Qualitätssicherung von Genussmittel-Cannabis - GMP oder doch was anderes?
Liebe Hanffreunde, die ihr im Moment voller Erwartungen dem Legalisierungs-Geschehen eure ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.
Bald wird Cannabis in Deutschland auch als Genussmittel reguliert, und dabei steht natürlich nach wie vor ein unentschlossener Elefant im Raum: GMP ja oder nein, oder auch die große Frage nach der Qualitäts-Sicherung von Genussmittel-Cannabis.
Bald soll jeder und jede Deutsche, über einem gewissen Mindestalter, Cannabis-Blüten kaufen und konsumieren dürfen. Die Verantwortung der Gesetzgeber ist deshalb neben der Regulierung des anbietenden Marktes auch der Schutz der nachfragenden Konsumenten.
Die Beantwortung der Qualitätssicherungs-Frage war in den bisher stattfindenden Legalisierungs-Debatten im Vergleich zu anderen Themenkomplexen jedoch bei weitem nicht die meist besprochene Frage:
Es ging vor allem um die Art und Weise der qualifizierten Abgabestellen, den umstrittenen Eigenanbau, die Beratung, jetzt wieder THC-Höchstgrenzen und ganz prominent der Dauerbrenner Vereinbarkeit mit internationalen Verträgen.
Zwar behandeln im Moment einige Fragen der Debatte die Qualität von Cannabis-Produkten, zum Beispiel die der Produkt-Spezifikationen, (bspw. eine THC-Höchstgrenze) - über die Sicherung dieser Qualität im Produktions-Alltag wird hingegen kaum bis gar nicht gesprochen.
Dabei ist die Art und Weise sowie der Umfang der Qualitätssicherung von Cannabis zu Genusswecken einer der elementaren Entscheider, wie groß eine Produktions-Anlage mindestens sein muss, um wirtschaftlich bestehen zu können. Das gleiche gilt, je nach konkreter Formulierung des Gesetzes natürlich mehr oder weniger, auch für die Abgabestellen und Zwischenhändler.
Denn abhängig davon, wie viele Arbeitsstunden diese Unternehmen in die Sicherung ihrer Qualität stecken müssen, leitet sich ab, wie viel Umsatz eine Produktions-Firma monatlich machen muss, um die dafür qualifizierten Mitarbeiter oder externen Dienstleister für die Erledigung Qualitätssichernder Aufgaben zu bezahlen.
Rechenbeispiel: Gefährdet Qualitäts-Sicherung die Entstehung eines durch Vielfalt und Inklusion geprägten Cannabis-Marktes?
Lass mich fix ein Beispiel kreieren, um aufzuzeigen, welchen Stellenwert die Art und Weise der Qualitätssicherung bei der Gestaltung des deutschen Genussmittel-Cannabis-Marktes einnehmen wird: Denn sie wird maßgeblich bestimmen, wie bunt und vielfältig der Markt am Ende aussieht.
- Mal angenommen, ein einzelner Gärtner erzeugt pro Monat 3kg getrocknete Blüten als small batch grower. Sagen wir, es sind 3kg aus 3 verschiedenen Strains - also drei verschiedene Chargen. Er kann jede seiner Chargen für 3.000€ das kg verkaufen (evtl. auch mehr, aber nach dem Steuermodell von Justus Haucap wird das schwierig).
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- Nehmen wir an, dass die Freigabe einer Charge nach GMP und dem DAB um die 1‘500€ alleine für die Labortests kostet, wären das mindestens 4‘500€ Qualitätssicherungskosten pro Monat für die Freigabe der drei Chargen des small batch growers.
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- Diese monatlichen 4.500 € Test-Kosten für drei Chargen stehen einem Monats-Umsatz von 9.000 Euro aus diesen drei Chargen gegenüber, was natürlich DEUTLICH mehr ins Gewicht fällt, als wenn aus einem Gewächshaus 40kg-Chargen für (nur) 800€ das kg verkauft werden.
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- Denn: Im Fall unserer edlen craft-grower-one-man-army mit teurem Verkaufspreis hätten die Qualitäts-Sicherungskosten unserem Beispiel folgend einen Anteil von 50% !, im zweiten Fall des Discounter-Produktes aus dem Gewächshaus beliefen sie sich auf nicht einmal 5%!
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- Damit wäre der Anteil der Qualitätssicherungskosten gemessen am Umsatz beim günstigen, in Massen produzierten Gewächshaus-Produkt zehn Mal geringer als beim small-batch craft-grower!
Ich habe diese Rechnung vorne angestellt, um eine Idee zu geben, wie stark Qualitätssicherungskosten auf die laufenden Kosten eines Unternehmens drücken können. Und zwar fallen sie bei hoher Sortenvielfalt und kleinen Chargen existenziell stark ins Gewicht und bei mutmaßlich lieblos hergestellten Massenprodukten fast bis gar nicht.
Die Betonung liegt auf können, denn noch wissen wir ja zum Glück nicht genau, wie Chargen für den Genussmittel-Markt freigegeben werden müssen. Wir wissen noch nicht einmal die Spezifikationen des Endproduktes. Doch vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen, die Qualitätssicherungs-Frage einmal ein wenig zu erörtern.
Die bestehenden Qualitäts-Sicherungs-Standards für medizinisches Cannabis im Fokus
Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland verfügbar. Die qualitätsbestimmenden Spezifikationen, für medizinisches Cannabis finden sich für Deutschland im Deutschen Arzneimittelbuch. Darin sind beispielsweise die Schwellenwerte für Schwermetalle, Mykotoxine oder Pestizid-Rückstände festgelegt.
Der Standard für Qualitätssicherungssysteme in der medizinischen Cannabis-Produktion und -Distribution werden durch die GxP-Guidelines vorgegeben, worunter auch GMP, GDP und GACP fallen.
GMP, good manufacturing practices, ist dabei der Standard für alle Herstellungsprozesse und enthält als Kapitel bzw. Anhang auch den GACP Standard, good agricultural and collection practices, welche die Rahmenbedingungen und Qualitätssicherungs-Anforderungen für den Heilpflanzen-Anbau regeln.
Wichtiges Detail: Kein End-Produkt erreicht den Patienten am Ende der Wertschöpfungskette ohne GMP-Standard und keine Pflanze im deutschen Medizinal-Cannabis-System wird nicht unter GACP-Bedingungen hergestellt.
Keine Produkt-Freigabe ohne GMP
Die finale Chargenfreigabe wird unter dem GMP-Rahmenwerk abgeschlossen, als Regel gilt, dass nach dem letzten Arbeitsschritt unter GACP weitere Schritte bis zur Chargenfreigabe unter GMP stattfinden. Denn GACP als Qualitäts-Standard ist per Definition gar nicht darauf ausgelegt, Produkte final freizugeben. Im GACP-Rahmenwerk heißt es dazu übrigens konkret:
In order to ensure appropriate and consistent quality of medicinal plant/herbal substances it is necessary to establish good agricultural and collection practice for herbal starting materials (GACP). The concept of Good Manufacturing Practice (GMP) for the manufacture, processing, packaging and storage of Active Pharmaceutical Ingredients (APIs) also applies to medicinal plants/herbal substances.
Deshalb ist es in meinen Augen nicht zielführend, die Frage nach dem entweder GACP ODER GMP zu stellen. Denn wer GACP fordert, muss ab einer bestimmten Stelle im Produktions-Prozess unweigerlich auch den GMP-Weg bestreiten, um Produkt-Chargen marktfähig freizugeben - oder im Rahmen des Genussmittel-Marktes eigene Gesetze oder Rahmenwerke auf den Weg bringen, unter denen die Produkt-Freigabe und Validierung aufgestellter Spezifikationen stattfindet.
Dass GACP nicht ohne GMP geht, wird dem entsprechend auch in der momentanen Medizinischen Cannabis Praxis deutlich: Bei Anbietern von Medizinal-Cannabis-Blüten als Endprodukt werden Arbeitsschritte wie Trimmung, Sortierung und Verpackung, und seit der neuesten Bekanntgabe des BfArM auch die Trocknung, unter GMP durchgeführt.
