Kalifornien: 100 000 000 $ für Cannabis-Branche – Viele Nullen, nichts dahinter?

Der US-Bundestaat Kalifornien hat soeben 100 Millionen $ zur Rettung der örtlichen Cannabis-Wirtschaft zugesichert.

Jedes Jahrzehnt zeichnet sich rückblickend durch seine Trends aus, dies ist bei einer so wandlungsfähigen Kultur, wie der des Cannabis nicht anders. Während noch in den 70ern Hasch aus den zu Legendenstatus avancierten Gebieten des Nahen Ostens, wie dem afghanischen Hindu Kush und Libanon, sowie handgeriebenes Charras aus Indien und nepalesische Temple Balls, als hochbegehrt unter europäischen Hasch-Connaisseuren galten und der jeweiligen Region zu einem gewissen Reichtum und stetigen Touristen-Strömen verhalf, wandelte sich dies in den folgenden Jahrzehnten mehr zu einer gesteigerten Nachfrage nach Marokkanischem Dry Sift Hasch.
Anschließend verschob sich der Fokus der Fachpresse und steigenden Anzahl von Konsumenten von einst fertig verarbeiteten Import-Cannabis-Produkten, über den Import holländischer Genetik zum Eigenanbau und letztlich zu ländlichen Indoor-Plantagen, sowie radikal günstigen Outdoor-Blüten aus Albanien verschob, die Größe der Anlagen stand damals leider meistens im starken Missverhältnis zu den fehlenden Kenntnissen und Bemühungen bezüglich der Kultivierung, Lagerung und Verarbeitung. Die Bewertung als professionelle Plantage wurde hier höchstens von Seiten der Strafverfolgung getroffen und deckte sich sicher nicht mit den Vorstellungen eines erfahrenen Growers von Professionalität.

Die Katze im Mylar-Sack – Viel zu viele bunte Packs

In den vergangenen zehn Jahren werden stattdessen vermehrt sogenannte Cali-Strains angeboten und mit nie vorher dagewesenem Sammelwahn gehandelt und zelebriert. Während es sich anfangs noch um vereinzelte kleine, persönlich importierte Mengen der begehrten, bunten Beutel handelte, bekam man schnell auch in den entlegensten Kleinstädten für das entsprechende Geld seinen, hoffentlich original verschweißten, Mylar-Bag angeboten, ohne überhaupt danach fragen zu müssen.
Die enthaltenen, in Stickstoff verpackten Blüten und Extrakte setzten selbst für viele langjährige Cannabis-Kenner sicherlich in Bezug auf den Harzbesatz, das gebotene Terpen-Profil und vom vielbetonten, blütenweißen Erscheinungsbild der Asche, neue Maßstäbe, denen das gewohnte, im Anbau lediglich auf maximalen Profit bei minimalem Aufwand an Zeit und Kosten, ausgelegte Cannabis, bei Weitem nicht mehr das Wasser reichen kann.
Doch die erste Assoziation vieler Mitteleuropäer mit dem Begriff „Cali Weed“ ist der um ein Vielfaches höhere Preis, dessen Entstehung sich nicht immer ganz nachvollziehen lässt und offene Tore für den Einfall neuer Maschen von Betrügern bietet. Der Einfluss dieser gefälschten Ware auf die europäischen und asiatischen Cannabis-Märkte, soll aber nicht Teil dieser Betrachtung sein und wird daher hier zum besserem Verständnis einmal ignoriert.

Nicht wenige Raucher entsagten ihren alten Quellen aus angestautem Überdruss auf die mangelhafte Qualität komplett und kompensierten die gestiegenen Kosten pro Gramm mit einem einen angepassten, geringeren Konsum. Andere fingen aufgrund des angenehmeren Geschmacks und der verlässlichen Wirkung, hingegen erst jetzt an, regelmäßiger zu konsumieren. Daher verwirrt die Schlagzeile viele Leute, die bereits überzeugt waren, mit ihrer bisherigen Sammlung an Cookies-Siegel-Stickern, ganze Straßenkreuzungen und Schulen renoviert oder doch zumindest die lokalen Produzenten und Dispensaries von Venice Beach bis San Francisco finanziell unterstützt zu haben. Wie kann das von dort stammende Cannabis so begehrt sein und gleichzeitig sind selbst in den Großstädten und weltweit bekannten Cannabis-Standorten die Firmen in ihrer Existenz bedroht? Welches Zeichen ist es, dass ein Bundesstaat dessen einst schönste Städte bis in den Stadtkern hinein seit Jahren den Mengen an Verschmutzung und der Zahl an drogenabhängigen Obdachlosen hilflos gegenübersteht.

