitgemessen werden, zum Beispiel unter Einsatz eines Gemmacert-Messgerätes.  

GMP und GACP sind keine Bestrafung

Viele sehen die Arbeit nach den Rahmenwerken GMP oder GACP wie eine Art Bestrafung, aber neben aller regulatorischen Notwendigkeit hilft die Auseinandersetzung mit diesen Themen natürlich ungemein, ein erfolgreiches und nachhaltiges Unternehmen zu führen. Stell dir zum Beispiel mal vor, der Produktions-Leiter hat einen Autounfall und fällt unvorhergesehen für ein paar Tage bis Monate aus. 

Jedem Unternehmen würde es in einem solchen Fall stark helfen, die Details der Ausführung gewisser Arbeits-Schritte in schriftlicher Form wiederzufinden. Denn nur so gelingt es, die Qualität, für die ein Unternehmen bei den Abnehmern bekannt ist, auch in solch einem Ausnahmefall zu gewährleisten. Wenn das auch ohne gelingt, sollte man evtl die Notwendigkeit der Position des Produktions-Leiters in Frage stellen und auf flache Hierarchien zurückzugreifen ;)

Auch ist es hilfreich, gewisse Notfall-Maßnahmen in Standard-Prozess-Anweisungen festzuhalten. Dazu zählt beispielsweise das Verhalten im Brandfall oder eine Richtlinie für den Umgang mit Chemikalien. Denn der Anbau von Pflanzen kommt nicht ohne gesundheitliche Risiken, was jeder bestätigen kann, der schon einmal mit pH-Minus in Berührung gekommen ist. Und man will sich und seine Mitarbeiter definitiv nicht den Gefahren einer Hautverätzung aussetzen. 

Qualitäts-Sicherungs-Systeme als Basis der Kundenbindung und Verhinderung von Shitstorms

Nicht zuletzt helfen Qualitäts-Sicherungs-Systeme bei der Verhinderung von Shitstorms und Vermeidung unzufriedener Kunden. Unter solchen Umständen kann die Beständigkeit eines Unternehmens nachhaltig geschädigt werden und im schlimmsten Fall seiner Existenz-Grundlage beraubt werden. Chargen also bestmöglich auf Einhaltung der eigenen Qualitäts-Ansprüche vor dem Versand zu kontrollieren, sollte meiner Meinung nach ein absoluter no-brainer sein. Und je mehr man die eigenen Prozesse standardisiert hat, desto weniger muss am Ende Charge für Charge getestet werden und desto geringer ist am Ende der Anteil fehlerhaften Chargen, welche zwar Strom und Dünger konsumiert, aber der Firma keinen Verkaufserlös eingebracht haben.

Im GMP-Umfeld wird dies auch „Qualität nach Design“ genannt. Das bedeutet, dass Prozesse und Anlagen so gestaltet sind, dass Kontamination und Qualitätsbeeinträchtigungen von vornherein minimiert oder sogar ausgeschlossen werden. 

Regelmäßige Kalibrierung von Mess-Sonden in der Bewässerungs-Technik wäre zum Beispiel ein Punkt der GACP-Richtlinie, dessen Einhaltung dem Produzenten von Cannabis-Blüten ungemein dabei hilft, die Produktions-Bedingungen soweit im Griff zu haben, dass, im Zweifel unerkannte, Überdüngungen oder pH-Schwankungen gar nicht erst eintreten. 

Genauso verhält es sich mit klar definierten Reinigungs-Richtlinien, welche dabei helfen, möglichen Kontaminationen den Nährboden zu nehmen.

Ein letzter Punkt von GMP, den ich für den Cannabis Genussmittel-Markt für absolut relevant halte, ist das Vorhalten klar definierter Rückruf-Prozesse. Denn sollte sich herausstellen, dass eine freigegebene Charge durch Dritte für unzulässig getestet wurde, so muss es ein System geben, um jeden Empfänger dieser Charge informieren zu können, dass der Konsum dieser Charge allenfalls gesundheitliche Risiken mit sich zieht. 

Abgrenzung zu GMP - Keine Lösung für den Cannabis-Genussmittel-Markt

Da es für Cannabis als Genussmittel meiner Einschätzung nach nicht darum gehen sollte, als Unternehmen Produkte mit engen Spezifikationen anzumelden, wie es im Arzneimittel-Bereich zur Sicherstellung des Therapie-Erfolgs der Fall ist, wird der GMP-Standard wohl nicht geeignet sein, um den Anforderungen des Genuss-Mittel-Marktes abzudecken. Denn der Genussmittel-Markt sollte durch Weglassen starrer Produkt-Anmeldungen genetische und unternehmerische Vielfalt zulassen dürfen. 

Jedoch finde ich, dass viele Aspekte aus dem GMP und GACP-Bereich auch bei der Qualitäts-Sicherung von Genussmittel-Cannabis sinnvoll Anwendung finden können. Denn Cannabis-Blüten werden mehrheitlich inhaliert und die Lunge ist ein sehr sensibles Organ, welches nachträglich geschädigt werden kann und deshalb besonders schutzbedürftig ist.

Ich finde, hier gibt uns die Schweiz ein sehr gutes Vorbild, indem für ihr Pilotprojekt GACP für den Anbau spezifiziert ist und die Anforderungen an alle weiteren Schritte der Wertschöpfungs-Kette bis zum freigegeben Produkt, die sonst unter GMP geregelt wären, im Gesetzestext klar definiert sind. Auch die Produkt-Spezifikationen mit all ihren Grenzwerten sind für das Schweizer Pilotprojekt fest im BetmPV verankert, lassen jedoch mit erlaubten +- 15% Abweichung von den auf der Verpackung angegebenen Wirkstoffwerten viel Spielraum bei der Chargenfreigabe verarbeiteter Produkte. Unverarbeitete Produkte dürfen sogar +-25% vom angegebenen Wert abweichen.

Die Regelung der Schweiz lässt noch einen weiteren, für einen bunten, vielfältigen Markt wichtigen Punkt erkennen: Durch den Mix aus GACP und Gesetz, fällt für Produzenten die Benennung der Verantwortlichen Person (in der Schweiz "fachtechnisch verantwortlichen Person") weg - freie Bahn für Produzenten ohne komplizierten Hochschulabschluss!

Die deutsche Regierung zwischen den Fronten

Ich möchte nicht in der Rolle der Regierungs-Parteien stecken, welche momentan den Spagat zwischen einfachem Marktzugang für Produzenten auf der einen und erfolgreichem Verbraucherschutz auf der anderen Seite ausführen müssen. Man wird es definitiv nicht allen Recht machen können. Aber das letzte was wir alle wollen, ist eine Umkehr der Legalisierung, weil sich herausstellt, dass viele Konsumenten mit Lungenembolie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten oder sie eine höhere Schwermetall-Belastung als nach der letzten Sushi-Session mit nach Hause genommen haben. 

Dieser Punkt ist sicherlich einer der Beweggründe für die teilweise ablehnende Haltung der Politiker zum Eigenanbau. Aber auch da würde ich ähnlich wie beim professionellen Anbau ansetzen, mit dem Unterschied, die Qualitäts-Sicherung nicht verpflichtend zu machen. Im Endeffekt trägt der Eigenanbauer ja im Idealfall lediglich die Verantwortung für seine eigene Gesundheit und Selbstschädigung ist in Deutschland ja bekanntermaßen nicht illegal. 

Für Patienten, welche die hohen Anforderungen an ein Cannabis-Rezept nicht erfüllen und sensible Körper von rein freizeitlichen Cannabis-Genießern, welche ihr Cannabis selbst anbauen, sollte es deshalb Möglichkeiten der Testung des Eigenanbaus geben. Sei es in speziellen Test-Zentren, an welche man per Post (mit entsprechender Kennzeichnung) seine Proben senden kann oder das Testen in Apotheken, möchte ich an der Stelle komplett offen lassen. Auch, ob die Kosten für solche Tests vom Staat übernommen oder teilweise übernommen werden sollten, gebe ich gerne zur Diskussion frei. 

Unterscheidung der Grenzwerte zwischen cannabishaltigen Lebensmitteln und Produkten zur Inhalation

Was mir noch wichtig ist, wäre eine Unterscheidung der Anforderungen an Cannabis-Genussmittel zur oralen und inhalativen Aufnahme. Denn die gesetzlich zulässigen Grenzwerte an Schwermetalle und andere Schadstoffe sind für Lebensmittel teilweise deutlich höher als für Produkte, die inhaliert werden. In diesem Aspekt sollte Cannabis natürlich gleich mit anderen Lebensmitteln gestellt sein.

Bei pflanzlichen Ausgangs-Materialien zur Herstellung von Edibles und anderen cannabishaltigen Lebensmitteln sollten meiner Ansicht nach deshalb die Regeln für Lebensmittelsicherheit gelten, unter die auch Tomaten oder Bier reguliert sind. Natürlich auch hier ganz wichtig, zusätzlich den Wirkstoffgehalt der Chargen entweder prozessual zu standardisieren oder chargenbezogen auszumessen, um den Konsumenten eine Indikation über die zu erwartende Wirkung des Produktes zu geben. 

Das waren mal meine Gedanken zur Thematik, doch jetzt seid ihr gefragt: Habt ihr Ideen, wie eine sinnvolle Qualitäts-Sicherung für Genussmittel-Cannabis aussehen kann? Schreibt es gerne in die Kommentare!


Greenception-Seriex-X-Research-Gardens-grow-light-cannabis-best-spectrum

Grow LED 1/3 – Bedürfnisse von Cannabis ans Lichtspektrum

Das Titelbild zeigt die Greenception Series X Highend Cannabis Grow LED. 

Die Cannabispflanze ist eine der vielfältigsten Pflanzen, die es auf diesem Planeten gibt. Man kann sie zum Zweck des Rausches konsumieren oder zur Heilung und Linderung verschiedener Krankheiten und Symptome. Man kann die Fasern der Pflanze sogar zu Papier verarbeiten, um die amerikanische Unabhängigkeitserklärung darauf zu schreiben. Oder Kleidung daraus herstellen oder sein Haus dämmen. Doch am Anfang liegt stets ein kleiner Cannabis-Samen vor Dir oder Deinem Züchter. Bis aus diesem kleinen Winzling eine bis zu vier Meter hohe Pflanze mit dicken Blüten wird, ist noch einiges zu erledigen. Was genau, könnt ihr in unserem zukünftigen Grow Guide nachlesen. An dieser Stelle soll es lediglich um eine der wichtigsten und die wohl komplexeste Komponente gehen: Die Lampe, das Licht. In die gesamte Komplexität dieses umfangreichen Themas führen wir Dich auf dieser Seite ein, denn Licht ist längst nicht gleich Licht und die Pflanze sieht das Thema auch komplett anders als wir Menschen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

PAR-Spektrum Cannabis

SL: Der Graph zeigt, bei welchen Lichtwellenlängen (Farben) der Mensch am hellsten sehen kann.