Bei der Verwendung von Cannabis-Blüten zur weiteren Extraktion hingegen können Prozesse wie Trocknung und Zerkleinerung der Blüten und die Verpackung als Rohstoff rein unter GACP stattfinden, solange der Verkauf des GACP-Materials vertraglich mit einem pharmazeutischen GMP Abnehmer geregelt ist, welcher die Weiterverarbeitung unter GMP durchführt, in dem Fall unseres Beispiels mindestens den Schritt der Extraktion.
Kann Cannabis allein durch GACP reguliert werden?
Viele Befürworter eines bunten Marktes mit small batches, kleinen Produzenten und vielen Genetiken wünschen sich im Moment, Genussmittel-Cannabis rein unter GACP zu regulieren.
Ein paar Gründe dafür, dass dies eigentlich so nicht möglich ist, haben wir bereits aufgezählt. Doch es geht noch weiter: Die Einhaltung des GACP-Standards lässt sich in Deutschland nicht durch eine staatliche Stelle zertifizieren. Wie können so Verantwortlichkeiten geregelt werden?
Die Prüfung auf Güte und Konsistenz der Ausführung eines Qualitäts-Sicherungssystems nach GACP obliegt der Verantwortung des einkaufenden GMP-Betriebes. Denn der GMP-Betrieb muss im Rahmen seiner Sorgfaltspflichten, auf die er wiederum von einer staatlichen Stelle geprüft und zertifiziert wird, seine GACP-Zulieferer prüfen.
Angenommen, Cannabis-Betriebe würden rein nach dem GACP-Standard produzieren - welche Institution in Deutschland sollte sie dafür prüfen und zertifizieren, wenn der Betrieb selbst Produkte herstellen möchte, die er marktfertig verkaufen möchte?
Es wird deutlich, dass GACP als Rahmenwerk zur Regulierung der gesamten Wertschöpfungskette eines Cannabis-Marktes nicht ausreicht. So zum Beispiel ist auch das laufenden Schweizer Pilot-Projekt, soweit es geht, nach GACP reguliert, die finalen Freigabeschritte und Grenzwerte für Cannabis-Produkte werden von der Schweiz jedoch explizit zusätzlich im Gesetzestext spezifiziert. In Artikel 9 und 10 der Verordnung über Pilotversuche nach dem Betäubungsmittelgesetz (BetmPV) werden sowohl Produkt-Spezifikationen, als auch nötige Freigabetests definiert. Die Probenahme ist nach den Vorgaben der Europäischen Pharmakopoe definiert, die Grenzwerte für Schwermetalle, Mykotoxine und andere Schadstoffe sind im Anhang des Gesetzes zu finden. Der THC-Wert für Cannabis-Produkte des Pilotprojekts ist auf 20% limitiert.
Diese zusätzlichen Regelungen sind nötig, weil der GACP-Standard eben vor allem die Regeln an die Anbau-Bedingungen von Heilpflanzen definiert. Während es bei der Produktion von Arzneimitteln viele messbare Größen im Rahmen von Teil-Prozessen gibt, welche durch In-Prozess-Kontrollen dokumentiert und validiert werden können, sehen die Arzneimittelbehörden ein, dass der Anbau von Pflanzen, vor allem outdoor, im Vergleich deutlich mehr unkontrollierbaren Einflussgrößen unterliegt.
GACP wurde geschaffen, um dem unvorhersehbaren Pflanzenwachstum gerecht zu werden
Denn während die Herstellung von Impfstoffen oder Tabletten in Reinräumen unter immer gleichen Klimabedingungen stattfinden kann und sich das Einfüllen eines Reagenzglases auf den Milliliter genau kontrollieren lässt, ist das Wachstum von Pflanzen deutlich unberechenbarer. Deshalb wurde von den Arzneimittelbehörden der GACP-Standard geschaffen, um auf die Unvorhersehbarkeit im Wachstum von Heilpflanzen Rücksicht zu nehmen.
Die wichtigsten Aspekte, die GACP an ein Qualitäts-Sicherungs-System definiert, sind folgende:
- Schulung der Mitarbeiter
- Verantwortungsbewusster Einsatz von Chemikalien
- Dokumentieren eingesetzter Chemikalien und ausgeführter Arbeitsschritte
- Definition von Standard-Arbeits-Anweisungen
- Reinigungs- und Hygiene-Konzepte
- Unversehrtheit der Mitarbeiter
- Regelmäßige Wartung der eingesetzten Geräte
- Kalibrierung von Düngecomputern und Geräten zur Applikation von Pflanzenschutzmitteln
- Verhinderung von Kreuzkontamination
- Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit in eine Chargen-Produktion eingeflossener Ausgangsstoffe und Zusätze sowie die weitere Verwendung einer Charge
- Charchierungsregeln
- Dokumentation von Käufer-Spezifikationen
- Beschreibung der Produktions-Stätten und deren geografische Verortung
- Qualität des verwendeten Gießwassers
- Aufbewahrungs-Frist von Dokumenten
- Eliminierung von Risiken
Das sind schon mal eine ganze Menge relevanter Punkte, über die sich ein Anbau-Betrieb nach GACP Gedanken machen und entsprechende Prozesse formulieren, ablegen und implementieren muss, um die Einhaltung dieser Rahmenpunkte zu gewährleisten.
GMP geht jedoch noch ein wenig weiter, und zwar in den Punkten:
- Testen und Validieren der Artikel-Spezifikationen mit anschließender Chargen-Freigabe
- In-Prozess-Kontrollen
- Abweichungs-Management
- Benennung verantwortlicher Personen für die Qualitäts-Sicherung und Qualitäts-Kontrolle
- Konstante Einhaltung von Umwelt-Parametern
- Anfertigung einer umfangreichen Risiko-Analyse für Prozesse und eingesetzte Maschinen
- Rückruf-Prozesse
- Benennung einer Verantwortlichen Person, welche über ein abgeschlossenes Hochschulstudium und mindestens vier Jahre theoretische und praktische Erfahrung im pharmazeutischen, medizinischen, chemischen oder biologischen Fachbereich verfügen.
Während die GACP-Richtlinie also schon sehr viele Punkte abbildet, geht die GMP-Richtlinie noch ein Stück weiter. Die zusätzlichen Punkte mögen sich nach nicht viel anhören, jedoch hat es die Erfüllung jeden einzelnen Punktes in sich. Und zwar in Arbeitsstunden und Kosten gerechnet. Allein die Kalibrierung aller eingesetzten Messgeräte zum Validieren der Prozess-Parameter ist sehr aufwändig, ganz zu schweigen von der Dokumentation und korrekten Ablage aller Freigabeergebnisse.
Limitierung der Anwendung des GMP-Standards auf Genussmittel
Doch da GMP als Teil des pharmazeutischen Qualitäts-Universums vor allem darauf ausgelegt ist, eindeutige Produkt-Spezifikationen Charge für Charge zu validieren, gibt es für den Cannabis-Genussmittel-Markt deutlichen Spielraum. Denn bei verschriebenen Medikamenten ist es natürlich für sowohl den Arzt, als auch den Patienten wichtig, dass die einmal für wirkungsvoll befundenen Inhalts-Stoff-Gehalte eines Arzneimittels über den gesamten Zeitraum der Therapie gleich sind, Charge für Charge.
Im Genussmittel-Bereich geht es in der Qualitäts-Sicherung jedoch vor allem um Gesundheits-Schutz, also die Bewahrung vor Krankheiten und nicht deren Behandlung. Nehmen wir zum Beispiel alkoholische Getränke: Es gibt gewisse Grenzwerte für Fuselstoffe oder Schwermetalle, die für alle Produkte der Kategorie gleich oder ähnlich sind, der Konsument kann sich jedoch trotzdem ohne Beeinträchtigung der gewünschten Wirkung aussuchen, welchen Alkohol-Gehalt sein alkoholisches Getränk haben soll. Mag der Konsument oder die Konsumentin einen geringen Rausch bei hohem Volumen, greift er zum Bier. Ist ein hohes Rausch-Potential bei geringem Volumen präferiert, wird zum Schnaps gegriffen. Beide Varianten können zu einem ähnlichen bis gleichen Rausch führen. Wichtig im Sinne des Verbraucherschutzes ist dabei lediglich, dass der Alkohol-Gehalt auf dem Produkt angegeben ist und alle lebensrechtlichen Standards eingehalten werden.