Wird die nächste Generation in einer besseren Zukunft aufwachsen?
Wird die nächste Generation wohlmöglich in einer besseren Zukunft aufwachsen?

Der lange Weg nach der Legalisierung in die Legalität

Die Lizensierung läuft vor allem deshalb so schleppend, weil die meisten Städte und County nicht genug Personal in den zuständigen Behörden beschäftigen, um die die vorhandenen, ortsansässigen Unternehmen ausreichend zu prüfen. Firmen, die das nötige Kapital mitbringen, können es sich leisten, private Gutachter zu engagieren und die benötigten Formulare proaktiv bei der Antragstellung mit einzureichen, während die meisten Unternehmen den Antrag vor allem mit dem Hintergedanken stellen, sich nur möglichst weit oben auf der Warteliste der restlos überlasteten staatlichen Prüf-Behörden des jeweiligen Verwaltungsbezirks einzureihen.

Diese runde, wohlklingende Summe aus dem Titel könnte viele bereits skeptisch machen, da sie schon auf den ersten Blick nicht nach dem Resultat einer hitzigen Verhandlung üblicher Agrar-Subventionen aussieht, die oft relativ zu den Umsätzen und den erwarteten Steuereinnahmen als Anteil eines größeren Etats festgelegt werden.
Sie ist jedoch leider in erster Linie zu einem Zweck gewählt worden: Gut zu klingen, leicht zu merken zu sein und schiere Größe auszudrücken. Es soll ein Signal sein, das Kalifornien jetzt hinaus in die Welt sendet. Wir haben es kapiert! Cannabis aus Kalifornien ist eine Weltmarke geworden! Wir heißen diese Entwicklung willkommen, wollen nicht nur an den aktuell geltenden Wirtschafts-Politik festhalten, sondern sehen auch in Zukunft großes Potenzial!

In der hitzigen Debatte darum, welche kommenden Schritte, Unternehmen am nachhaltigsten stärken können und inwiefern das Geld anschließend reinvestiert wird, fällt nur aus der Distanz und aus Sicht des noch immer von der Prohibition geplagten Rests der Welt auf, dass die aktuellen Entwicklungen selbst von konservativen Medienhäusern längst nicht mehr als Frage der Gesundheits- oder Drogenpolitik, sondern als rein ökonomische Debatte behandelt werden.

Das Bewundernswerte an dieser Nachricht ist, dass Kalifornien seine Marke erkennt und die Wirtschaft dahingehend fordert, während beispielsweise in Deutschland selbst die vorbildlichsten Cannabis-Unternehmen, wie hanfnah in Lahr, der Träger des Unternehmer-Preises Baden-Württemberg, schikaniert werden.

Die runde Summe, mag nicht nur aufgrund des Werteverfalls des US-Dollars etwas größer klingen, als dass ihr Effekt tatsächlich ausfallen wird. Das Geld soll nämlich laut der Aussage des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom in erster Linie dafür eingesetzt werden, Firmen mit nicht-permanenten Firmenlizenzen den äußerst kostspielige Werdegang zu einer Erlaubnis zum Betrieb einer dauerhaft lizensierten Abgabestelle oder Produktionstaätte zu ermöglichen. Erstaunlich ist hierbei, dass der Begriff „permanent“ bereits für eine jährlich zu erneuernde Erlaubnis und „temporary“ durch die Dauer des bürokratischen Prozesses für einen wirtschaftliches Zeitfenster von wenigen Monaten bis zur nächsten anstehenden Erneuerung steht. Sogar ein permanent Marker hält also meistens länger, als die sogenannten permanenten Lizenzen.

Das investierte Steuergeld fließt wieder zurück in die Gemeinden, wird aber dabei umverteilt.

Dass die Lizensierung hinter Waldbränden, Korruption und der unaufhörlicher Strafverfolgung auf Bundesebene nur eines der Probleme ist, denen sich die Firmen, denen hiermit geholfen werden soll, konfrontiert sehen, darf dabei nicht im gegenseitigen Schulterklopfen und Staunen über die schöne, runde Summe, untergehen.