PAR: Der Graph zeigt, bei welchen Lichtwellenlängen (Farben) Pflanzen am hellsten sehen kann.

Die Zukunft der Cannabis-Beleuchtung heißt LED

Da wir von Research-Gardens schon voll in der Zukunft angekommen sind und die Natur und Deine Stromrechnung im Blick haben, gibt es in diesem Beitrag ausschließlich LEDs zu bestaunen. Denn die kleinen Halbleiter sind zum einen sehr effizient in der Stromnutzung, zum anderen können sie die von den Pflanzen benötigten Lichtarten exakt abbilden. Das heißt, dass im Gegensatz zu herkömmlichen Leuchtmitteln von LEDs keine übermäßige Abwärme erzeugt wird und exakt das Licht auf die Pflanzen scheint, was sie auch am produktivsten verwenden können.

Nachhaltigkeit ist Trumpf

Auch der deutsche Naturschutzbund NABU empfiehlt LEDs, denn sie sind quecksilberfrei und überstehen häufiges An- und Ausschalten ohne Probleme über eine sehr lange Zeit. Ihr müsst bei Verwendung einer LED in eurer Cannabis-Anbau-Operation zudem keine energiefressenden Kühlelemente installieren, denn im Gegensatz zu herkömmliche Lampen erzeugen LEDs deutlich geringere Temperaturen und die gefährliche 30-Grad-Marke wird im Vergleich zu NDL- Lampen erst deutlich später erreicht.

Wellenlängen und Lichtfarben als Schlüssel zum richtigen Licht für optimale Cannabis-Pflanzen

Wenn wir über Pflanzenbeleuchtung sprechen, sollten wir zuerst die genauen Bedürfnisse von Pflanzen an Licht analysieren. Dabei nehmen wir für den Aspekt Licht die Sonneneinstrahlung als Referenz zur Hand, denn an das Lichtspektrum und die Intensität des Sonnenlichtes haben sich alle Pflanzen über Millionen Jahre evolutiv angepasst und mit Hilfe der Ausprägung spezieller Merkmale optimal zunutze gemacht. Zu solchen Merkmalen gehört zum Beispiel das Schwamm- und Palisadengewebe, wo die Photoplasten aus Licht Energie gewinnen.

Wavelengths over day

Den Anfang macht eine Darstellung des von der Sonne erzeugten Lichtspektrums mit entsprechenden Intensitäten Mittag und Abends:Quelle: GICON

Dieses Licht kommt irgendwo auf der Erde an. Sehr gut erkennbar ist ein effektiv von der Sonne abgestrahltes Spektrum von unter 400nm Lichtwellenlänge bis über 800nm. Das Spektrum reicht vom unsichtbaren UV-Licht über blau, grün und rot bis hin zum unsichtbaren Infrarot-Licht. Sehr gut zu erkennen ist auch, dass sich die Lichtintensität je nach Tageszeit, bedingt durch unterschiedliche Einstrahlwinkel der Sonne über den Tageszeitenverlauf, stark unterscheidet. Auch die Intensitäten einzelner Wellenlängen im Vergleich zueinander verändern sich über den Tagesverlauf. Wir behalten diese Beobachtungen im Hinterkopf.

Doch nicht alles Licht, was auf der Erde ankommt, wird von der Pflanze auch gleichermaßen genutzt.

In dieser Thematik hat ein gewisser McCree bereits in den 70er Jahren Untersuchungen angestellt, um zu beurteilen, bei welchen Wellenlängen ein Blatt Photosynthese-Aktivität zeigt und wie stark Photosynthese betrieben wird. Dabei hat McCree mit Hilfe von Lichtfiltern die Blätter mit isolierten Wellenlängen des natürlichen Lichtspektrums bestrahlt und die Stärke der Photosynthese jeweils durch die Menge aufgenommenen CO2s für jede einzelne Lichtfarbe einzeln quantifiziert (gemessen).

CO2, Kohlenstoffdioxid, benötigt eine Pflanze als Ausgangsstoff für die Photosynthese und mit Hilfe der effektiv verarbeiteten Kohlenstoffdioxid-Menge lässt sich einschätzen, in welchem Maße eine Pflanze Photosynthese betreibt.

Herausgekommen ist das „Photosynthetische Aktions-Spektrum“, in untenstehender Grafik an zweiter Stelle zu sehen. Parallel zum Aktions-Spektrum hat man die beiden Pigmente im Blatt untersucht, welche man als verantwortlich für die Photosynthese zeichnete, um das sogenannte Absorptions-Spektrum zu ermitteln. Chlorophyll A und B. Dazu hat man gemessen, welche Wellenlängen wie stark von den isolierten Pigmenten (Chlorophyll A und B) aufgenommen werden. Später wurde dann auch das Pigment Carotinoid entdeckt, welches regulierende und ebenfalls absorbierende und damit energiegewinnende Aufgaben im Rahmen der Photosynthese übernimmt.

peaks chlorophyll A and B sun radiation photosynthesis

Es ist gut zu erkennen, dass sowohl das Absorptions-, als auch das photosynthetische Aktionsspektrum Blau- und Rot-Anteile besonders effizient nutzen.

Nice to know an der Stelle: Weil grünes Licht weniger effizient verwertet wird und nicht in dem Maße wie rotes und blaues Licht absorbiert werden kann, wird ein gewisser Anteil des grünen Lichtes reflektiert und die Blätter erscheinen uns grün. Diese Beobachtung nennt die Fachwelt auch Grünlücke.

Gut zu wissen: Während die Pflanze vor allem blaues und rotes Licht „sieht“, haben wir Menschen unseren Höhepunkt genau gegenläufig, unsere Augen nehmen grünes Licht vergleichsweise besonders stark wahr und rotes und blaues schwächer. Da unterscheiden sich Menschen von Pflanzen.

PAR-Spektrum Cannabis

Aus diesen Gründen sollten wir jedoch auch grünes Licht bei der Pflanzenbeleuchtung ernst nehmen:

In der Vergangenheit wurde von vielen LED-Lampenherstellern besonders das Absorptionsspektrum zur Grundlage der Entwicklung eigener Lampen zur Rate gezogen. Ein fahrlässiger Fehler, wie einige Analysenbestehender Forschungen zeigen:

Photosynthese grünes Licht hilfreich Cannabis
Quelle

Diese Darstellung zeigt sehr gut, dass es einen großen Unterschied macht, ob man Pigmente isoliert untersucht, oder die gesamte Pflanze, wobei in letzterem Fall die Beziehungen zwischen den einzelnen Pigmenten und deren Molekülen erhalten bleiben. „Whole Leaf“ in linkem Diagramm zeigt sehr deutlich, dass die Pflanze auch Licht des grünen Spektrums zu 70% absorbiert. Die rechte Darstellung untermauert diese Beobachtung, indem sie darstellt, dass komplexe Kulturpflanzen („Crop plants“) wie Cannabis, Bohnen oder Mais das grüne Licht fast in dem Maße wie blaues Licht für die Photosynthese nutzen. Als Vergleich wird die nur zwei Zellschichten dünne Grünalge „Ulva“ zur Rate gezogen, welche das grüne Spektrum kaum photosynthetisch nutzt, von ihrem Aufbau jedoch viel eher den isolierten Pigmenten der ersten Experimente gleicht.

Wichtig ist das Detail isolierte Pigmente und die sehr geringe Dicke der Grünalge. Denn ein großer baulicher Unterschied von Kulturpflanzen zu isolierten Pigmenten und der dünnschichtigen Ulva ist die Blattdicke. Grünes Licht wird nämlich besonders von den tieferen Blattschichten, dem Mesophyll, absorbiert. Das geschieht zum Zwecke der Schadensverhinderung auf zellulärer Ebene und um das natürlich auftreffende Sonnenlicht möglichst effizient über das gesamte Lichtspektrum zur Energiegewinnung mittels Photosynthese auszunutzen. Wie gesagt, Pflanzen haben über die letzten 4 Milliarden Jahre kontinuierlich an ihrer Anpassung an das natürlich vorkommende Sonnenlicht gearbeitet.

mesophyll stomata palisade schwammgebewe cannabis leaf blatt

Quelle

PAR und MAR-Spektrum

Rotes, grünes und blaues Licht wird von der Pflanze nicht nur unterschiedlich effizient aufgenommen, sondern wird auch spektralspezifisch für bestimmte Funktionen innerhalb der Pflanzen-Entwicklung genutzt. Dietmar Prucker von der Fachhochschule Weihenstephan hat mittels einer Literatur-Auswertung folgende Einflüsse verschiedener Wellenlängen auf das Pflanzenwachstum herausgestellt:

  • UV-B (230-320nm) und UV-A (320-380nm):
    • verringerte Wuchshöhe, geringere Biomasse, abnehmendes Blattvolumen
  • Blau (380 – 500nm)
    • Photosyntheseaktivität, bisher nicht näher bestimmter Einfluss aufs Streckenwachstum
  • Grün (500 – 600nm)
    • Photosynthese in tiefen Blattschichten über Carotinoide
  • Hellrot (600-700nm)
    • Photosynthese,Verminderung des Streckenwachstums (kompakter Wuchs), Verhinderung der Blütebildung bei Kurztagspflanzen (worunter Cannabis zählt)
  • Nah-Infrarot (700 -775nm)
    • Verstärkte Blütenbildung bei Kurztagspflanzen (gegenteilige Wirkung von Hellrot), Förderung des Streckungs- und Blattflächenwachstums

Für das photosynthetisch genutzte Licht hat man auf Grund dieser Beobachtungen das sogenannte PAR-Spektrum (photosynthetisch aktives Spektrum, Parallelen s. oben) und das MAR-Spektrum (morphologisch aktives Spektrum, morphologisch = individuelle Merkmalsausprägungen) eingeteilt. Besonders die Randbereiche des Vollspektrums, also UV- und Infrarot-Licht/ Tiefrot fallen in den MAR-Bereich, während der Bereich des sichtbaren Lichts, der photosynthetisch genutzt wird, unter den PAR-Bereich fällt.