Auch bei Cannabis als Genussmittel kann ich mir vorstellen, dass diese Regelung zur Anwendung kommen kann. Und zwar wahlweise chargenweise. Die Einhaltung von Schwermetall-Grenzwerten, Pilzsporen und anderen schadhaften Fremdstoffen sollte natürlich höchste Priorität haben, denn schließlich werden viele Cannabis-Produkte inhaliert - werden unserem Kreislauf also in einem unserer sensibelsten Organe zugeführt, der Lunge.
Keine Notwendigkeit konstanter THC-Werte von Charge zu Charge
Der THC-Wert und Konzentration anderer gewünschter Inhaltsstoffe kann hingegen schwanken, ohne die Gesundheit des Konsumenten zu beeinträchtigen. Eine klare Beratung dazu vorausgesetzt, kann der Konsument schließlich mit Blick auf den THC-Wert ziemlich genau abschätzen, ob er jetzt einen dicken Joint rauchen sollte oder aber ein kleiner Bong-Hut auch schon reicht, um den angestrebten Rausch-Zustand zu erreichen.
Um diesen Grad des Verbraucher-Schutzes einzuhalten, muss der Produzent von Cannabis-Blüten für den Genussmittel-Markt meiner Ansicht nach NICHT Charge für Charge konstant gleiche Wirkstoff-Werte abliefern. Es sollte im Genussmittel-Bereich meiner Ansicht nach auch kein Problem sein dürfen, als Produzent die angebauten Sorten oft zu wechseln oder mehrere Sorten auf einmal anzubauen.
Denn das Risiko der Aufnahme von Schwermetallen, Mykotoxinen oder mikrobiell belastenden Stoffen unterscheidet sich, gleiche Anbauweise vorausgesetzt, von Sorte zu Sorte nur marginal und kann vor allem durch Kontrolle und sorgfältige Auswahl der Ausgangs-Stoffe wie Dünger und Substrat schon weitgehend minimiert werden. Dafür benötigt es meiner Ansicht nach deshalb keine einzelnen Tests jeder einzelnen Charge, wenn mehrere Chargen unter den gleichen Bedingungen unter Anwendung der gleichen Ausgangs-Stoffe kultiviert und verarbeitet wurden.
Risikobasierte Qualitäts-Kontrolle
Im Idealfall werden die ersten beiden Chargen, welche unter einer bestimmten Anbaumethode unter Einsatz spezifizierter Ausgangs-Stoffe hergestellt wurden, initial auf die riskanten Stoffe getestet und alle folgenden Chargen müssen dann nicht mehr auf diese Grenzwerte getestet werden, da sich das System als sicher erwiesen hat. Eventuell müsste man nach einem gewissen Zeitraum wieder auf Schwermetalle und Co. testen, um die Sicherheit des Systems erneut zu bestätigen, ähnlich wie beim TÜV.
Wo meiner Einschätzung nach jedoch kein Weg vorbei führen sollte, sind chargenbasierte Tests des THC-Wertes und anderer Cannabinoide, welche einen Rausch herbeiführen können. Denn der Verlauf des Anbaus einer Pflanzen-Charge ist nicht vorhersehbar, was ja einer der Hauptgründe für die Schaffung des GACP-Standards war. Zum Schutz des Verbrauchers ist es deshalb essentiell, jede einzelne Charge auf THC-Werte und Co zu testen. Und mit Gemmacert und anderen erschwinglichen Test-Instrumenten dieser Werte gibt es ja bereits ISO 17025 zertifizierte Geräte, mit welchen man diese Messwerte kosteneffizient ausmessen kann.
Außerdem bin ich überzeugt, dass jeder verpflichtende Test für Cannabis als Genussmittel die Test-Industrie soweit beflügelt, dass sich durch den markttechnischen Wettbewerb aus Angebot und Nachfrage Analyse-Tests zu erschwinglichen Preisen entwickeln werden.
Keine GMP-Chargenfreigaben: Drastische Senkung der Qualitäts-Sicherungs-Kosten für kleine Unternehmen
Wie teuer die Qualitäts-Sicherung für die Produzenten am Ende im täglichen Produktionsalltag wird, ist also maßgeblich abhängig davon, welche Parameter wie oft getestet werden müssen. Wenn lediglich der Anteil bestimmter Cannabinoide chargenbezogen getestet werden muss, sieht die Rechnung für unsere one-man-army aus dem ersten Beispiel nämlich schon viel besser aus:
Angenommen der Craft Grower beschafft sich ein Gemmacert Analyse-Gerät für 5.000 €, abgeschrieben auf drei Jahre, kostet ihn das Messgerät pro Jahr etwa 1.700 €, wobei es nach drei Jahren abbezahlt ist. Die Testung einer Charge mit einem solchen in-house-Test würde dann nur noch etwa 50€ kosten, wenn wir nach wie vor davon ausgehen, dass pro Monat drei Chargen hergestellt werden. Der Anteil der Testung gemessen am Umsatz wäre dann nur noch etwa 1,6% statt 50% aus dem ersten Beispiel!
Natürlich kommen zusätzlich noch die Kosten für das initiale Testen auf Schwermetalle und Mykotoxine hinzu, um das Anbausystem als risikoarm zu validieren, aber das ist doch schon mal eine DEUTLICHE Senkung der bremsenden Qualitäts-Sicherungskosten.
GMP für Genussmittel Cannabis - ja oder nein? Die Mischung macht's.
Eine der großen Fragen dieses Beitrages ist natürlich nach wie vor, ob GMP ja oder nein. Ich denke, wenn nicht jede Charge auf alle möglichen riskanten Fremdstoffe getestet werden muss, sondern ein Anbausystem lediglich validiert werden soll, braucht es zwar kein GMP, jedoch nach wie vor viele Elemente von GMP.
Denn irgendwo muss ja festgehalten werden, welche Maßnahmen unternommen werden, um die Konsistenz eines einmalig validierten Prozesses auf Zeit zu gewährleisten. Dies kann lediglich sichergestellt werden, wenn die standardmäßige Ausführung von Prozessen irgendwo definiert ist.
Zur Vermeidung von E-Koli im Endprodukt sollte beispielsweise irgendwo festgehalten werden, dass sich Mitarbeiter nach dem Klogang die Hände waschen. Auch die Verwendung der kontaminationsarmen Dünger und Substrate sollte festgehalten werden sowie die Regeln für die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln. Da auch Ernte-Werkzeuge oder Trimmer die Cannabis-Produkte mit Schwermetallen kontaminieren können, sollte auch die standardmäßige Verwendung dieser Geräte in den Dokumenten des Produzenten festgehalten sein.
Andere Produktions-Bedingungen, deren Werte beim finalen Testen ermittelt werden, sollten jedoch nicht verpflichtend im Qualitäts-System des Unternehmens festgehalten werden müssen, wozu ich zum Beispiel das Testen des Feuchtigkeitsgehalts nach dem Trocknen zählen würde. Der Feuchtigkeitsgehalt des Endproduktes kann schließlich bei der finalen Freigabekontrolle direkt mitgemessen werden, zum Beispiel unter Einsatz eines Gemmacert-Messgerätes.
GMP und GACP sind keine Bestrafung
Viele sehen die Arbeit nach den Rahmenwerken GMP oder GACP wie eine Art Bestrafung, aber neben aller regulatorischen Notwendigkeit hilft die Auseinandersetzung mit diesen Themen natürlich ungemein, ein erfolgreiches und nachhaltiges Unternehmen zu führen. Stell dir zum Beispiel mal vor, der Produktions-Leiter hat einen Autounfall und fällt unvorhergesehen für ein paar Tage bis Monate aus.