Polizeieinheiten in vielen Gemeinden stehen in einer Tradition, sich an den beschlagnahmten Gütern aus Razzien zu bereichern, um Budgetkürzungen, wie beispielsweise im Rahmen der aktuellen Forderung „defund the police“ und den ersten dahingehenden Beschlüssen, mit gezielten Aktionen zu entgegnen.
Wenn statt eines bewaffneten Kartells, eine Cannabis-Firma mit abgelaufener oder fraglicher Lizenz im Fadenkreuz steht, sind die Gewinne aus der Beschlagnahmung von neuwertigen Autos, modernster Technik und fertig verpackten, handelsfähigen Waren, mit einem deutlich geringerem Risiko und Aufwand des Polizei-Einsatzes verbunden. Es bleibt zu hoffen, dass die Subventionen derartige Maßnahmen in Zukunft obsolet machen und endlich ein Umdenken bei Polizei und Justiz, sowie ein Ende dieses moralisch höchst verwerflichen Vorgehens zur Folge haben.

Fokus auf die Spitze des Eisbergs – Der ganz große Markt bleibt weiter unsicher und unsichtbar

Kalifornien konnte sich längst als größter Cannabis-Markt der Welt etablieren und seine Pole Position bis heute beibehalten. Die gesamte wirtschaftliche Leistung des Bundestaates, macht ihn allein bereits zu einem der umsatzstärksten Wirtschafts-Räume der Welt und reiht sich laut einer Erhebung des World Econonic Forum aktuell vor Indien und Frankreich und hinter Großbritannien und Deutschland auf Rang sechs ein.
Aber wenn es selbst dem Welt-Marktführer so schlecht geht, ist die einzige Schlussfolgerung, dass die kritischen Mängel im System selbst liegen müssen. Dass Cannabis-Produkte als Wirtschaftsgut  nach wie vor unheimlich erfolgreich sind, muss an dieser Stelle sicher nicht noch einmal erläutert werden. Branchenfremden Skeptikern wird diese Tatsache spätestens anhand der Meldungen über Rekorde am Aktienmarkt, die von Cannabis-AGs, wie , zeitweise im Monatstakt im Wirtschaftsteil vieler Zeitungen bestimmten.

Welche Aspekte werden in Zukunft in den Vordergrund treten?