MAR spectrum PAR Spectrum differences

Auswirkungen verschiedener Licht-Spektren auf Cannabis-Pflanzen

Zwar gibt es noch keine 100% wissenschaftlich gesicherten Daten zum Thema Lichtspektren und Cannabis. Die Feldforschung bei unseren Kunden im medizinischen Bereich, beim Anbau von CBD oder wo es für den Freizeitgebrauch bereits erlaubt ist, erscheinen jedoch vielversprechend. Wir erlauben uns deshalb, die obenstehende Auflistung der Effekte der verschiedenen Lichtspektren noch einmal spezifisch für Cannabis auszuführen:

  • UVC (100 – 290nm):
    • Von der Atmosphäre natürlich gefiltert
    • Führt zum sicheren Zelltod durch Zerstörung von DNA
      • Wird deshalb als Infektions-Mittel zur Zerstörung von Pilzsporen und Bakterien eingesetzt
  • UV-B (230 – 320nm):
    • Bei zu hoher Bestrahlung zerstört UV-B DNA-Zellen und führt damit langsam zum Zelltod
    • Wird zum Großteil von der Atmosphäre gefiltert, erreicht jedoch beim höchsten Stand der Sonne am Mittag messbare Strahlungsintensitäten
    • Regt Sonnenbrand-Mechanismen an: Cannabis-Pflanzen schützen sich durch die Produktion von Cannabinoiden wie THC in den Trichomen.
      • Somit erhöht sich unter UV-B der Trichom-Anteil der Pflanze. Interessant ist vor allem, dass Untersuchungen gezeigt haben, dass UV-Stress THC-Werte deutlich steigern lässt, wohingegen CBD-Werte nur marginal mit steigender UV-Strahlung steigen. Bei CBD-Genetiken steigt jedoch merklich der Terpen-Anteil, wenn die Pflanzen UV-Licht ausgesetzt sind.
  • UV-A (320 - 400nm):
    • Um 380nm wird UV-Strahlung von der Atmosphäre kaum noch gefiltert und wirkt auch deutlich weniger zerstörerisch bezogen auf DNA. UV-A-LEDs haben zudem deutlich längere Lebensdauern als UV-B und UV-C-LEDs. Damit sind sie die Rundum-Sorglos-Empfehlung für alle Freunde gesteigerter Wirkstoff-Konzentrationen durch Auslösung natürlicher Sonnenbrand-Mechanismen, ohne dass dabei gefürchtet werden muss, dass die Pflanzen den Zelltod sterben.
    • Ein netter Effekt von UV-A-Strahlung hat sich zudem bei der Bewurzelung von Stecklingen gezeigt, wo die Nah-UV-Strahlung für schnelleres und üppigeres Wurzelwachstum sorgt.
  • Blau (380 – 500nm)
    • Blaues Licht, insbesondere Tiefblaues Licht um 450nm, hat sich im Einsatz mit Cannabis als streckungshemmend gezeigt. Das „Spargeln“ von Pflanzen, also besonders hohe Internodien-Abstände (Distanz zwischen zwei Astgabeln), kann mit blauem Licht in den Griff bekommen werden. Ein hoher Blauanteil sorgt also für kompakt wachsende Pflanzen und eignet sich somit für Umgebungen, wo die Deckenhöhe begrenzt ist. Somit wird blaues Licht oft bei der Jungpflanzenaufzucht oder in der vegetativen Phase eingesetzt. Kunden von uns im industriellen Maßstab führen diese Phasen oft in mehrstöckigen Regalen durch, wo der gedrungene Wuchs sehr zum Vorteil ist.
    • Blaues Licht wird, wie oben betrachtet, besonders effizient zur Photosynthese genutzt. Blaues Licht führt also pauschal gesehen zu hohen Erträgen bei möglichst niedrigem Stromverbrauch.
  • Grün (500 – 600nm)
    • Photosynthese in tiefen Blattschichten über Carotinoide. Besonders Cannabis-Pflanzen haben nach einem kurzen Hype rot-blauer LEDs ihre Vorliebe für ein sonnenechtes, weißes Licht gezeigt. Weißes Licht enthält zwangsweise grün und dieses Grün wird besonders in den tieferen Blattschichten in Photosynthese-Energie umgewandelt. Dichte Pflanzungen mit hohen Pflanzen profitieren also besonders stark von grünem (anteilig am weißen) Licht.
  • Rot (600-700nm -> 660nm)
    • Bei rotem Licht nutzen Pflanzen die Lichtenergie am besten für die Photosynthese. Eine zu schnelle Blüte-Einleitung wird durch einen hohen hellroten Anteil am Licht verhindert, was auch zu einem kompakteren Wuchs führt. Eher einfach gesagt ist Licht im roten Bereich eines der energetischsten Lichtarten, weil es durch die langen Wellenlängen auch mehr Strahlungswärme als blaues Licht erzeugt.
    • In dieser Studie hat sich zudem herauskristallisiert, dass ein Rot-Blau-Verhältnis von 7:2 die höchsten Cannabinoid-Werte hervorgebracht hat, höher als beispielsweise 6:2 oder 5:2 Rot-Blau-Verhältnis.
  • (Nah)-Infrarot (700 -800nm)
    • Bei Zunahme des Infrarot-Lichtes am Gesamtspektrum wird die Blüte-Einleitung gefördert, durch das Phänomen der Schattenflucht jedoch auch das Streckungs- und Blattflächenwachstum. In beengten Pflanzungen kann dies zu Problemen führen.
    • Ein interessanter, wenn auch noch nicht weitreichend belegter Sachverhalt beim Einsatz von Infrarot ist die Verkürzung der Blütephase um bis zu eine Woche. Somit sind beim Einsatz von Infrarot-Licht ökonomische Vorteile auszumachen. Um diese Vorteile zu erreichen, genügt es, das Infrarot-Licht isoliert vor Anschalten der gesamten Lampe und nach Ausschalten der gesamten Lampe für etwa 15 – 30 Minuten allein brennen zu lassen.

 

Als Zwischenfazit und kostenlose Unternehmensberatung für Grow-LED-Hersteller können wir an der Stelle folgende Eckpunkte festhalten:

  • Nutz-Pflanzen verwerten sämtliche Lichtarten von UV bis Infrarot.
  • Grünes Licht wird weniger effizient verwertet als rotes und blaues Licht, jedoch deutlich besser als vor einiger Zeit angenommen
  • UV-Licht und Infrarot modulieren, wie eine Pflanze wächst, nehmen also Einfluss auf Höhenwachstum, Blüteausbildung und allen voran: Erhöhung der Wirkstoff-Konzentrationen.

full moon sesh 2021 gran canaria

Fullmoon Sesh: Cannabis-Extraktions-Künstler greifen nach den Sternen

Am 22. Juli 2021 geht es für uns nach Gran Canaria, um ein paar der wahren Helden der Cannabis-Bewegung zu treffen. Es wird eine Exkursion zu den Ursprüngen einer weltbewegenden Bewegung, ein Treffen mit den Künstlern und Schöpfern einzigartiger Genetiken und Alchemisten feinster Cannabis-Extrakte.

Die kanarischen Inseln locken nicht nur mit ganzjährig traumhaftem Wetter und vielfältiger Vegetation und Topografie, sondern begeistern den Cannasseur von Welt auch mit einer der lebhaftesten Cannabis-Szenen unseres Globus. Auf den kanarischen Inseln findet sich eine bedeutende Akkumulation von Cannabis Social Clubs, betrieben von talentierten Gärtnern und Extrakteuren. Sie kamen aus der ganzen Welt, kauften Grundstücke, kollaborieren mit Einheimischen und betreiben vereinsorganisierte Cannabis-Kultivations-, -Verarbeitungs- und -Verkaufsstellen. Das Miteinander und der Austausch um know how und Prozesswissen stehen im Social Club Modell an erster Stelle und es verwundert deshalb nicht, dass die Social Clubs den großen kapitalintensiven Cannabis-Unternehmen in Sachen Produkt-Qualität um Meilen voraus sind.

Lernen von den Cannabis-Extraktions-Profis beim Full Moon Sesh auf Gran Canaria

Bei der exklusiven Fullmoon Sesh, einem Cannabis-Cup spezialisiert rein auf Extrakte, werden die Großmeister der Cannabis-Extraktion aus ganz Europa um den goldenen Vollmond konkurrieren. Zahlreiche Cannabis-Extrakteure treten mit ganz verschiedenen Produkten an, um die Juroren von ihren Stärken zu überzeugen. Egal ob Vape Cart, Diamonds and Sauce oder THCa – uns wird auf dem Cup zu 110% das Wasser im Mund zusammenlaufen, wenn Terpene und Cannabinoide auf dem Banger dahinschmelzen und sich ihren Weg zu den Geschmacksknospen des Cannasseurs bahnen.

Auf den Kanaren können Interessierte aus der Cannabis-Industrie noch was dazulernen

Wie schon angeklungen findet sich auf den Kanarischen Inseln eine der dichtesten und fortschrittlichsten Cannabis-Kulturen der ganzen Welt wieder, vergleichbar mit Hotspots in Kalifornien, Oregon oder Barcelona. Hier kommen die Talente von ambitionierten Züchtern der Genetiken von Morgen und die Experimentierfreudigkeit von Cannabis-Extrakteuren auf einem Level zusammen, dass die Aromen der erzeugten Produkte eine ganze Inselgruppe in einen magischen Duft einhüllen. Auf Inseln wie Lanzarote trifft ungezähmte Natur auf minutiöse Präzision, auf Gran Canaria treffen Bananen-Stauden auf Strawberry Banana Hash Rosin. Tag für Tag werden Extraktions-Prozesse von leidenschaftlichen Cannabis-Enthusiasten hinterfragt, weiterentwickelt und Stück für Stück auf immer höhere Ebenen der Perfektion gehoben, bis die kanarischen Extrakte irgendwann die Milchstraße erreichen.

Die Experten und Social Clubs auf den Kanarischen Inseln sind immer wieder eine Reise Wert, um das Schöne mit dem Schönen zusammenzubringen. Während es an einem Tag gilt, die Schönheit der ganzjährig klimatisierten Insel zu genießen, kann man am nächsten Tag eine Tour zu den begnadetsten Cannabis-Extrakteuren und -Gärtnern unternehmen, um sich in Prozess- und Produkt-Wissen einzigartiger Cannabis-Zubereitungen fortzubilden. Für uns geht es deshalb am 22.7.2021 nach Gran Canaria, um der legendären Fullmoon Sesh beizuwohnen. Für alle, die dieses Event im zweiten Jahr von Covid-19 verpasst haben, bieten wir die Möglichkeit der Kontaktvermittlung, um auch Ihnen eine Reise voller Wissenshappen und Besuche bei den talentiertesten Extraktions-Künstlern anzubieten. Einfach kurz unter info@research-gardens.com melden und wir arrangieren eine Reise inklusive Unterkunft, organisierten Besuchen und Touren zu den Meistern und kulinarischen Leckerbissen.