Jedem Unternehmen würde es in einem solchen Fall stark helfen, die Details der Ausführung gewisser Arbeits-Schritte in schriftlicher Form wiederzufinden. Denn nur so gelingt es, die Qualität, für die ein Unternehmen bei den Abnehmern bekannt ist, auch in solch einem Ausnahmefall zu gewährleisten. Wenn das auch ohne gelingt, sollte man evtl die Notwendigkeit der Position des Produktions-Leiters in Frage stellen und auf flache Hierarchien zurückzugreifen ;)
Auch ist es hilfreich, gewisse Notfall-Maßnahmen in Standard-Prozess-Anweisungen festzuhalten. Dazu zählt beispielsweise das Verhalten im Brandfall oder eine Richtlinie für den Umgang mit Chemikalien. Denn der Anbau von Pflanzen kommt nicht ohne gesundheitliche Risiken, was jeder bestätigen kann, der schon einmal mit pH-Minus in Berührung gekommen ist. Und man will sich und seine Mitarbeiter definitiv nicht den Gefahren einer Hautverätzung aussetzen.
Qualitäts-Sicherungs-Systeme als Basis der Kundenbindung und Verhinderung von Shitstorms
Nicht zuletzt helfen Qualitäts-Sicherungs-Systeme bei der Verhinderung von Shitstorms und Vermeidung unzufriedener Kunden. Unter solchen Umständen kann die Beständigkeit eines Unternehmens nachhaltig geschädigt werden und im schlimmsten Fall seiner Existenz-Grundlage beraubt werden. Chargen also bestmöglich auf Einhaltung der eigenen Qualitäts-Ansprüche vor dem Versand zu kontrollieren, sollte meiner Meinung nach ein absoluter no-brainer sein. Und je mehr man die eigenen Prozesse standardisiert hat, desto weniger muss am Ende Charge für Charge getestet werden und desto geringer ist am Ende der Anteil fehlerhaften Chargen, welche zwar Strom und Dünger konsumiert, aber der Firma keinen Verkaufserlös eingebracht haben.
Im GMP-Umfeld wird dies auch „Qualität nach Design“ genannt. Das bedeutet, dass Prozesse und Anlagen so gestaltet sind, dass Kontamination und Qualitätsbeeinträchtigungen von vornherein minimiert oder sogar ausgeschlossen werden.
Regelmäßige Kalibrierung von Mess-Sonden in der Bewässerungs-Technik wäre zum Beispiel ein Punkt der GACP-Richtlinie, dessen Einhaltung dem Produzenten von Cannabis-Blüten ungemein dabei hilft, die Produktions-Bedingungen soweit im Griff zu haben, dass, im Zweifel unerkannte, Überdüngungen oder pH-Schwankungen gar nicht erst eintreten.
Genauso verhält es sich mit klar definierten Reinigungs-Richtlinien, welche dabei helfen, möglichen Kontaminationen den Nährboden zu nehmen.
Ein letzter Punkt von GMP, den ich für den Cannabis Genussmittel-Markt für absolut relevant halte, ist das Vorhalten klar definierter Rückruf-Prozesse. Denn sollte sich herausstellen, dass eine freigegebene Charge durch Dritte für unzulässig getestet wurde, so muss es ein System geben, um jeden Empfänger dieser Charge informieren zu können, dass der Konsum dieser Charge allenfalls gesundheitliche Risiken mit sich zieht.
Abgrenzung zu GMP - Keine Lösung für den Cannabis-Genussmittel-Markt
Da es für Cannabis als Genussmittel meiner Einschätzung nach nicht darum gehen sollte, als Unternehmen Produkte mit engen Spezifikationen anzumelden, wie es im Arzneimittel-Bereich zur Sicherstellung des Therapie-Erfolgs der Fall ist, wird der GMP-Standard wohl nicht geeignet sein, um den Anforderungen des Genuss-Mittel-Marktes abzudecken. Denn der Genussmittel-Markt sollte durch Weglassen starrer Produkt-Anmeldungen genetische und unternehmerische Vielfalt zulassen dürfen.
Jedoch finde ich, dass viele Aspekte aus dem GMP und GACP-Bereich auch bei der Qualitäts-Sicherung von Genussmittel-Cannabis sinnvoll Anwendung finden können. Denn Cannabis-Blüten werden mehrheitlich inhaliert und die Lunge ist ein sehr sensibles Organ, welches nachträglich geschädigt werden kann und deshalb besonders schutzbedürftig ist.
Ich finde, hier gibt uns die Schweiz ein sehr gutes Vorbild, indem für ihr Pilotprojekt GACP für den Anbau spezifiziert ist und die Anforderungen an alle weiteren Schritte der Wertschöpfungs-Kette bis zum freigegeben Produkt, die sonst unter GMP geregelt wären, im Gesetzestext klar definiert sind. Auch die Produkt-Spezifikationen mit all ihren Grenzwerten sind für das Schweizer Pilotprojekt fest im BetmPV verankert, lassen jedoch mit erlaubten +- 15% Abweichung von den auf der Verpackung angegebenen Wirkstoffwerten viel Spielraum bei der Chargenfreigabe verarbeiteter Produkte. Unverarbeitete Produkte dürfen sogar +-25% vom angegebenen Wert abweichen.
Die Regelung der Schweiz lässt noch einen weiteren, für einen bunten, vielfältigen Markt wichtigen Punkt erkennen: Durch den Mix aus GACP und Gesetz, fällt für Produzenten die Benennung der Verantwortlichen Person (in der Schweiz "fachtechnisch verantwortlichen Person") weg - freie Bahn für Produzenten ohne komplizierten Hochschulabschluss!
Die deutsche Regierung zwischen den Fronten
Ich möchte nicht in der Rolle der Regierungs-Parteien stecken, welche momentan den Spagat zwischen einfachem Marktzugang für Produzenten auf der einen und erfolgreichem Verbraucherschutz auf der anderen Seite ausführen müssen. Man wird es definitiv nicht allen Recht machen können. Aber das letzte was wir alle wollen, ist eine Umkehr der Legalisierung, weil sich herausstellt, dass viele Konsumenten mit Lungenembolie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten oder sie eine höhere Schwermetall-Belastung als nach der letzten Sushi-Session mit nach Hause genommen haben.
Dieser Punkt ist sicherlich einer der Beweggründe für die teilweise ablehnende Haltung der Politiker zum Eigenanbau. Aber auch da würde ich ähnlich wie beim professionellen Anbau ansetzen, mit dem Unterschied, die Qualitäts-Sicherung nicht verpflichtend zu machen. Im Endeffekt trägt der Eigenanbauer ja im Idealfall lediglich die Verantwortung für seine eigene Gesundheit und Selbstschädigung ist in Deutschland ja bekanntermaßen nicht illegal.
Für Patienten, welche die hohen Anforderungen an ein Cannabis-Rezept nicht erfüllen und sensible Körper von rein freizeitlichen Cannabis-Genießern, welche ihr Cannabis selbst anbauen, sollte es deshalb Möglichkeiten der Testung des Eigenanbaus geben. Sei es in speziellen Test-Zentren, an welche man per Post (mit entsprechender Kennzeichnung) seine Proben senden kann oder das Testen in Apotheken, möchte ich an der Stelle komplett offen lassen. Auch, ob die Kosten für solche Tests vom Staat übernommen oder teilweise übernommen werden sollten, gebe ich gerne zur Diskussion frei.
Unterscheidung der Grenzwerte zwischen cannabishaltigen Lebensmitteln und Produkten zur Inhalation
Was mir noch wichtig ist, wäre eine Unterscheidung der Anforderungen an Cannabis-Genussmittel zur oralen und inhalativen Aufnahme. Denn die gesetzlich zulässigen Grenzwerte an Schwermetalle und andere Schadstoffe sind für Lebensmittel teilweise deutlich höher als für Produkte, die inhaliert werden. In diesem Aspekt sollte Cannabis natürlich gleich mit anderen Lebensmitteln gestellt sein.
