Ist Outdoor-Cannabis wirklich so schlecht, wie sein Ruf?

Gelato Sorbet Breeder: DNA Genetics Foto: der Budler

Während 2016 Cannabis laut einer Umfrage von Cannabis Business Times ergeben hatte, das ungefähr 80 % aller Produzenten ihre Pflanzen auch indoor kultiviert haben, hatte sich dieser Trend bis zum Jahr 2020 bereits gewandelt. So produzierten 2020 nur noch etwa 60% aller befragten Unternehmen Cannabis indoor und haben sich zusätzlich auf den Anbau in Gewächshäusern oder unter freiem Himmel ausgerichtet.
Was zum Einen aufgrund der geringeren Kosten nachvollziehbar ist und sich zum Anderen auch im Bereich CO2-Ausstoß positiv auswirkt. Zusätzlich sorgen verschiedene Produkt- und Zielgruppen dafür, dass bei der Standort-Wahl für die Grow-Locations, zunehmend auf Diversität geachtet wird. (1)

Erdbeerli Sweet Pink Grapefruit Breeder: Alpine Seeds Foto: der Budler

Growing mit Sonnenlicht schont nicht nur den Planeten, sondern auch den Geldbeutel

Die Kostenersparnis im Bereich Outdoor, im Vergleich zu indoor, ist enorm, da man viel weniger Elektrizität für Lampen, Klimaanlagen, Belüftung und Arbeitskräfte benötigt, aber auch der Anbau in Gewächshäusern ist eine umweltschonendere und kostengünstigere Alternative, im Vergleich zum Indoor-Anbau.
Laut einer Umfrage des Marijuana Business Magazine belaufen sich die Kosten von einem Pfund Outdoor Cannabis auf 200 bis 300 Dollar, während der Anbau in einem hervorragend ausgestatteten Gewächshaus 300 bis 600 Dollar pro Pfund kostet. Im Vergleich dazu, muss man für ein Pfund Indoor-Cannabis mit Kosten zwischen 400-800 Dollar rechnen, was zeigt, wie unterschiedlich die benötigten Ressourcen sind. (2)

Ähnlich sieht es auch im Bereich CO2-Verbrauch aus. Wenn man bedenkt, dass für knapp 30 Gramm Cannabis in den USA zwischen 143 und 324 Pfund CO2 ausgestoßen werden, ist ein Umdenken, beziehungsweise eine Diversifizierung der verschiedenen Anbaumöglichkeiten, je nach Produkt, sehr zu begrüßen. (3)
Deswegen bietet es sich an, Teile der Produktion outdoor oder in Gewächshäuser auszulagern.
Darüber hinaus wächst der Anteil an Konsumenten, die sich bewusst für Outdoor- und Gewächshaus-Cannabis entscheiden.

Zusätzlich ist bei der Produktion des Rohstoffes zu bedenken, wie die Blüten anschließend verarbeitet werden sollen.
Die Produktion unter freiem Himmel oder im Gewächshaus, hat sich für Konzentrate aller Art, die als Hasch, Rosin, Tropfen oder BHO angeboten werden, unter vielen Umständen, als die ideale Methode herausgestellt. Was in der Praxis dadurch bestätigt wird, dass Firmen wie Alienlabs ihr Cannabis in Gewächshäusern produzieren, um daraus Rosin herzustellen. Dazu sind Firmen wie The Great Gardener zu nennen, die ebenfalls auf den Outdoor-Anbau setzen, um Hasch herzustellen.

Der Trend für vermehrten Anbau unter der Sonne, kann auch in Kanada beobachtet werden.
Laut MJBizDaily gab es 2019 lediglich 42 Lizenzen für den Outdoor-Anbau, während es 2020 bereits ca. 120 Lizenzen gab, was zeigt, dass ein wachsendes Interesse besteht, zumindest Teile der Produktion nach außen zu verlagern, auch wenn der Großteil der Produktion nach wie vor indoor stattfindet, was auch daran liegt, dass Cannabis in Blütenform, verglichen mit Konzentraten oder Edibles, mehr konsumiert und verkauft wird.