Nachhaltigkeit droht erneut auf der Strecke zu bleiben

Die 100 Millionen, die nun in das umsatzstärkste Agrarprodukt des Landes reinvestiert wurden, das bekanntermaßen bereits 1938 vom Popular Mechanics Magazine als „new billion dollar crop“ erkannt wurde, können aber viel besser beurteilt werden, wenn man sie der Milliarde an Steuereinnahmen gegenüberstellt, die bereits nach etwa zwei Jahren nach der Legalisierung im Januar 2018 erreicht wurde. Im Zuge der Pandemie und den verheerenden Waldbränden, konnten die Summe an Einnahmen trotzdem mit unveränderter Rate auf 1,4 Milliarden $ anwachsen. Diese wurden, laut der 2016 erfolgreich beschlossenen Proposition 64, neben Bildungsprojekten und Sozialem Wohnungsbau auch in die Beseitigung von Umweltschäden durch illegale Plantagen investiert wird.
In diesem Zusammenhang werden seltener die tatsächlichen Schäden durch die Pflanzen eines Guerilla Grows gemeint, sondern vor allem die unsachgemäße Entsorgung von Abfällen der Arbeiter, das Roden von geschützten Wildflächen und nicht zuletzt die Zerstörung im Rahmen der polizeilichen Maßnahmen bei Entdecken der Plantage. Produzierende Firmen neigen auch weiterhin dazu, ihre gewerblichen Abfälle fernab der Standorte der unlizenzierten Produktionsstätten zu entsorgen, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, die beispielsweise beim wiederholten, sachgemäßen Recycling entsprechender Verpackungsmaterialien geweckt werden könnte.
Obwohl diese Maßnahmen durchaus dem Naturschutz zugute kommen sollen, kritisieren Umweltverbände, wie Defenders of Wildlife zurecht, dass sie zu spät, weil ausschließlich nachträglich und korrektiv, statt präventiv greifen. Aus ihrer Sicht, ist die erneute Verschiebung der Frist, sowie die angekündigten Investitionen, nichts als eine kurzsichtige Taktik, die eine komplette Neu-Regulierung der Lizenzvergabe aufschiebt und Firmen, die weiterhin illegal agieren, Ressourcen verschwenden und wild entsorgen nicht mit der längst erforderlichen Entschlossenheit entgegen tritt. Zur Sprache kamen diese Aspekte vor allem, als die kalifornische Senatorin Anna Caballero den Vorschlag unterbreitete, provisorische Lizenzen künftig mit einer Laufzeit von sechs Jahren auszugeben, um Bürokratie, aber vor allem die Aufarbeitung einer längst überfälligen Debatte zu vermeiden und stattdessen den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.
Der verbreiteten Befürchtung zufolge, kommt aber selbst diese Hilfe bereits zu spät, da viele Firmen, die sich entscheiden, die Subventionen zu beantragen, mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund eines zu langsamen Ausbildung und Einstellung neues Prüf-Personals, weder zum 01.01.2022, noch zum nun bereits vierten Termin, am 01.07.2022 eine vollständige Betriebsprüfung, geschweige denn, die begehrte Lizenz für das bis dahin vermutlich bereits endende Jahr, erteilt bekommen haben werden.
Firmen, die weiterhin eine Verlängerung der vorübergehenden Lizenz beantragen, wie es laut bundesstaatlicher Erhebung im April noch bei 82% der gemeldeten Unternehmen der Fall war, werden in dieser Zeit weiter anbauen, produzieren, mit neuen Produkten die Ausrichtung des Marktes bestimmen können und sich dadurch einen Vorteil gegenüber zukünftig staatlich geförderten Unternehmen erwirtschaften. Die Firmen, die ohne Lizenz agieren, profitieren ebenfalls von dieser notgedrungen gewählten Zwangspause einer Vielzahl aufstrebender, regionaler Konkurrenten. Viele dieser Unternehmen, die derzeit entweder selbst direkt Produkte auf dem Markt etablieren wollen oder lediglich Zulieferer für verarbeitende Betriebe sind, die ebenfalls noch immer um ihren Platz in dieser wechselhaften Branche ringen müssen, könnten sich daher in der misslichen Lage wiederfinden, entweder auf Ressourcen aus dem Schwarzmarkt zurückgreifen zu müssen oder sich an die etablierten Produzenten zu wenden und sich somit der Konkurrenz bis auf Weiteres in Bezug auf Preispolitik, Arbeitsweise und Produktdesign unterzuordnen, womit sich die bereits mangelnde Dynamik des Marktes noch weiter festigen könnte.

Kommt das Geld auch dort an, wo es am dringendsten benötigt wird?