Bei pflanzlichen Ausgangs-Materialien zur Herstellung von Edibles und anderen cannabishaltigen Lebensmitteln sollten meiner Ansicht nach deshalb die Regeln für Lebensmittelsicherheit gelten, unter die auch Tomaten oder Bier reguliert sind. Natürlich auch hier ganz wichtig, zusätzlich den Wirkstoffgehalt der Chargen entweder prozessual zu standardisieren oder chargenbezogen auszumessen, um den Konsumenten eine Indikation über die zu erwartende Wirkung des Produktes zu geben.
Das waren mal meine Gedanken zur Thematik, doch jetzt seid ihr gefragt: Habt ihr Ideen, wie eine sinnvolle Qualitäts-Sicherung für Genussmittel-Cannabis aussehen kann? Schreibt es gerne in die Kommentare!
Cannabis gegen Schmerzen
In dieser Serie wollen wir jede Woche Dienstag die medizinische Wirksamkeit von Cannabis auf den Prüfstand stellen. Jede Woche soll eine andere Krankheit oder Krankheitsgruppe im Mittelpunkt stehen.
Heute beschäftigen wir uns mit (chronischen) Schmerzen.
Seit Jahrtausenden wird Cannabis zur Behandlung von Schmerz eingesetzt.
Vor allem gegen Migräne, Gicht, Nervenschmerzen, Zahnschmerzen und sogar Menstruationsbeschwerden setzte man das Wunderkraut schon früh ein.
Die Wirkungsmechanismen von Cannabis sind bezüglich der Schmerztherapie sehr gut erforscht. Das betone ich deshalb, weil bei vielen anderen Beschwerden die Faktenlage noch recht dünn ist.
Um abzugrenzen, wie Cannabis gegen Schmerzen genau hilft, möchte ich erst einmal den Begriff Schmerz klären.
Was it Schmerz?
Schmerz ist eine komplexe Sinneswahrnehmung, die dem Menschen signalisiert: Kumpel, irgendwas stimmt mit dir nicht.
Ist der Schmerz jedoch chronisch, liegt das Empfinden von Schmerzen nicht an einer temporären Störung des menschlichen Organismus. Vielmehr liegt in solchen Fällen eine Schädigung des Nervensystems vor. Heißt im Klartext: Der Körper sendet falsche Signale, falschen Alarm. Chronischer Schmerz stellt damit ein eigenes Krankheitsbild dar.
Der von uns gefühlte Schmerz wird über das Nervensystem durch unseren Körper geleitet. Im Konkreten bedeutet das: Stößt du dich am kleinen Zeh, so werden die Nervenzellen am kleinen Zeh gereizt. Dabei entsteht ein Signal, welches schnellstmöglich zu den nächsten Nervenzellen geleitet wird. Irgendwann kommt dieses Signal im Rückenmark oder Gehirn an und es folgt eine neuronale Reaktion, durch die wir den Schmerz wahrnehmen. Kann man wissen, muss man aber nicht: Die Geschwindigkeit der Nervenübertragung ist nicht unendlich schnell. Wenn wir von 10 m/s ausgehen, dauert die Übertragung bei einem 2-Meter-Mann wie mir 200ms (eine fünftel Sekunde).
Schmerz löst aber nicht nur ein unwohles Gefühl aus. Gerade bei chronischen Schmerzen werden oft auch sozialpsychologische Schäden davongetragen. Heißt: Dadurch wird die Lebensqualität im öffentlichen Raum beeinträchtigt, indem der oder die Betroffene sogenannte Durchbruchschmerzen erleidet. Darunter kann man sich schubweise Schmerzattacken oder andere Körperfehlfunktionen vorstellen (Hautprobleme bspw.).
Im herkömmlichen Sinn werden (chronische) Schmerzen mit Opioiden, z.B. Morphin, Kodein, Fentanyl oder Methadon, behandelt. Auch Antidepressiva werden in bestimmten Fällen eingesetzt, z.B. wenn die Ursache des Schmerzes in der Seele zu verorten ist.
Schmerz-Behandlung mit Cannabis
Cannabis kann zur Linderung der meisten Schmerzen eingenommen werden. Die genauen Vorgänge im Körper sind unglaublich vielfältig, denn Schmerz kann durch sehr viele Arten entstehen. Es gibt im Körper jedoch eine ganze Reihe an Stoffen, die das Schmerzempfinden abmildern. Einige Neurotransmitter (hier könnt ihr bisschen was darüber nachlesen) können den gefühlten Schmerz mehr oder weniger lindern. THC zum Beispiel ist so ein Neurotransmitter – aber ein extern zugeführter. Wenn THC an die sogenannten Rezeptoren andockt (ich verweise dich wieder hierher), so folgt eine Ausschüttung von Botenstoffen wie Dopamin.
Dopamin ist ein Stoff, der für das Glücksempfinden im Körper elementar ist. Ist der Dopaminspiegel hoch, so werden Schmerzen weniger intensiv wahrgenommen. Glück und Schmerz stehen also in direktem Zusammenhang – wer glücklich ist, nimmt wenig Schmerz war. Wer unglücklich ist, fühlt Schmerz stärker. Der Körper unterscheidet dabei nicht zwischen physischen oder psychischen Schmerz.
Auch andere Neurotransmitter (Botenstoffe des Nervensystems) werden durch die Einnahme von THC freigesetzt. So können Auswirkungen auf den sogenannten Serotoninspiegel gemessen werden. Serotonin ist für die Stabilisierung der Psyche zuständig und maßgeblich an der körpereigenen Schmerzhemmung beteiligt.
Bei Schmerzen THC-haltiges Cannabis zu sich zu nehmen, macht also biochemisch gesehen absolut Sinn. Doch was sagen die Studien?
Studien untermauern diese Überlegungen. Bei einem Versuch bekamen Patienten, der aufgrund einer Rückenmarksverletzung unter Spastiken leiden, 5mg THC, 50mg Kodein oder ein Placebo verabreicht. Das Placebo veränderte den Zustand erwartungsgemäß nicht, das Kodein (Opiat) linderte die Spastiken etwas und das THC führte zu einer deutlichen Linderung.
Bei einer anderen Studie wurde einem Schmerzpatienten täglich 30mg Morphium verabreicht. Irgendwann kamen 10mg eines THC/CBD-Extraktes hinzu. Die Schmerzintensität wurde für beide Fälle über einen Zeitraum von sechs Wochen gemessen.
Ergebnis: In dem Zeitraum, in dem der Patient das THC/CBD-Extrakt erhielt, war sein Bedarf an Morphium bei gleicher Schmerzlinderung deutlich gesunken.
Weitere Studien belegen die Wirksamkeit von Cannabis gegenüber Placebos. Es konnte sogar bewiesen werden, dass THC die sogenannten Phantomschmerzen nach Amputationen reduzieren kann.
Falls du selbst unter Schmerzen leidest und jetzt gleich euphorisch einen Joint drehst, noch ein Tipp: Die Schmerzen werden am besten bekämpft, je länger das THC wirkt. Da beim Rauchen das High jedoch sehr schnell nachlässt, empfehle ich dir lieber das Backen eines Kuchens oder die Verwirklichung eines Rezepts deiner Wahl. Wie du Cannabis decarboxylierst, also „verdaubar“ machst, kannst du in diesem Artikel nachlesen.
Welche Sorte hilft am besten gegen Schmerzen?