Cannabis gegen Schmerzen

Cannabis gegen Schmerzen

In dieser Serie wollen wir jede Woche Dienstag die medizinische Wirksamkeit von Cannabis auf den Prüfstand stellen. Jede Woche soll eine andere Krankheit oder Krankheitsgruppe im Mittelpunkt stehen.
Heute beschäftigen wir uns mit (chronischen) Schmerzen.

Seit Jahrtausenden wird Cannabis zur Behandlung von Schmerz eingesetzt.
Vor allem gegen Migräne, Gicht, Nervenschmerzen, Zahnschmerzen und sogar Menstruationsbeschwerden setzte man das Wunderkraut schon früh ein.
Die Wirkungsmechanismen von Cannabis sind bezüglich der Schmerztherapie sehr gut erforscht. Das betone ich deshalb, weil bei vielen anderen Beschwerden die Faktenlage noch recht dünn ist.
Um abzugrenzen, wie Cannabis gegen Schmerzen genau hilft, möchte ich erst einmal den Begriff Schmerz klären.

Was it Schmerz?

Schmerz ist eine komplexe Sinneswahrnehmung, die dem Menschen signalisiert: Kumpel, irgendwas stimmt mit dir nicht.
Ist der Schmerz jedoch chronisch, liegt das Empfinden von Schmerzen nicht an einer temporären Störung des menschlichen Organismus. Vielmehr liegt in solchen Fällen eine Schädigung des Nervensystems vor. Heißt im Klartext: Der Körper sendet falsche Signale, falschen Alarm. Chronischer Schmerz stellt damit ein eigenes Krankheitsbild dar.
Der von uns gefühlte Schmerz wird über das Nervensystem durch unseren Körper geleitet. Im Konkreten bedeutet das: Stößt du dich am kleinen Zeh, so werden die Nervenzellen am kleinen Zeh gereizt. Dabei entsteht ein Signal, welches schnellstmöglich zu den nächsten Nervenzellen geleitet wird. Irgendwann kommt dieses Signal im Rückenmark oder Gehirn an und es folgt eine neuronale Reaktion, durch die wir den Schmerz wahrnehmen. Kann man wissen, muss man aber nicht: Die Geschwindigkeit der Nervenübertragung ist nicht unendlich schnell. Wenn wir von 10 m/s ausgehen, dauert die Übertragung bei einem 2-Meter-Mann wie mir 200ms (eine fünftel Sekunde).

Schmerz löst aber nicht nur ein unwohles Gefühl aus. Gerade bei chronischen Schmerzen werden oft auch sozialpsychologische Schäden davongetragen. Heißt: Dadurch wird die Lebensqualität im öffentlichen Raum beeinträchtigt, indem der oder die Betroffene sogenannte Durchbruchschmerzen erleidet. Darunter kann man sich schubweise Schmerzattacken oder andere Körperfehlfunktionen vorstellen (Hautprobleme bspw.).

Im herkömmlichen Sinn werden (chronische) Schmerzen mit Opioiden, z.B. Morphin, Kodein, Fentanyl oder Methadon, behandelt. Auch Antidepressiva werden in bestimmten Fällen eingesetzt, z.B. wenn die Ursache des Schmerzes in der Seele zu verorten ist.

Schmerz-Behandlung mit Cannabis

Cannabis kann zur Linderung der meisten Schmerzen eingenommen werden. Die genauen Vorgänge im Körper sind unglaublich vielfältig, denn Schmerz kann durch sehr viele Arten entstehen. Es gibt im Körper jedoch eine ganze Reihe an Stoffen, die das Schmerzempfinden abmildern. Einige Neurotransmitter (hier könnt ihr bisschen was darüber nachlesen) können den gefühlten Schmerz mehr oder weniger lindern. THC zum Beispiel ist so ein Neurotransmitter – aber ein extern zugeführter. Wenn THC an die sogenannten Rezeptoren andockt (ich verweise dich wieder hierher), so folgt eine Ausschüttung von Botenstoffen wie Dopamin.

Dopamin ist ein Stoff, der für das Glücksempfinden im Körper elementar ist. Ist der Dopaminspiegel hoch, so werden Schmerzen weniger intensiv wahrgenommen. Glück und Schmerz stehen also in direktem Zusammenhang – wer glücklich ist, nimmt wenig Schmerz war. Wer unglücklich ist, fühlt Schmerz stärker. Der Körper unterscheidet dabei nicht zwischen physischen oder psychischen Schmerz.
Auch andere Neurotransmitter (Botenstoffe des Nervensystems) werden durch die Einnahme von THC freigesetzt. So können Auswirkungen auf den sogenannten Serotoninspiegel gemessen werden. Serotonin ist für die Stabilisierung der Psyche zuständig und maßgeblich an der körpereigenen Schmerzhemmung beteiligt.

Diagramm zum Dopaminspiegel
Was für ADHS Patienten in Bezug auf Dopaminspiegel und THC-Aufnahme gilt, gilt analog auch für Schmerzpatienten. Im Gegensatz zu gesunden Menschen ist das Level an Glückshormonen wie Dopamin oder Serotonin bei Schmerzpatienten chronisch im Keller. Bei Aufnahme von THC wird dieser Wert nicht wie bei gesunden Menschen auf ein Level gehoben, auf dem man sich „high“ oder „stoned“ fühlt, sondern je nach Dosis erst einmal auf das „normale“ Level gehoben, bei welchem der chronische Schmerz für den Patienten weniger bis kaum wahrnehmbar ist.

Bei Schmerzen THC-haltiges Cannabis zu sich zu nehmen, macht also biochemisch gesehen absolut Sinn. Doch was sagen die Studien?

Studien untermauern diese Überlegungen. Bei einem Versuch bekamen Patienten, der aufgrund einer Rückenmarksverletzung unter Spastiken leiden, 5mg THC, 50mg Kodein oder ein Placebo verabreicht. Das Placebo veränderte den Zustand erwartungsgemäß nicht, das Kodein (Opiat) linderte die Spastiken etwas und das THC führte zu einer deutlichen Linderung.

Bei einer anderen Studie wurde einem Schmerzpatienten täglich 30mg Morphium verabreicht. Irgendwann kamen 10mg eines THC/CBD-Extraktes hinzu. Die Schmerzintensität wurde für beide Fälle über einen Zeitraum von sechs Wochen gemessen.
Ergebnis: In dem Zeitraum, in dem der Patient das THC/CBD-Extrakt erhielt, war sein Bedarf an Morphium bei gleicher Schmerzlinderung deutlich gesunken.
Weitere Studien belegen die Wirksamkeit von Cannabis gegenüber Placebos. Es konnte sogar bewiesen werden, dass THC die sogenannten Phantomschmerzen nach Amputationen reduzieren kann.
Falls du selbst unter Schmerzen leidest und jetzt gleich euphorisch einen Joint drehst, noch ein Tipp: Die Schmerzen werden am besten bekämpft, je länger das THC wirkt. Da beim Rauchen das High jedoch sehr schnell nachlässt, empfehle ich dir lieber das Backen eines Kuchens oder die Verwirklichung eines Rezepts deiner Wahl. Wie du Cannabis decarboxylierst, also „verdaubar“ machst, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Welche Sorte hilft am besten gegen Schmerzen?

Ich muss vorgreifend sagen, dass ich kein Arzt bin. Ich rate dem Einzelfall daher, die Medikation immer mit einem Arzt abzusprechen. Generell kann man aber zumindest einordnen, welche Sorten gegen Schmerzen eher geeignet sind, als andere. Ein Schmerzpatient hat in vielen Fällen chronische Schmerzen, weshalb eine durchgängige Medikation zur Linderung dieser das Mittel der Wahl ist. Und wer schon früh mit der Medikation beginnen muss, dem rate ich für die Zeit bis Nachmittags/Abends zu einer Sativa-Sorte. Denn bei diesen Sorten kann man trotzdem noch vielen Tätigkeiten nachgehen, während das Schmerzgefühl deutlich gehemmt wird. Sativas machen in vielen Fällen kreativ, hellen die Stimmung auf und rufen ein kopflastiges High hervor. Wem das High-Gefühl zu viel wird, dem empfehle ich die parallele Einnahme von CBD. Denn CBD schwächt die psychoaktive Wirkung des THC deutlich! Denn High sein kann für manche auch anstrengend sein und auf Dauer zu Stress führen.

Für Abends empfehle ich eine Indica, denn nach dem Konsum solcher Blüten schläft man gut und genießt ein sehr körperliches High. Dieser Effekt äußert sich auch oft in dem bekannten „couchlock“. Dabei fühlt man sich vor allem im Bett oder auf dem Sofa wohl und kann die ganze Nacht gut schlafen.

Welche Sorten jetzt konkret? Erst einmal helfen eine Vielzahl von Sorten gegen Schmerzen. Denn es kommt vor allem auf das Vorhandensein der Wirkstoffe THC und/oder CBD an. Letztenendes habe ich mich für folgende sativalastigen und indicalastigen Sorten entschieden:
Für den Tag empfehle ich einen Klassiker: Silver Haze. Mit einem Sativa-Anteil von 80% und einem hohen THC-Gehalt kommt man mit dieser Sorte gut durch den Tag.
Für den Abend empfehle ich einen weiteren Klassiker: Skunk. Diese Sorte wird mit 80% Indica angegeben und drückt einen richtig schön ins Bett, wenn man schlafen möchte.

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Cannabis - Einführung in Botanik, Verwendung und Gesellschaft

Cannabis ist eine der ältesten und Nutz-Pflanzen in den unterschiedlichsten Kulturen der Welt. Von China über Indien über Europa bis hin zum amerikanischen Kontinent hat sich die Heilpflanze in den letzten Jahrtausenden wie Unkraut verbreitet. Und obwohl die Qualität vieler Cannabisprodukte nicht im Entferntesten an Unkraut erinnert, ist der Vergleich doch sehr treffend. Denn die für ihre Fasern und heilenden Blüten geschätzte Pflanze gehört zu den robustesten und anpassungsfähigsten Kräutern unserer Welt. In Cannabis liegt eine Macht begründet, Menschen und Nationen zu beeinflussen. Die Pflanze kann heilen, ist ein tolles Baumaterial und ihre Samen sind das perfekte Superfood. Doch was steckt hinter der Pflanze, von der plötzlich alle reden?

Ein Essay über eine botanisch berauschende Königin.

Botanisches Grundwissen über Cannabis

Was alle Cannabispflanzen gemeinsam haben, ist, dass sie einjährig sind. Darin unterscheiden sie sich beispielsweise von Bäumen, die jedes Jahr mit neuen Blättern sprießen. Cannabis entsteht jedes Jahr im Frühjahr aus neuen Samen, um im Herbst wieder abzusterben.