Diese Finanzspritze trifft wie üblich in den stärksten Muskel des industriellen Organismus: Zum Einen sind das Firmen, die sich in den vergangenen Jahren aus der Illegalität in einen, mehr oder weniger regulierten Markt retten und bereits mit etablierten Produktlinien fest am Markt positionieren konnten, um sich nun darauf konzentrieren zu können, mit staatlicher Hilfe bei der Lizensierung ihrer Subunternehmen für spezifische Teilbereiche des Marktes zu sparen. Zum Anderen stammen diese Firmen ausschließlich aus den bekannten Boom-Regionen auf der immer gleichen Cali-Cannabis-Landkarte und es wurde erneut eine Gelegenheit verpasst, um kleineren Gemeinden einen zusätzlichen Anreiz zu bieten, die Lizenzvergabe erstmalig aufzunehmen. Vor allem, da der Prozess selbst nicht wie erhofft vereinfacht und demokratisiert wurde.
Während 22 Millionen $ bereits für den Ausbau der nötigen Verwaltungsapparates in Los Angeles eingeplant sind, werden vor allem Orte, deren Namen bereits untrennbar mit der Produktion von Cannabis von Weltrang verknüpft sind, unterstützt. Allem voran Long Beach, San Francisco und Oakland.Weiterhin hält sich aus der Ferne ein verzerrtes Bild von Kalifornien aufrecht. Dem voll legalisierten, bevölkerungsreichsten Staat, in dem sich vorm geistigen Auge, zwischen den Alt-Hippies im Golden Gate Park von San Francisco, über den Nachwuchs-Trimmer auf dem Murder Mountain des Humboldt County im Norden, eine durchgehende Rauchwolke und Blätterdecke aus Hanfpflanzen entlang des Yosemite Nationalpark, bis hin zu den Metropolen Los Angeles und San Diego an der Grenze zu Mexico erstreckt.
In der nüchternen Faktenlage haben nur ein Drittel der Landkreise und Gemeinden überhaupt durch die Eröffnung der Lizenzvergabe ermöglicht, dass kommerzielle Cannabisfirmen dort Dispensaries, Farmen und Produktionsstätten eröffnen dürfen.
Der Schwarzmarkt hat noch immer, selbst vorsichtig geschätzt, das vierfache Volumen des legalen Marktes für kommerzielle Cannabis-Produkte. Viele Firmen sind im Zuge ihres Lizensierungsprozesses Betrug zum Opfer gefallen und stehen nun vor der Wahl, ihr Geschäft aufgrund dessen einzustellen oder mit dem Risiko rechtlich verfolgt zu werden, weiter mit dem zu wirtschaften, was man sich mühsam aufgebaut hat, den Kundenstamm und die Mutterpflanzen konstant zu pflegen, Kooperationen zu unterhalten und sich möglichst umfassend an Innovationen auf dem Markt zu beteiligen.
Man ist bereits, nach schmerzlich langem Warten, Umsiedelung von Firmen-Standorten und der zur traurigen Gewohnheit gewordenen Razzien und Schikanen durch die DEA, die Drug Enforcement Administration der USA, endlich zur besten Zeit am besten Ort, um ihren Teil zum Status des Weltmarktführers beizutragen und dafür in absehbarer Zukunft auch einen Anteil an dem daraus resultierenden Wachstum der Industrie dafür zurück zu erhalten.
Schnell festigt sich so eine Ellenbogen-Kultur, inklusive dem Mythos des Überleben der Besten und das Bild des unnachgiebigen Growers und selbstlosen Unternehmers, von dem erwartet wird, dass er neben seinem Beruf, noch als gesellschaftspolitischer Aktivist zu agieren hat und jeder mit Verstand, einer Vision und diesem Werdegang, nicht den geringsten Grund sieht, ausgerechnet nun aufzuhören. All dies geschieht in der, einst stillen und nun immer lauter und verzweifelter werdenden Hoffnung, dass der Lizensierungs-Prozess zugänglicher gestaltet wird, um faire Chancen zur Beteiligung am Aufbau der umsatzstärksten Cannabis-Industrie-Region der Welt zu erhalten.

Abschließend lässt sich zusammenfassen:

Kalifornien wird Firmen-Projekte unterstützen, die von provisorischen, zu dauerhaften Lizenzen wechseln wollen, um stärkere Marken aus dem eigenen Bundesstaat zu fördern. Dies kommt nicht von ungefähr, da der örtliche Cannabismarkt weltweit in vielen Beziehungen jeder Konkurrenz erhaben zu sein scheint. Kleine Firmen sollten angeblich mit dem Geld unterstützt werden, ausgerechnet sie haben nun aber die größten Komplikationen zu erwarten und müssen auf ihrem Weg in die Legalität, sechs Jahre nach dem, als gewonnen gefeierten Kampf um Proposition 64, ungleich höhere Risiken aufgrund der Versäumnisse auf staatlicher und Bundesebene eingehen.

Die 100 Millionen, die eben noch wie eine überdimensionierter Geldstrom wirkten, scheinen nun fast zu einem Tropfen auf den heißen Stein geschrumpft zu sein. Reichen sie, außerhalb der großen Städte, vermutlich weder aus, um eine ausreichende Anzahl an Behörden zum nächsten kritischen Zeitpunkt im Sommer 2022 einrichten zu können.

Es bleibt weiter zu wünschen, dass der Bundesstaat Kalifornien neben seiner Fixierung auf die wirtschaftlichen Aspekte, nun auch die Nachhaltigkeit in den Fokus seiner politischen Bemühungen rückt. Dabei ist neben den Defiziten in den Umweltschutz-Regularien, auch eine ökonomische und kulturelle Nachhaltigkeit gemeint, die eine faire Verteilung des Marktes unter tatsächlich gleichberechtigten Konkurrenzen ermöglicht, bei der keine Partei besondere Vorteile durch das Umgehen einzelner Regeln verschaffen kann.