Ich muss vorgreifend sagen, dass ich kein Arzt bin. Ich rate dem Einzelfall daher, die Medikation immer mit einem Arzt abzusprechen. Generell kann man aber zumindest einordnen, welche Sorten gegen Schmerzen eher geeignet sind, als andere. Ein Schmerzpatient hat in vielen Fällen chronische Schmerzen, weshalb eine durchgängige Medikation zur Linderung dieser das Mittel der Wahl ist. Und wer schon früh mit der Medikation beginnen muss, dem rate ich für die Zeit bis Nachmittags/Abends zu einer Sativa-Sorte. Denn bei diesen Sorten kann man trotzdem noch vielen Tätigkeiten nachgehen, während das Schmerzgefühl deutlich gehemmt wird. Sativas machen in vielen Fällen kreativ, hellen die Stimmung auf und rufen ein kopflastiges High hervor. Wem das High-Gefühl zu viel wird, dem empfehle ich die parallele Einnahme von CBD. Denn CBD schwächt die psychoaktive Wirkung des THC deutlich! Denn High sein kann für manche auch anstrengend sein und auf Dauer zu Stress führen.
Für Abends empfehle ich eine Indica, denn nach dem Konsum solcher Blüten schläft man gut und genießt ein sehr körperliches High. Dieser Effekt äußert sich auch oft in dem bekannten „couchlock“. Dabei fühlt man sich vor allem im Bett oder auf dem Sofa wohl und kann die ganze Nacht gut schlafen.
Welche Sorten jetzt konkret? Erst einmal helfen eine Vielzahl von Sorten gegen Schmerzen. Denn es kommt vor allem auf das Vorhandensein der Wirkstoffe THC und/oder CBD an. Letztenendes habe ich mich für folgende sativalastigen und indicalastigen Sorten entschieden:
Für den Tag empfehle ich einen Klassiker: Silver Haze. Mit einem Sativa-Anteil von 80% und einem hohen THC-Gehalt kommt man mit dieser Sorte gut durch den Tag.
Für den Abend empfehle ich einen weiteren Klassiker: Skunk. Diese Sorte wird mit 80% Indica angegeben und drückt einen richtig schön ins Bett, wenn man schlafen möchte.
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Cannabis und ADHS
Cannabis zählt mittlerweile als Wunderheilmittel gegen die verschiedensten Krankheiten und Leiden. Was wissenschaftlich noch nicht belegt ist, weil wissenschaftliche Studien enorm viel Geld kosten, hat bei Patienten schon viel Gutes bewirkt. Cannabis wird zurzeit gegen alles Mögliche genommen. Gegen Migräne, gegen Rückenschmerzen, gegen Fibromyalgie oder auch gegen ADHS. Und um eben jene Korrelationen zwischen Cannabis und ADHS soll es in diesem Artikel gehen.
Was ist ADHS überhaupt?
ADHS ist nicht das „Zappel-Philipp-Syndrom“, keine Modediagnose und auch keine Persönlichkeitsstörung. Denn auch wenn an den Bezeichnungen etwas dran ist – die Begriffe sind mit Vorurteilen besetzt und wirken gegenüber Patienten despektierlich. Unterm Strich heißt ADHS nichts anderes als Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung.
Und was kann man sich darunter vorstellen? Die Seite adhs.de schreibt treffend:
ADHS ist keine Krankheit wie Masern oder Mumps, die man eindeutig nachweisen oder ausschließen kann. ADHS hat eher Ähnlichkeit mit Übergewicht oder Bluthochdruck. Wenn man davon zu viel hat, wird es kritisch.
ADHS äußert sich in unterschiedlichen Symptomen, die bei unterschiedlichen Menschen getrennt voneinander auftreten können. Ein ADHS-Patient kann zum einen rein hyperaktiv-impulsiv sein, also unruhig, zappelig und sehr redselig. Zum anderen kann ein Betroffener auch rein aufmerksamkeitsgestört sein, dabei fällt vor allem häufiges Träumen oder Abschweifen von einer Tätigkeit auf. Dieses Symptom wird häufig missbraucht, um die Smartphone-affine Generation Z „Generation ADHS“ zu nennen. Eine dritte Gruppe vereint die beiden Symptome und ist sowohl aufmerksamkeitsgestört, als auch hyperaktiv.
Es gibt zwei Arten
Die Betroffenen, die nur unter Konzentrations- bzw. Aufmerksamkeitsstörungen leiden, haben je nach Definition kein ADHS, sondern ADS. Also das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Dieses wird oftmals nicht erkannt, weil Konzentrationsstörungen in der Gesellschaft nicht als krankheitsbedingt, wohl aber als Schwäche angesehen werden. Eher wird einem Betroffenen unterstellt, er solle sich besser anstrengen oder weniger am Smartphone spielen, um sich besser konzentrieren zu können. Vor allem Kinder leiden unter diesen Fehleinschätzungen, da sie Situationen viel schlechter einschätzen können. Oft leiden sie dann stark unter Kategorisierung und Stigmatisierung und suchen den Fehler bei sich selbst. Das führt häufig zu sozialen Problemen oder Depressionen. Deshalb mein vorzeitiger Appell an alle Eltern da draußen: Wenn sich euer Kind schwer mit den Hausaufgaben herumquält oder nicht lange stillsitzen kann – bitte keine Vorwürfe machen, bis ein Arzt sich der Sache angenommen hat. Denn nur eine genaue Diagnostik kann ergeben, ob das Kind unter ADHS leidet oder einfach nur mehr Bewegung oder Rückzugsorte benötigt.
Jetzt ging es kurz um Kinder, jedoch sei eines gesagt: ADHS ist keine Kinder-Krankheit. Unter ADHS leiden alle Altersschichten. Zwar bildet sich ADHS bei manchen Menschen in der Pubertät zurück, jedoch wird dies oft als falsches Zeichen gesehen. In vielen Fällen wechseln einfach nur die Symptome, erwachsene Betroffene leiden nicht mehr so stark an ungebändigtem Bewegungsdrang, sondern vermehrt an Konzentrationsstörungen. Das zeigt sich häufig in Vergesslichkeit, Schusseligkeit oder Unorganisiertheit.
Was sind die Ursachen für ADHS?
ADHS ist natürlich nicht zu vergleichen mit einem viralen Infekt oder einer Allergie. Für ADHS sind also keine äußeren Einflüsse verantwortlich. Oder doch? Ganz so einfach ist die Sache nicht. Denn obwohl ADHS nicht durch Pollen oder Viren „ausgelöst“ wird, können psychosoziale Einflüsse ADHS in seiner Entwicklung stark beeinflussen. Etwa Familie und Schule können die Entwicklung von ADHS elementar steuern. Stress gilt dabei als großer, negativer Faktor. So wird die Ausprägung von ADHS stark durch Familienstreits oder getrenntlebende Eltern beeinflusst, aber auch durch niedriges Familieneinkommen, häufiges Kritisieren oder inkonsequente Erziehung ohne Regeln.
Ein weiteres Kriterium, welches die Ausprägung von ADHS fördert, ist die Schwangerschaft. Nikotin, Alkohol und andere Drogen fördern vermutlich ADHS. Dies gilt jedoch noch nicht als wissenschaftlich gesichert – was nicht heißt, dass die Sorge unberechtigt wäre!
Laut einigen Studien sollen auch erbliche Faktoren Einfluss auf die Ausbildung von ADHS haben. Bei zweieiigen Zwillingen wiesen zum Beispiel 30% der Test-Pärchen die gleiche Symptomatik auf, bei eineiigen sogar 80%!
Warum hilft Cannabis gegen ADHS?
Um zu verstehen, warum Cannabis gegen ADHS hilft, sei zuerst geklärt, wie ADHS an sich im Körper wirkt. Forscher und Ärzte sind sich heute immer einiger, dass ADHS durch eine Störung der chemischen Signalübermittlung verursacht wird. In einer Studie wurde festgestellt, dass die Hälfte der untersuchten ADHS-Patienten eine Anomalie der Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin aufweisen.
Dopamin-Mangel ist übrigens der Schlüssel zur heilenden Wirkung von Cannabis, aber dazu später mehr.