Allerdings schaffen Experten durch die Schaffung übernatürlicher Umstände auch die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt - Cannabispflanzen, die über mehrere Jahre existieren. Bei der Vermehrung von Stecklingen und bei Bedingungen unter künstlichem Licht werden die Gesetze der Natur von Cannabis-Gärtnern weltweit schon lange ausgetrickst.

Sämlinge einer Cannabis-Pflanze
So sieht es aus, wenn das Leben einer Cannabispflanze aus dem Samen entsteht. Angebaut und fotografiert von Lorenz .

Ein weiteres Merkmal, das alle Cannabispflanzen teilen, ist die berühmte Blattform. Betrachtet man die Sprossachse von unten nach oben, beginnen die unteren Blätter mit nur einem oder wenigen "Fingern" pro Blatt, während im mittleren Teil Blätter mit 5-11 Fingern überwiegen. Gegen Ende der Sprossachse gibt es wieder Blätter mit weniger Fingern. Die Finger haben immer gezahnte Kanten, sehen also ein bisschen aus wie Sägeblätter.

Cannabispflanzen sind normalerweise zweihäusig. Das heißt, es gibt sowohl rein männliche als auch rein weibliche Pflanzen. Die Männchen produzieren die Pollen, die Weibchen die zu befruchtenden Fruchtstempel (Stigma). Stress oder andere negative Umwelteinflüsse verursachen hin und wieder Hermaphroditen (Zwitter), was insbesondere für Indoor-Gärtnern zum Verhängnis wird.

Prächtiges Cannabis-Männchen
Wunderschöne männliche Cannabispflanze. Angebaut und fotografiert von Lorenz .

 

weibliche Cannabispflanze in der zweiten Blütewoche
Weibliche Cannabispflanze in der zweiten Blütewoche. Angebaut und fotografiert von Lorenz.

 

Runtergebundene Cannabispflanze
Bei dieser runtergebundenen Pflanze sieht man sehr gut, wie vom Pflanzenursprung bis zur Spitze erste Blätter mit 3 Fingern und nach einigen "Knoten" schon Blätter mit neun Fingern am Haupttrieb wachsen. Angebaut und fotografiert by Lorenz Minks.

Da Cannabispflanzen Harze produzieren, die aus begehrten Inhaltsstoffen wie CBD, THC und Terpenen bestehen, können sie nicht von Insekten bestäubt werden, da diese an den klebrigen Harzdrüsen kleben blieben. Durch diesen Schutzmechanismus sind Cannabispflanzen auf die reine Windbestäubung angewiesen, wobei die sogenannten „Trichome“ (Harzdrüsen) eine große Hilfe zum Auffangen der Pollen sind. Da männliche Pflanzen höher wachsen als weibliche Pflanzen, fällt der herabfallende Pollen auf die weiblichen Pflanzen, bleibt an den Stempeln haften und bildet mit Hilfe einer weiblichen Eizelle neues Leben in Form eines Samens.

Trichome einer Cannabis-Pflanze
Cannabispflanzen haben an ihren Blütenständen die sogenannten Trichome. Das sind kleine Haarfortsätze des Blattgewebes, in denen die wertvollen Trichome und Terpene gespeichert sind. Gewachsen und fotografiert von Lorenz.

Cannabis: Meisterin in Sachen Anpassungsfähigkeit

So wie es beim Menschen nicht nur weiße oder schwarze Individuen gibt, gibt es auch bei der Cannabispflanze unterschiedliche Wuchsformen. Dabei sollte jedoch explizit von Wuchsformen und nicht von Wirkarten gesprochen werden, denn für die Wirkung von Cannabis existiert die gleiche Kategorisierung, welche aber sehr irreführend ist, wie wir in diesem Artikel beleuchten.

Doch schauen wir uns die einzelnen Wuchsformen doch einmal genauer an. Sie werden unterteilt in Sativa, Indica und Ruderalis, basierend auf strukturellen Eigenschaften und individuellen Lichtreaktionen. All diese Wachstumsformen teilen die gleichen grundlegenden Eigenschaften von Cannabis. Die kleinen feinen Unterschiede stellen wir in den folgenden Absätzen vor.

ruderalis sativa plant
Pflanzen mit Ruderalis-Sativa-Eigenschaften sind in diesem Bild links zu sehen. Langer, lockerer Wuchs und zitronige Terpenwolken. Vergleichsweise weniger Trichome und Harz. Rechts davon stehen ein paar würdige Vertreter photoperiodischer Indica-Arten – dichte, armgroße Headbuds und so viel Harz, dass man nach der Pflege dieser Pflanzen eine halbe Stunde duschen muss. Angebaut und fotografiert by Lorenz.

Vor allem die Statur der Pflanzen unterscheidet sich stark, wenn man zwei Cannabispflanzen vergleicht, die in unterschiedlichen Klimazonen wachsen: Nimmt man eine Cannabispflanze aus dem tropischen Thailand und vergleicht sie mit einer Pflanze aus Hochnepal, fällt auf, dass der thailändische Vertreter deutlich höher wächst - Zeichen für eine Sativa. Sativas werden sehr hoch, bis zu fünf Meter, während Indicas manchmal nicht höher als 30 Zentimeter werden. Auf der anderen Seite wachsen Indicas in kalten Gegenden mit wenig Sonnenschein viel dichter oder buschiger als ihre Artgenossen in wärmeren Regionen. Während die Abstände zwischen den Seitentrieben bei Sativa-Wachstumsarten auf der Sprossachse sehr groß sein können, wachsen bei Indicas alle Zweige und Blätter sehr dicht beieinander.

Frühe Blüte einer weiblichen Cannabis-Pflanze
Extrembeispiel einer Sativa-Pflanze mit hohem Harz-/Wirkstoffgehalt. Angebaut und fotografiert von Lorenz.

 

Blütenstand einer Gorilla Breath von Humboldt Seed Organization als hervorragendes Beispiel für einen Indica-Wachstums-Typen.
Blütenstand einer Gorilla Breath von Humboldt Seed Organization als hervorragendes Beispiel für einen Indica-Wachstums-Typen. Angebaut und fotografiert von Lorenz.

Die Unterschiede der Cannabis-Phänotypen sind stets eine evolutionäre Anpassung an die jeweilige Umgebung.

Sativas für sonnige, feuchte Umgebungen

In heißen, sonnigen Lagen wachsen vornehmlich Pflanzen mit langen, dünnen Blattfingern, die eine relativ kleine Blattoberfläche haben. Warum? Die photosynthetisch aktiven Blätter müssen in sonnigen Lagen nicht um jeden Lichtblitz kämpfen, sondern vielmehr einen Schutz vor der Verdunstung wertvoller Wasserressourcen bieten, die über die Blätter erfolgt. Aufgrund ihrer nicht so dichten Blütenstrukturen wachsen Sativas auch in feuchtem Klima besser - denn somit ist die Schimmel-Gefahr geringer.

Indicas für kältere Klimazonen

Indicas hingegen haben andere Herausforderungen zu meistern, da sie in Klimazonen und Gebieten mit weniger Sonnenschein vorkommen. Daher bilden sie im Vergleich zu Sativa-Pflanzen dicke, kurze Blätter mit einer größeren Blattoberfläche, um das weniger reichlich vorhandene Sonnenlicht besser aufnehmen zu können.

Dazu kommt, dass Indicas aufgrund der niedrigeren Außentemperatur und der höheren Luftfeuchtigkeit in ihren natürlichen Habitaten keinen großen Schutz vor Verdunstung benötigen, weshalb die kompakte, dicke Blattform in diesem Fall perfekt ist.

Mango Sapphire Indica Cannabis Pflanze
Auf diesem Bild einer Mango-Sapphire sind die dicken Blätter einer Indica leicht zu erkennen. Angebaut und fotografiert von Lorenz.

Es gäbe an dieser Stelle noch zahlreiche weitere Unterschiede in der Konstruktion der verschiedenen Cannabis-Stämme aufzuzählen, doch am Ende folgen sie alle dem gleichen Prinzip: Wenn dir das Leben Zitronen gibt, dann hol Salz und Tequila. Die Cannabispflanze ist robust und scheut keine evolutionäre Herausforderung. Die Cannabispflanze hat in den letzten Jahrtausenden fast jedes Land zwischen Finnland und Chile erobert.

Überlebenskünstler Cannabis Ruderalis

Dementsprechend hat die Cannabispflanze auch in nördlichen Ländern einen Weg gefunden, um zu wachsen, wo die Sonnenstunden im Winter auf Null und im Sommer auf etwa 24 Stunden steigen. Die sogenannte Ruderalis unterscheidet sich von ihren Verwandten dadurch, dass sie unabhängig vom Lichtzyklus wachsen kann.

Während Cannabispflanzen normalerweise mit der Blüte beginnen, wenn die Tageslänge abnimmt und sich bei 14-12 Stunden einpendelt, beginnen Ruderalis-Pflanzen ungefähr einen Monat nach der Keimung zu blühen, unabhängig von den Tageslichtstunden. Dies hat den Vorteil, dass die Blüte im nasskalten Herbst nördlicher Hemisphären durch Schimmelbildung etc. nicht vorzeitig beendet werden muss. Zudem lassen sich mit Ruderalispflanzen in guten Jahren mehrere Ernten hintereinander erzielen.

Übrigens schwören viele Outdoor-Grower in Europa auf Ruderalis-Hybride. Unter dem bekannteren Oberbegriff Automatics oder Autoflowering werden sie von den meisten Samenbanken vertrieben und zeigen auch in Nordeuropa ihre Vorteile. (Achtung, der Anbau ist für die meisten Menschen in dieser Gegend strengstens verboten)

Girl Scout Cookies autoflowering Pflanze von Mallorca-Seeds in der letzten Blüte
Girl Scout Cookies Autoflowering Pflanze von Mallorca Seeds in der Endblüte. Angebaut und fotografiert von Lorenz.

Apropos Samenbanken: Es gibt mittlerweile weit über tausend Cannabissorten und die schiere Zahl an Kreuzungsmöglichkeiten führt dazu, dass täglich neue Genetiken hinzukommen. Kreuzung und Züchtung findet auf der ganzen Welt statt – über die Grenzen der Illegalität hinaus.

Vielfältige Verwendung von Cannabis: Häuser, Flugzeuge, Naturkosmetik etc.

Die Hanfpflanze hat sich seit jeher einen Namen gemacht, nicht nur als Heilpflanze, sondern auch als Baustoff, zur Nahrungsergänzung oder zur Textilfaserherstellung. In Europa und der ganzen Welt wird das Potenzial der Cannabispflanze seit hundert Jahren mehr oder weniger systematisch unter dem Vorwand der Prohibition unterdrückt, aber in den letzten Jahren sind immer mehr Start-ups entstanden, die das Potenzial dieser kraftvollen Pflanze gezielt ausschöpfen: Hanfbekleidung, Hanfisolierung, Hanfhäuser, Hanfkosmetik oder sogar Hanf-Flugzeuge gibt es zu entdecken! Alles THC-frei und völlig legal.

Aber auch in Sachen gesunde Ernährung nimmt Hanf eine Spitzenposition ein. Hanfsamen enthalten jede Menge Antioxidantien, Vitamin E und B. Da Hanfsamen alle vom menschlichen Körper benötigten Aminosäuren enthalten, wirken sie sich sehr positiv auf den Stoffwechsel und die Entgiftung des Körpers aus. Auch Sportler wissen das Potenzial von Hanfsamen zu schätzen.

Hanf gibt es auch als gemahlenes Pulver für den Proteinshake – denn Hanfsamen sind sehr reich an pflanzlichen Proteinen! Vegane Zukunft voraus.

Hanffasern werden hauptsächlich zur Herstellung von Papier oder Textilien verwendet. Textilien, die aus Hanffasern hergestellt werden, wirken temperaturausgleichend - sie wärmen bei Kälte und kühlen bei Hitze. Auch Segel, Seile und die amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurden aus Hanf gefertigt.

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Cannabis als Medizin

Das herausragendste Potenzial von Cannabis liegt jedoch in seinen medizinischen Eigenschaften. Cannabis ist eine Heilpflanze, die gegen eine Vielzahl von Krankheiten wirksam eingesetzt werden kann. Es behandelt chronische Schmerzen ebenso wie Stresssymptome oder Hauterkrankungen. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Stimulation des körpereigenen Belohnungssystems, des Cannabinoidsystems, das eng mit den Ursachen der zu behandelnden (chronischen) Krankheiten verknüpft ist.

Es ist wichtig, die verschiedenen Cannabinoide und Terpene zu kennen, da die richtige anwendungsbezogene Zusammensetzung von THC, CBD und anderen sekundären Inhaltsstoffen entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist. Um tiefer in diese Kategorisierungssache einzusteigen, haben wir diesen Artikel über die Chargenkategorisierung von Cannabis geschrieben.

Der Aspekt der Kategorisierung ist nicht zu unterschätzen, denn schon kleinste Abweichungen vom Krankheitsbild erfordern eine andere Indikation. Möchten Sie ein Beispiel? Wie aus diversen Aussagen bekannt, hilft CBD bei einigen Brustkrebsarten deutlich besser, während bei anderen Brustkrebsarten THC den Tumor besiegt. An dieser Stelle sei immer ein Arzt zu kontaktieren, der aufgeschlossen und im Bereich Cannabis geschult ist. Er kann den besten Rat geben und sollte immer vor und während einer Medikation mit Cannabis konsultiert werden.

Cannabis ist auf dem Vormarsch – endlich wieder alles normal?

Seit Jahrtausenden beschäftigen sich Lebewesen wie der Mensch, aber auch Delfine und Schimpansen mit bewusstseinserweiternden Substanzen. Ob Opium, Alkohol, Zauberpilze oder sogar Cannabis – bis vor hundert Jahren war der Konsum dieser Dinge zu Erholungs- oder medizinischen Zwecken kein Problem. Cannabis war fast auf der ganzen Welt integraler Bestandteil.

Erst mit der Opiumkrise zwischen Großbritannien und China und einer rassistisch motivierten und weltweit umgesetzten Verbotspolitik gegen Cannabis, die von den USA angeführt wurde, wurde Cannabis seither als illegal erklärt und gesellschaftlich ins Abseits gedrängt.

Seit einigen Jahren beruhigt sich das Problem jedoch. Seit 2012 haben sich mehrere Bundesstaaten der USA der Legalisierungsbewegung angeschlossen, die damals mit Washington State und Colorado begann. Inzwischen haben zwei ganze Nationen einen regulierten, legal zugänglichen Markt für Cannabis zum freien Konsum geöffnet. Einer davon ist ein Land der G7-Staaten und gehört zu den wichtigsten Wirtschaftsmächten der „westlichen“ Welt: Kanada. In den Niederlanden wird die Coffeeshop-Szene seit 50 Jahren geduldet, während es eine Cannabis Social Club Szene in Spanien gibt. Denn Menschen, die in Ländern wie Spanien leben, genießen gewisse Freiheiten, vor allem im privaten Bereich, wodurch dort Cannabis relativ straffrei angebaut, gehandelt und konsumiert wird.

Karte der Länder mit föderalen gesetzlichen Zugangsregelungen im Jahr 2014
Entwicklung der Liberalisierung von Cannabis weltweit bis 2014

In vielen Ländern der Dritten Welt reicht nach westlichen Maßstäben schon ein kleines Schmiergeld, um sich dem Konsum ohne Tadel widmen zu können, und auch in Deutschland machen wir seit 2017 mit der Verabschiedung des Cannabis-Arzneimittelgesetzes Fortschritte. Im Jahr 2019 war Thailand das erste Land in Südostasien, das einen Vorstoß wagte, indem es die medizinische Verwendung von Cannabis „als Geschenk an die Menschen“ legalisierte. Südafrika hat 2018 die Legalisierung erreicht und der Deutsche Hanfverband hat für seine Gerechtigkeitskampagne 2019 fast 100.000 Euro gesammelt. Oh richtig, Georgia hat Cannabis 2018 legalisiert. Sehen Sie, die Legalisierung findet gerade auf der ganzen Welt statt. Auch in Deutschland gibt es aufgrund der Umfragewerte der Grünen derzeit große Chancen auf eine Legalisierung.

Der Cannabispflanze steht eine glänzende Zukunft bevor. Ich wünsche ihr das Beste bei ihrem Comeback in die Menschheit – dass sie die Welt zu einem besseren Ort machen kann.


Cannabis und ADHS

Cannabis und ADHS

Cannabis zählt mittlerweile als Wunderheilmittel gegen die verschiedensten Krankheiten und Leiden. Was wissenschaftlich noch nicht belegt ist, weil wissenschaftliche Studien enorm viel Geld kosten, hat bei Patienten schon viel Gutes bewirkt. Cannabis wird zurzeit gegen alles Mögliche genommen. Gegen Migräne, gegen Rückenschmerzen, gegen Fibromyalgie oder auch gegen ADHS. Und um eben jene Korrelationen zwischen Cannabis und ADHS soll es in diesem Artikel gehen.

Was ist ADHS überhaupt?

ADHS ist nicht das „Zappel-Philipp-Syndrom“, keine Modediagnose und auch keine Persönlichkeitsstörung. Denn auch wenn an den Bezeichnungen etwas dran ist – die Begriffe sind mit Vorurteilen besetzt und wirken gegenüber Patienten despektierlich. Unterm Strich heißt ADHS nichts anderes als Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung.
Und was kann man sich darunter vorstellen? Die Seite adhs.de schreibt treffend:

ADHS ist keine Krankheit wie Masern oder Mumps, die man eindeutig nachweisen oder ausschließen kann. ADHS hat eher Ähnlichkeit mit Übergewicht oder Bluthochdruck. Wenn man davon zu viel hat, wird es kritisch.

[Diese Definition ist zwar treffend, aber an der Stelle weiß ich immer noch nicht, was ADHS genau ist bzw. wie man es erkennt. Ich gehe also am besten einen Schritt weiter in Richtung Symptome, um die Sache greifbarer zu machen.]

ADHS äußert sich in unterschiedlichen Symptomen, die bei unterschiedlichen Menschen getrennt voneinander auftreten können. Ein ADHS-Patient kann zum einen rein hyperaktiv-impulsiv sein, also unruhig, zappelig und sehr redselig. Zum anderen kann ein Betroffener auch rein aufmerksamkeitsgestört sein, dabei fällt vor allem häufiges Träumen oder Abschweifen von einer Tätigkeit auf. Dieses Symptom wird häufig missbraucht, um die Smartphone-affine Generation Z „Generation ADHS“ zu nennen. Eine dritte Gruppe vereint die beiden Symptome und ist sowohl aufmerksamkeitsgestört, als auch hyperaktiv.

Es gibt zwei Arten

Die Betroffenen, die nur unter Konzentrations- bzw. Aufmerksamkeitsstörungen leiden, haben je nach Definition kein ADHS, sondern ADS. Also das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Dieses wird oftmals nicht erkannt, weil Konzentrationsstörungen in der Gesellschaft nicht als krankheitsbedingt, wohl aber als Schwäche angesehen werden. Eher wird einem Betroffenen unterstellt, er solle sich besser anstrengen oder weniger am Smartphone spielen, um sich besser konzentrieren zu können. Vor allem Kinder leiden unter diesen Fehleinschätzungen, da sie Situationen viel schlechter einschätzen können. Oft leiden sie dann stark unter Kategorisierung und Stigmatisierung und suchen den Fehler bei sich selbst. Das führt häufig zu sozialen Problemen oder Depressionen. Deshalb mein vorzeitiger Appell an alle Eltern da draußen: Wenn sich euer Kind schwer mit den Hausaufgaben herumquält oder nicht lange stillsitzen kann – bitte keine Vorwürfe machen, bis ein Arzt sich der Sache angenommen hat. Denn nur eine genaue Diagnostik kann ergeben, ob das Kind unter ADHS leidet oder einfach nur mehr Bewegung oder Rückzugsorte benötigt.

Jetzt ging es kurz um Kinder, jedoch sei eines gesagt: ADHS ist keine Kinder-Krankheit. Unter ADHS leiden alle Altersschichten. Zwar bildet sich ADHS bei manchen Menschen in der Pubertät zurück, jedoch wird dies oft als falsches Zeichen gesehen. In vielen Fällen wechseln einfach nur die Symptome, erwachsene Betroffene leiden nicht mehr so stark an ungebändigtem Bewegungsdrang, sondern vermehrt an Konzentrationsstörungen. Das zeigt sich häufig in Vergesslichkeit, Schusseligkeit oder Unorganisiertheit.

Was sind die Ursachen für ADHS?

ADHS ist natürlich nicht zu vergleichen mit einem viralen Infekt oder einer Allergie. Für ADHS sind also keine äußeren Einflüsse verantwortlich. Oder doch? Ganz so einfach ist die Sache nicht. Denn obwohl ADHS nicht durch Pollen oder Viren „ausgelöst“ wird, können psychosoziale Einflüsse ADHS in seiner Entwicklung stark beeinflussen. Etwa Familie und Schule können die Entwicklung von ADHS elementar steuern. Stress gilt dabei als großer, negativer Faktor. So wird die Ausprägung von ADHS stark durch Familienstreits oder getrenntlebende Eltern beeinflusst, aber auch durch niedriges Familieneinkommen, häufiges Kritisieren oder inkonsequente Erziehung ohne Regeln.