Aber warum tritt bei ADHS-Patienten dieser Mangel an „Glückshormonen“ auf? Darüber sind sich die Wissenschaftler noch uneinig. Viele Experten nehmen jedoch an, dass ADHS-Patienten zu viele Dopamin-Transporter in bestimmten Gehirnregionen ausbilden. Das führt dazu, dass sich in synaptischen Spalten gelagertes Dopamin schneller entfernt, als bei gesunden Menschen. Deshalb tritt ein doppaminmangel auf.
Doch nicht nur der Dopamin-Mangel ist eine Ursache, zumal er nicht bei allen ADHS-Patienten ausschlaggebend für das Syndrom ist. Deshalb haben einige Forscher untersucht, woran es liegen könnte, dass ADHS-Patienten oft anders bzw. ungewöhnlich auf Belohnungen oder Bestrafungen reagieren. Also wurden die Gehirnareale untersucht, in denen das Motivations- und Belohnungszentrum beherbergt ist. Es hat sich herausgestellt, dass viele der untersuchten Patienten eine besonders geringe Dichte an Dopamin-Rezeptoren in diesen Arealen aufwiesen. Auf Deutsch: Es herrscht kein Dopamin-Mangel, es fehlen schlicht die Andockstellen für das Dopamin.
Diese Anomalie hat zur Folge, dass auch viele nachgelagerte Funktionen beeinträchtigt werden. Zum Beispiel das Defizit an Aufmerksamkeit korreliert direkt mit diesem Sachverhalt.
Cannabis hebt das Glückslevel
So, und jetzt kommt das Cannabis ins Spiel. Noch mal in aller Kürze zusammengefasst, ist das „Glücks-Level“ bei ADHS-Patienten viel weiter unten als bei gesunden Menschen.
Das liegt teilweise am Dopamin-Mangel. Dieses „Glücks-Level“ kann Cannabis bekanntermaßen steigern, denn durch die Aufnahme von THC wird Dopamin freigesetzt. Wer bis jetzt aufgepasst hat, wird sich aber wundern: Denn lag das Problem nicht bei den vielen Dopamin-Transportern und der geringen Dichte an Dopamin-Rezeptoren? Richtig, genau so ist es. Doch Cannabis ist nicht von ungefähr solch ein gehyptes Medikament, wenn es nicht eine Lösung dafür hätte: Das Endocannabinoid-System. Zwar ist das Vorhandensein dieses alternativen Nervensystems kein Verdienst der Pflanze an sich, aber es ist quasi der Schlüssel zum Schloss in unserem Körper.
Das THC der Schlüssel, das Endocannabinoid-System das Schloss.
Trifft THC auf die Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems, so wird für den Zeitraum der Wirkung relativ viel Dopamin freigesetzt. Deshalb sind die meisten Cannabis-Konsumenten ja auch ziemlich glücklich und high beim Kiffen.
Der ADHS-Patient erreicht durch den THC-Konsum jedoch erst einmal das normale Glücks-Level, also das Level, auf dem sich gesunde Menschen nüchtern befinden.
Es ist naheliegend, jedoch noch nicht wissenschaftlich erforscht, dass die nun wieder hergestellte Dopamin-Balance im Gehirn auch die Folgen der geringen Dopamin-Rezeptoren-Dichte im Belohnungszentrum vermindern kann. So konnte in einer Studie festgestellt werden, dass besonders hyperaktive und impulsive Verhaltensmuster beim Cannabis-Konsum zurückgingen.
Was sagt der Cannabis Patient?
Auf der Cannabis Normal! Konferenz habe ich die Gelegenheit genutzt und mich mit einem ADHS-Patienten ausgetauscht. Er bestätigte die Theorie zum Dopamin-Level, auch er braucht einiges an Cannabis für ein akzeptables Wohlfühlklima. Um richtig high zu werden, braucht er schon weitaus mehr Cannabis als beispielsweise ich als Normalo.
Ein weiteres „Problem“ stellt für ihn die große Menge des zu konsumierenden Cannabis dar. Als Lösung dafür hatte er auf der Konferenz leckeres Wachs dabei, welches er mit einem Glätteisen aus dem Pedanios 22/1 extrahiert hat. Apotheken-Dab für Feinschmecker! So kann er sich über den Tag in geringen Dosen medizinieren und muss keine unnötigen Schadstoffe einatmen.
Nach einem langen Streit bekommt er das Cannabis übrigens von der Krankenkasse bezahlt, ADHS-Patienten sollten sich also nicht klein machen – ihr habt das Recht auf eure Medizin abseits von Ritalin!
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Warum Tabak-Joints (biochemisch) absolut keinen Sinn machen
Im Herzen sind die verschiedenen Cannabis-Kulturen weltweit vereint, in der Konsumkultur herrschen jedoch gewaltige Unterschiede. Bedingt durch unterschiedlich stark ausgeprägte Angebotsmärkte, spaltet vor allem ein Thema Cannabis-Konsumenten weltweit: Gehört Tabak in den Joint oder nicht? Heute möchte ich euch mitnehmen auf eine Reise durch die Rauchkulturen und aufzeigen, warum Tabakjoints 2021 einfach nicht mehr zeitgemäß sind.
Zuerst zu den momentanen geografischen Unterschieden beim Cannabis-Tabak-Genuss
Der Atlantik fungiert als natürliche Grenze zwischen dem US-Amerikanischen «Pur-Genuss» und dem Europäischen «Tabakjoint». Traditionell werden in Mexiko und Kalifornien seit einem halben Jahrhundert massive Mengen an Cannabis produziert – genug, um alle leidenschaftlichen Cannabis-Konsumenten in den nordamerikanischen Zielmärkten mit ausreichend Cannabis-Blüten zu versorgen. Es ist die Rede von Überfluss, großem Konkurrenz-Kampf und damit attraktiven Preisen für den Endkonsumenten. Deshalb wird in den Cannabis-Hype-Nationen USA und Kanada Cannabis vorwiegend pur konsumiert. Zigaretten haben es in den nordamerikanischen Gesellschaften allgemein schwer. Losen Tabak findet man nur sehr selten, und wenn zu horrenden Preisen. Die einzige Ausnahme bilden Blunts, also in Tabakblätter eingerollte Cannabis-Blüten. Die Tabakblätter, welche das Papier ersetzen, enthalten natürlich auch Nikotin – jedoch in deutlich geringeren Mengen, als unsere Europäischen Freunde in ihren Joints rauchen.
Tabak-Hochkultur Europa
Und damit werfen wir einen Blick nach Europa. Auf dem Kontinent jahrtausendealter Hochkultur, wo die Römer die Zahnfüllungen erfunden haben oder Isaac Newton die Schwerkraft entdeckt hat oder Michelangelo den David in Stein gemeiselt hat, wird Cannabis traditionell mit Tabak konsumiert. Und dabei wird Tabak in Europa kaum angebaut – muss es auch nicht, denn Tabak ist eines der ältesten Import-Güter und Europa hat den Kolonialismus ja quasi erfunden.
Auch das Rauchen von Zigaretten ist in Europa deutlich verbreiteter als in Nordamerika, was diese Beobachtungen einiger Nutzer des beliebten Expat-Social-Networks Quora erahnen lassen. Auch meine Erfahrungen nach Wohnsitzen in Deutschland, Spanien und der Schweiz zeigen mir, dass in Europa viel mehr Zigaretten und Tabak im Allgemeinen geraucht wird. In Europa gehört der Tabak im Joint damit einfach zum guten Ton und viele Konsumenten wie mein damaliger Blogger-Kollege Daniel von Cannabis-Rausch.de zeigen mit ihren Erzählungen auf, dass sie oft eine gewisse Hassliebe mit Tabak verbinden. Er hat zahlreiche Artikel mit der Überschrift «Fuck you Tabak-Joint» geschrieben, in denen er immer wieder von seinen Anstrengungen berichtete, mit dem Rauchen von Tabak aufzuhören. Immer wieder Rückschläge, verfehlte Ziele und schlussendlich die Kapitulation vor seiner Nikotin-Sucht.