Ein weiteres Kriterium, welches die Ausprägung von ADHS fördert, ist die Schwangerschaft. Nikotin, Alkohol und andere Drogen fördern vermutlich ADHS. Dies gilt jedoch noch nicht als wissenschaftlich gesichert – was nicht heißt, dass die Sorge unberechtigt wäre!

Laut einigen Studien sollen auch erbliche Faktoren Einfluss auf die Ausbildung von ADHS haben. Bei zweieiigen Zwillingen wiesen zum Beispiel 30% der Test-Pärchen die gleiche Symptomatik auf, bei eineiigen sogar 80%!

Warum hilft Cannabis gegen ADHS?

Um zu verstehen, warum Cannabis gegen ADHS hilft, sei zuerst geklärt, wie ADHS an sich im Körper wirkt. Forscher und Ärzte sind sich heute immer einiger, dass ADHS durch eine Störung der chemischen Signalübermittlung verursacht wird. In einer Studie wurde festgestellt, dass die Hälfte der untersuchten ADHS-Patienten eine Anomalie der Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin aufweisen.
Dopamin-Mangel ist übrigens der Schlüssel zur heilenden Wirkung von Cannabis, aber dazu später mehr.

Aber warum tritt bei ADHS-Patienten dieser Mangel an „Glückshormonen“ auf? Darüber sind sich die Wissenschaftler noch uneinig. Viele Experten nehmen jedoch an, dass ADHS-Patienten zu viele Dopamin-Transporter in bestimmten Gehirnregionen ausbilden. Das führt dazu, dass sich in synaptischen Spalten gelagertes Dopamin schneller entfernt, als bei gesunden Menschen. Deshalb tritt ein doppaminmangel auf.

Doch nicht nur der Dopamin-Mangel ist eine Ursache, zumal er nicht bei allen ADHS-Patienten ausschlaggebend für das Syndrom ist. Deshalb haben einige Forscher untersucht, woran es liegen könnte, dass ADHS-Patienten oft anders bzw. ungewöhnlich auf Belohnungen oder Bestrafungen reagieren. Also wurden die Gehirnareale untersucht, in denen das Motivations- und Belohnungszentrum beherbergt ist. Es hat sich herausgestellt, dass viele der untersuchten Patienten eine besonders geringe Dichte an Dopamin-Rezeptoren in diesen Arealen aufwiesen. Auf Deutsch: Es herrscht kein Dopamin-Mangel, es fehlen schlicht die Andockstellen für das Dopamin.
Diese Anomalie hat zur Folge, dass auch viele nachgelagerte Funktionen beeinträchtigt werden. Zum Beispiel das Defizit an Aufmerksamkeit korreliert direkt mit diesem Sachverhalt.

Cannabis hebt das Glückslevel

So, und jetzt kommt das Cannabis ins Spiel. Noch mal in aller Kürze zusammengefasst, ist das „Glücks-Level“ bei ADHS-Patienten viel weiter unten als bei gesunden Menschen.
Das liegt teilweise am Dopamin-Mangel. Dieses „Glücks-Level“ kann Cannabis bekanntermaßen steigern, denn durch die Aufnahme von THC wird Dopamin freigesetzt. Wer bis jetzt aufgepasst hat, wird sich aber wundern: Denn lag das Problem nicht bei den vielen Dopamin-Transportern und der geringen Dichte an Dopamin-Rezeptoren? Richtig, genau so ist es. Doch Cannabis ist nicht von ungefähr solch ein gehyptes Medikament, wenn es nicht eine Lösung dafür hätte: Das Endocannabinoid-System. Zwar ist das Vorhandensein dieses alternativen Nervensystems kein Verdienst der Pflanze an sich, aber es ist quasi der Schlüssel zum Schloss in unserem Körper.
Das THC der Schlüssel, das Endocannabinoid-System das Schloss.

Trifft THC auf die Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems, so wird für den Zeitraum der Wirkung relativ viel Dopamin freigesetzt. Deshalb sind die meisten Cannabis-Konsumenten ja auch ziemlich glücklich und high beim Kiffen.
Der ADHS-Patient erreicht durch den THC-Konsum jedoch erst einmal das normale Glücks-Level, also das Level, auf dem sich gesunde Menschen nüchtern befinden.

Chart showing dopamine levels of adhd and neurotypical patients
Dopamin-Level Grafik bei ADHS-Patienten und gesunden Menschen

Es ist naheliegend, jedoch noch nicht wissenschaftlich erforscht, dass die nun wieder hergestellte Dopamin-Balance im Gehirn auch die Folgen der geringen Dopamin-Rezeptoren-Dichte im Belohnungszentrum vermindern kann. So konnte in einer Studie festgestellt werden, dass besonders hyperaktive und impulsive Verhaltensmuster beim Cannabis-Konsum zurückgingen.

Was sagt der Cannabis Patient?

Auf der Cannabis Normal! Konferenz habe ich die Gelegenheit genutzt und mich mit einem ADHS-Patienten ausgetauscht. Er bestätigte die Theorie zum Dopamin-Level, auch er braucht einiges an Cannabis für ein akzeptables Wohlfühlklima. Um richtig high zu werden, braucht er schon weitaus mehr Cannabis als beispielsweise ich als Normalo.

Ein weiteres „Problem“ stellt für ihn die große Menge des zu konsumierenden Cannabis dar. Als Lösung dafür hatte er auf der Konferenz leckeres Wachs dabei, welches er mit einem Glätteisen aus dem Pedanios 22/1 extrahiert hat. Apotheken-Dab für Feinschmecker! So kann er sich über den Tag in geringen Dosen medizinieren und muss keine unnötigen Schadstoffe einatmen.

Nach einem langen Streit bekommt er das Cannabis übrigens von der Krankenkasse bezahlt, ADHS-Patienten sollten sich also nicht klein machen – ihr habt das Recht auf eure Medizin abseits von Ritalin!

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Dänemark: Grünes Licht für permanente Medizinische Cannabis-Produktion

Am 25. Mai 2021 hat sich das Dänische Parlament, auch «Folketing» genannt, darauf geeinigt, den Anbau von Medizinal-Cannabis nachhaltig zu erlauben. Wie der dänischen Zeitung fyens.dk zu entnehmen ist, folgt dieser Schritt auf ein vierjähriges Pilot-Projekt, welches seit 2018 läuft.

Interessant: Im Rahmen des Pilot-Projektes sollte vor allem der Zugang von Patienten zu Medizinal-Cannabis erprobt werden. Jedoch wurden bisher lediglich vier ausländische Cannabis-Produkte von der dänischen Arzneimittelbehörde zugelassen und keine Produkte aus dänischer Produktion. Das Paradoxe daran ist, dass im Rahmen des Pilot-Projektes neben der Abgabe an Patienten auch der Grundstein für die heimische Produktion von medizinischem Cannabis in Dänemark gelegt wurde. Der bekannteste Akteur in dem Bereich ist Aurora Nordic, eine Tochterfirma der kanadischen Aurora, die ein Joint Venture mit der dänischen Tomaten-Gärtnerei Pedersen & Søn eingegangen ist.

In diesem Rahmen wurde auf der Insel Fünen ein fast 10.000m2 großes Gewächshaus für die Produktion von medizinischem Cannabis ausgestattet, was einem jährlichen Ertrag von 10.000 kg medizinischem Cannabis pro Jahr entspricht. Mit dieser Menge plus Importen aus Kanada prognostiziert Aurora laut Krautinvest.de den gesamten Europäischen Bedarf für die nächsten Jahre decken zu können.

Paradox erscheint die Sache vor dem Hintergrund, dass in Dänemark nun die größte Produktions-Stätte für medizinisches Cannabis in Europa entstanden ist, welche vor allem genutzt wird, um den Bedarf an medizinischem Cannabis im restlichen Europa sicherzustellen. Jedoch gibt es für die in Dänemark produzierten Medizinal-Cannabis-Blüten noch keine Zulassung auf dem heimischen Markt, wie Jane Heitmann von der Liberalen Partei mit Ärgernis mitteilt.

Verlängerung des Modell-Projektes für Patienten um 4 Jahre

Der Zeitraum für die Erprobung der Abgabe von Medizinischem Cannabis in Dänemark wird mit dem neuen Beschluss um weitere 4 Jahre verlängert. Der Anbau von Medizinischem Cannabis jedoch wurde mit der Parlaments-Abstimmung auf unbegrenzte Dauer erlaubt. Man könnte also fast darauf schließen, dass Dänemark aus dem Zukunftsmarkt Cannabis vorerst vor allem wirtschaftliche Vorteile zieht. Denn Auroras Aktivitäten in Odense auf der Insel Fünen stellen vor allem Arbeitsplätze sicher und stärken die lokale Wirtschaft durch Steuereinnahmen.

Wie groß der Fokus auf das Patienten-Wohl ist, kann momentan nur gemutmaßt werden. Es bleibt zu hoffen, dass bald auch die heimisch produzierten Cannabis-Produkte in Dänemark verkauft werden dürfen. Schließlich gibt es die dort produzierten medizinischen Cannabis-Blüten auch schon in Deutschland und vier anderen europäischen Ländern zu kaufen. Während also der Modellprojekt-Part mit dem Anbau bereits ein sehr positives Ergebnis für das Land Dänemark und die Ausländischen Investoren hervorgebracht hat, ist für die heimischen Patienten noch lange kein akzeptabler Stand erreicht, resümiert fyens.dk.


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Warum Tabak-Joints (biochemisch) absolut keinen Sinn machen

Im Herzen sind die verschiedenen Cannabis-Kulturen weltweit vereint, in der Konsumkultur herrschen jedoch gewaltige Unterschiede. Bedingt durch unterschiedlich stark ausgeprägte Angebotsmärkte, spaltet vor allem ein Thema Cannabis-Konsumenten weltweit: Gehört Tabak in den Joint oder nicht? Heute möchte ich euch mitnehmen auf eine Reise durch die Rauchkulturen und aufzeigen, warum Tabakjoints 2021 einfach nicht mehr zeitgemäß sind.