Tabaksucht durch Cannabis-Konzentrate wie Haschisch
Ich selbst war in meinen Anfängen als Cannabis-Patient nie ein Tabak-Raucher, habe in meiner Zeit in Spanien jedoch auch die «Liebe» zum Tabak für mich entdeckt. In einem Umfeld, wo gutes Hasch den Angebotsmarkt dominiert hat, fand ich keinen anderen Weg der Cannabis-Medikation, als das Hasch gemeinsam mit leicht entzündlichem Tabak in Joints zu rollen. Davor habe ich mich in Deutschland aufgehalten, auch hier herrschte der Konsum von Tabak-Joints vor. In Deutschland jedoch eher gemischt mit Cannabis-Blüten statt Cannabis-Hasch.
Wer einmal in Berlin war und das Berliner Amnesia Haze geraucht hat, weiß, dass Cannabis in Europa sehr hohe Wirkstoff-Gehälter enthalten kann. Da in Europa, besonders in Deutschland, Schweden oder Frankreich, Cannabis-Besitz mit hohen Strafen belegt ist, gibt es auch sehr gute Gründe für hochpotentes Gras oder Hasch. Denn für einen Joint gleicher Wirkung benötigt man deutlich weniger der früher illegalen Cannabis-Blüten, wenn sie eine hohe Potenz haben, als wenn die Wirkstoff-Konzentration gering ist. Heißt, es müssen auch nur geringere Mengen transportiert werden und die Strafen fallen beim Erwischt werden geringer aus. Um als Konsument von den hohen Wirkstoffgehältern nicht total überfordert zu sein, hat sich das Mischen mit Tabak zur «Verdünnung» der THC-Konzentration als Lösungsansatz durchgesetzt.
Doch sind Tabak-Joints wirklich die Lösung für ein angenehmeres High?
Tabak-Joints, weil «Ich kann mir pur rauchen nicht leisten» = man belügt sich selbst
Bevor ich aus Deutschland ausgewandert bin, habe ich in meinen Cannabis-positiven Freundeskreisen schnell gemerkt, dass der Tabak im Joint ein wahnsinniger Konsum-Motor ist. Tabak spielt vor allem den Verkäufern von Cannabis-Blüten in die Karten, denn Konsumenten von Tabak-Joints konsumieren Nikotin. Über kurz oder lang entwickeln Tabak-Joint-Konsumenten eine Nikotin-Abhängigkeit, die vom Konsumenten zu allem Überfluss jedoch auch mit der Inhalation von Cannabinoiden assoziiert wird. Das führt dazu, dass nach dem Abflauen des gerade gerauchten Joints, durch das Nikotin, schnell das Bedürfnis nach dem nächsten Joint geweckt wird.
Tabak-Joint-Raucher, die keine Zigaretten rauchen, haben die höchsten Kosten
Denn oftmals ist der aufkommende Suchtdruck nach dem nächsten Joint in Wahrheit die Sehnsucht nach der nächsten Ladung Nikotin. Denn Nikotin als sehr schnell wirkendes Nervengift hat das Potential, im Körper und Kopf eine nahezu sofort einsetzende Wirkung auszulösen. Sie reicht von einem kurzen aktivierenden «Kick» bis zu einem Moment der Entspannung, je nach Situation. Dieses Verlangen nach Nikotin könnte jedoch auch mit einer Zigarette, einem IQOS oder eine E-Zigarette befriedigt werden, was in vielen Fällen die deutlich günstigere Variante als ein neuer Tabak-Joint darstellt.
Über dieses Thema habe ich in letzter Zeit mit vielen Menschen gesprochen; Viele, die auch erst seit kurzer Zeit mit dem Tabak-Konsum aufgehört haben. Eine Beobachtung teilen wir dabei alle: Am Ende des Tages rauchen Tabak-Joint-Raucher deutlich mehr Cannabis, als Pur-Raucher. Das hat mehrere Gründe.
Wie diese peer reviewed Studie beispielsweise belegt, hemmt der regelmäßige Nikotin-Konsum die Belohnungsfunktion in unserem Gehirn, wenn gerade Nikotin-Entzug herrscht, also gerade kein Tabak geraucht wird.
The decrease in brain reward function experienced during nicotine withdrawal is an essential component of nicotine addiction and a key barrier to abstinence.
Das hat zur Folge, dass die Belohnungs-Funktion des Gehirns nur bedingt zur Verfügung steht, wenn ein regelmäßiger Tabak-Konsument einen puren Cannabis-Joint raucht. Dadurch, dass Nikotin im Gegensatz zu THC oder anderen Cannabinoiden seine Wirkung sehr schnell entfaltet und auch sehr schnell wieder abklingt, wird kurzzeitig eine große zur Verfügung stehende Menge Dopamin freigesetzt. Das THC, welches deutlich länger für die Freisetzung von Dopamin im Körper zur Verfügung steht, kann dann keine ausreichenden Mengen Dopamin mehr freisetzen, welche zur Überschreitung der Belohnungs-Schwelle im Gehirn nötig wären.
Und wenn wir uns noch einmal auf oberes Zitat besinnen, stellen wir zu allem Überfluss fest, dass die Schwelle der Belohnung bei nikotin-abhängigen Menschen im Entzugs-Zustand zusätzlich noch deutlich höher ist als bei Menschen ohne Nikotin-Sucht - es braucht also umso mehr belohnungsfördernder Substanzen wie beispielsweise THC, um die Schwelle zum gefühlten Glück zu überschreiten.
Fazit: Tabak hat in Cannabis-Produkten nichts zu suchen, auch wenn es den Cannabis-Verbrauch lukrativ ankurbelt
Auch wenn das Verlangen nach dem nächsten Joint in Verbindung mit Tabak ungleich höher ist als beim Rauchen purer Joints, sollte dieser Zusammenhang nicht von der Industrie ausgenutzt werden. In der Schweiz gibt es mit den beliebten Heimatzigaretten zum Beispiel so ein Produkt, worin sich 20% CBD-Cannabis-Blüten und 80% Tabak-Verschnitt befinden. Der Konsument wird durch das Produkt körperlich abhängig gemacht und sehnt sich nach immer neuen Tabak-Joints, um sein Verlangen zu befriedigen.
Im Sinne der Gesundheit des Konsumenten und Kunden sind pure Joints damit die vergleichsweise gesündere Option. Denn bei jedem Rauchvorgang, egal ob mit oder ohne Tabak, werden jede Menge giftige und krebserregende Stoffe frei, wie bspw. Benzol. Wenn es also schon die Möglichkeit des Rauch-Konsums gibt, sollte das Rauchen zumindest minimiert werden, um die Gesundheit zu schützen. Während CBD beispielsweise den Suchtdruck sogar senkt und somit der Griff zum nächsten Joint sogar verzögert wird, baut Nikotin ein unnötig hohes Suchtpotential auf.
Natürlich ist es aus Konsumenten-Sicht sehr schwer, sich das Rauchen von Nikotin abzugewöhnen. Jedoch kann der Konsum von purem CBD eine Hilfe beim Abgewöhnungsprozess darstellen. In dieser Studiebeispielsweise haben Nikotin-Abgewöhner durch tägliche CBD-Einnahme 40% weniger Zigaretten am Tag geraucht als die Kontroll-Gruppe, welche kein CBD eingenommen hat.
Wer sich das Rauchen von Tabak erfolgreich abgewöhnt hat, kann innerhalb kurzer Zeit körperliche Verbesserungen an sich feststellen. Nach einem Monat beginnt bereits die Lungen-Regeneration. Nach 10 Jahren ist die Chance, an einem tödlichen Lungenkrebs zu sterben, bereits halbiert. Nach 20 Jahren haben sich alle vom Tabak-Konsum geschädigten Zellen bereits soweit regeneriert, dass die Sterberisiken gleich niedrig sind wie von einem Menschen, der in seinem Leben nie geraucht hat.
ps: Und für alle, die sich das Pur Rauchen "nicht leisten können": Es gibt hervorragende Tabak-Ersatzstoffe oder günstige CBD-Blüten-Mischungen genau für diesen Zweck; Als Ersatz für Tabak.