Zuerst zu den momentanen geografischen Unterschieden beim Cannabis-Tabak-Genuss

Der Atlantik fungiert als natürliche Grenze zwischen dem US-Amerikanischen «Pur-Genuss» und dem Europäischen «Tabakjoint». Traditionell werden in Mexiko und Kalifornien seit einem halben Jahrhundert massive Mengen an Cannabis produziert – genug, um alle leidenschaftlichen Cannabis-Konsumenten in den nordamerikanischen Zielmärkten mit ausreichend Cannabis-Blüten zu versorgen. Es ist die Rede von Überfluss, großem Konkurrenz-Kampf und damit attraktiven Preisen für den Endkonsumenten. Deshalb wird in den Cannabis-Hype-Nationen USA und Kanada Cannabis vorwiegend pur konsumiert. Zigaretten haben es in den nordamerikanischen Gesellschaften allgemein schwer. Losen Tabak findet man nur sehr selten, und wenn zu horrenden Preisen. Die einzige Ausnahme bilden Blunts, also in Tabakblätter eingerollte Cannabis-Blüten. Die Tabakblätter, welche das Papier ersetzen, enthalten natürlich auch Nikotin – jedoch in deutlich geringeren Mengen, als unsere Europäischen Freunde in ihren Joints rauchen.

Dried Tobacco Leaves
Dried Tobacco Leaves (Source)

Tabak-Hochkultur Europa

Und damit werfen wir einen Blick nach Europa. Auf dem Kontinent jahrtausendealter Hochkultur, wo die Römer die Zahnfüllungen erfunden haben oder Isaac Newton die Schwerkraft entdeckt hat oder Michelangelo den David in Stein gemeiselt hat, wird Cannabis traditionell mit Tabak konsumiert. Und dabei wird Tabak in Europa kaum angebaut – muss es auch nicht, denn Tabak ist eines der ältesten Import-Güter und Europa hat den Kolonialismus ja quasi erfunden.

Auch das Rauchen von Zigaretten ist in Europa deutlich verbreiteter als in Nordamerika, was diese Beobachtungen einiger Nutzer des beliebten Expat-Social-Networks Quora erahnen lassen. Auch meine Erfahrungen nach Wohnsitzen in Deutschland, Spanien und der Schweiz zeigen mir, dass in Europa viel mehr Zigaretten und Tabak im Allgemeinen geraucht wird. In Europa gehört der Tabak im Joint damit einfach zum guten Ton und viele Konsumenten wie mein damaliger Blogger-Kollege Daniel von Cannabis-Rausch.de zeigen mit ihren Erzählungen auf, dass sie oft eine gewisse Hassliebe mit Tabak verbinden. Er hat zahlreiche Artikel mit der Überschrift «Fuck you Tabak-Joint» geschrieben, in denen er immer wieder von seinen Anstrengungen berichtete, mit dem Rauchen von Tabak aufzuhören. Immer wieder Rückschläge, verfehlte Ziele und schlussendlich die Kapitulation vor seiner Nikotin-Sucht.

Tabaksucht durch Cannabis-Konzentrate wie Haschisch

Ich selbst war in meinen Anfängen als Cannabis-Patient nie ein Tabak-Raucher, habe in meiner Zeit in Spanien jedoch auch die «Liebe» zum Tabak für mich entdeckt. In einem Umfeld, wo gutes Hasch den Angebotsmarkt dominiert hat, fand ich keinen anderen Weg der Cannabis-Medikation, als das Hasch gemeinsam mit leicht entzündlichem Tabak in Joints zu rollen. Davor habe ich mich in Deutschland aufgehalten, auch hier herrschte der Konsum von Tabak-Joints vor. In Deutschland jedoch eher gemischt mit Cannabis-Blüten statt Cannabis-Hasch.

Wer einmal in Berlin war und das Berliner Amnesia Haze geraucht hat, weiß, dass Cannabis in Europa sehr hohe Wirkstoff-Gehälter enthalten kann. Da in Europa, besonders in Deutschland, Schweden oder Frankreich, Cannabis-Besitz mit hohen Strafen belegt ist, gibt es auch sehr gute Gründe für hochpotentes Gras oder Hasch. Denn für einen Joint gleicher Wirkung benötigt man deutlich weniger der früher illegalen Cannabis-Blüten, wenn sie eine hohe Potenz haben, als wenn die Wirkstoff-Konzentration gering ist. Heißt, es müssen auch nur geringere Mengen transportiert werden und die Strafen fallen beim Erwischt werden geringer aus. Um als Konsument von den hohen Wirkstoffgehältern nicht total überfordert zu sein, hat sich das Mischen mit Tabak zur «Verdünnung» der THC-Konzentration als Lösungsansatz durchgesetzt.

Doch sind Tabak-Joints wirklich die Lösung für ein angenehmeres High?

Tabak-Joints, weil «Ich kann mir pur rauchen nicht leisten» = man belügt sich selbst

Bevor ich aus Deutschland ausgewandert bin, habe ich in meinen Cannabis-positiven Freundeskreisen schnell gemerkt, dass der Tabak im Joint ein wahnsinniger Konsum-Motor ist. Tabak spielt vor allem den Verkäufern von Cannabis-Blüten in die Karten, denn Konsumenten von Tabak-Joints konsumieren Nikotin. Über kurz oder lang entwickeln Tabak-Joint-Konsumenten eine Nikotin-Abhängigkeit, die vom Konsumenten zu allem Überfluss jedoch auch mit der Inhalation von Cannabinoiden assoziiert wird. Das führt dazu, dass nach dem Abflauen des gerade gerauchten Joints, durch das Nikotin, schnell das Bedürfnis nach dem nächsten Joint geweckt wird.

Tabak-Joint-Raucher, die keine Zigaretten rauchen, haben die höchsten Kosten

Denn oftmals ist der aufkommende Suchtdruck nach dem nächsten Joint in Wahrheit die Sehnsucht nach der nächsten Ladung Nikotin. Denn Nikotin als sehr schnell wirkendes Nervengift hat das Potential, im Körper und Kopf eine nahezu sofort einsetzende Wirkung auszulösen. Sie reicht von einem kurzen aktivierenden «Kick» bis zu einem Moment der Entspannung, je nach Situation. Dieses Verlangen nach Nikotin könnte jedoch auch mit einer Zigarette, einem IQOS oder eine E-Zigarette befriedigt werden, was in vielen Fällen die deutlich günstigere Variante als ein neuer Tabak-Joint darstellt.

Über dieses Thema habe ich in letzter Zeit mit vielen Menschen gesprochen; Viele, die auch erst seit kurzer Zeit mit dem Tabak-Konsum aufgehört haben. Eine Beobachtung teilen wir dabei alle: Am Ende des Tages rauchen Tabak-Joint-Raucher deutlich mehr Cannabis, als Pur-Raucher. Das hat mehrere Gründe.

Wie diese peer reviewed Studie beispielsweise belegt, hemmt der regelmäßige Nikotin-Konsum die Belohnungsfunktion in unserem Gehirn, wenn gerade Nikotin-Entzug herrscht, also gerade kein Tabak geraucht wird.

The decrease in brain reward function experienced during nicotine withdrawal is an essential component of nicotine addiction and a key barrier to abstinence.

Das hat zur Folge, dass die Belohnungs-Funktion des Gehirns nur bedingt zur Verfügung steht, wenn ein regelmäßiger Tabak-Konsument einen puren Cannabis-Joint raucht. Dadurch, dass Nikotin im Gegensatz zu THC oder anderen Cannabinoiden seine Wirkung sehr schnell entfaltet und auch sehr schnell wieder abklingt, wird kurzzeitig eine große zur Verfügung stehende Menge Dopamin freigesetzt. Das THC, welches deutlich länger für die Freisetzung von Dopamin im Körper zur Verfügung steht, kann dann keine ausreichenden Mengen Dopamin mehr freisetzen, welche zur Überschreitung der Belohnungs-Schwelle im Gehirn nötig wären.

Und wenn wir uns noch einmal auf oberes Zitat besinnen, stellen wir zu allem Überfluss fest, dass die Schwelle der Belohnung bei nikotin-abhängigen Menschen im Entzugs-Zustand zusätzlich noch deutlich höher ist als bei Menschen ohne Nikotin-Sucht - es braucht also umso mehr belohnungsfördernder Substanzen wie beispielsweise THC, um die Schwelle zum gefühlten Glück zu überschreiten.

Fazit: Tabak hat in Cannabis-Produkten nichts zu suchen, auch wenn es den Cannabis-Verbrauch lukrativ ankurbelt

Auch wenn das Verlangen nach dem nächsten Joint in Verbindung mit Tabak ungleich höher ist als beim Rauchen purer Joints, sollte dieser Zusammenhang nicht von der Industrie ausgenutzt werden. In der Schweiz gibt es mit den beliebten Heimatzigaretten zum Beispiel so ein Produkt, worin sich 20% CBD-Cannabis-Blüten und 80% Tabak-Verschnitt befinden. Der Konsument wird durch das Produkt körperlich abhängig gemacht und sehnt sich nach immer neuen Tabak-Joints, um sein Verlangen zu befriedigen.

Im Sinne der Gesundheit des Konsumenten und Kunden sind pure Joints damit die vergleichsweise gesündere Option. Denn bei jedem Rauchvorgang, egal ob mit oder ohne Tabak, werden jede Menge giftige und krebserregende Stoffe frei, wie bspw. Benzol. Wenn es also schon die Möglichkeit des Rauch-Konsums gibt, sollte das Rauchen zumindest minimiert werden, um die Gesundheit zu schützen. Während CBD beispielsweise den Suchtdruck sogar senkt und somit der Griff zum nächsten Joint sogar verzögert wird, baut Nikotin ein unnötig hohes Suchtpotential auf.

Natürlich ist es aus Konsumenten-Sicht sehr schwer, sich das Rauchen von Nikotin abzugewöhnen. Jedoch kann der Konsum von purem CBD eine Hilfe beim Abgewöhnungsprozess darstellen. In dieser Studiebeispielsweise haben Nikotin-Abgewöhner durch tägliche CBD-Einnahme 40% weniger Zigaretten am Tag geraucht als die Kontroll-Gruppe, welche kein CBD eingenommen hat.

Wer sich das Rauchen von Tabak erfolgreich abgewöhnt hat, kann innerhalb kurzer Zeit körperliche Verbesserungen an sich feststellen. Nach einem Monat beginnt bereits die Lungen-Regeneration. Nach 10 Jahren ist die Chance, an einem tödlichen Lungenkrebs zu sterben, bereits halbiert. Nach 20 Jahren haben sich alle vom Tabak-Konsum geschädigten Zellen bereits soweit regeneriert, dass die Sterberisiken gleich niedrig sind wie von einem Menschen, der in seinem Leben nie geraucht  hat.

 

ps: Und für alle, die sich das Pur Rauchen "nicht leisten können": Es gibt hervorragende Tabak-Ersatzstoffe oder günstige CBD-Blüten-Mischungen genau für diesen Zweck; Als Ersatz für Tabak.