Allerdings gibt es beim Anbau unter freiem Himmel stets ein Problem: Man ist den Launen des Wetters komplett ausgesetzt, was die Wahl der Genetik zwar komplizierter, aber auch umso wichtiger macht. Eine Tatsache, die auch zunehmend den etablierten Unternehmen auffällt, weshalb in diesem Bereich auch ein Großteil der Mittel für Forschung und Entwicklung fließt. (4)

Dem Problem mit dem Wetter kann durch moderne Gewächshaus-Technik auf verschiedene Weisen entgegen getreten werden, im Gegensatz zum Outdooranbau. Jedoch gibt es verschiedene Genetiken, die nur mit Sonnenlicht gute Ergebnisse liefern. In den USA gibt es sogar Breeder, die ihre Projekte bewusst in Gewächshäusern züchten, was die Genetik für den Anbau im Gewächshaus oder unter freiem Himmel prädestiniert. Wobei dies, neben der Genetik, natürlich auch immer stark vom Jahr selbst und vor allem vom jeweiligen Herbst abhängt, der bloß nicht zu feucht werden sollte.
Aber auch für feuchtere Klimazonen gibt es Sorten, die eine hohe Resistenz gegenüber Schimmel und anderen unangenehmen Überraschungen, wie Schädlingen und extremen Witterungen bieten.

Zwei genügsame und delikate Strains für den Anbau unter freiem Himmel

Eine europäische Samenbank, bei der man bestimmt fündig wird, wenn man nach schönen Outdoor-Strains sucht, ist ACE Seeds. Die Firma hat sich vor 15 Jahren gegründet und ist auf die Selektion von Landrassen spezialisiert, die dann passend miteinander gekreuzt wurden oder in Reinform angeboten werden. Landrassen sind generell relativ stabil, weil Sie sich über viele Generationen selbst (wild) vermehrt haben, bis sie dann weltweit von Liebhabern in Form von Samen aus Nepal, Afghanistan oder Marokko sicher in alle Teile der Erde gebracht wurden. In ihrem Portfolio gibt es die verschiedensten Schätze aus aller Welt. Sogar eine Kreuzung aus schweizerischen Sorten, die in den 90er- und 2000er-Jahren für Aufruhr sorgten, wird angeboten.
Zudem hatte ACE Seeds eine libanesische Landrasse mit dem schlichten, wie unmissverständlichen Namen „Lebanese“, die, je nach Selektion, einen sehr geringen THC- und verhältnismäßig hohen CBD-Gehalt aufweist, daher in der Schweiz zur Produktion von CBD-Blüten genutzt wurde und als Grundlage für neue Sorten diente.

Zwei besondere Sorten mit einem normalen THC-Gehalt aus dem Hause ACE Seeds konnte ich in den letzten Jahren live begutachten und war sehr überzeugt von dem Erscheinungsbild der beiden Damen. Zum Einen war da die Nepal Jam und zum anderen die Violetta, beides sehr angenehme Sorten, die sowohl in Puncto Ertrag und Resistenz, aber auch im Bezug auf den Geschmack einiges zu bieten haben.
Den Anfang macht die Nepal Jam, hier wurde eine Landrasse aus Nepal mit der jamaikanischen Sorte Jamaica85 gekreuzt und über mehrere Generationen stabilisiert.
Dadurch entstand ein sativalastiger Hybrid, der vor allem durch eine kurze Blütezeit und Resistenz gegen Schimmel und andere Unannehmlichkeiten besticht und dementsprechend auch für kühlere Klimazonen ideal geeignet ist.
Outdoor wird die Gute Ende September, beziehungsweise Anfang Oktober, in unseren Breitengraden fertig.
Das Aroma der Nepal Jam ist klassisch würzig mit Terpenen, wie Myrcen und Pinen und verströmt Moschus-Aromen mit einem Hauch von Würze, die an exotische Kräuter erinnert.
Die Hersteller erwähnen zusätzlich, dass sich die Sorte sehr gut zur Verarbeitung zu Hasch eignet. Mit der Nepal Jam kann man eine Zeitreise in der Geschmäcker vergangener Tage zelebrieren und wird bestimmt nicht enttäuscht.

Nepal Jam Breeder: ACE Seeds Foto: der Budler
Nepal Jam 2 Breeder: ACE Seeds Foto: der Budler

Nun bleibt noch die gute Violetta zu betrachten. Hierzu wurde ein Malawi Purple Mutter mit einer Purple Chitral Kush vereint und die Violetta war geboren. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen sativalastigen Hybrid, der aber auch eine gute Spur Indica in sich trägt.
Auch die Violetta eignet sich ideal für den Outdoor-Anbau, der laut Hersteller ohne Probleme bis zu dem 47. Breitengrad rechtzeitig mit der Blütezeit fertig wird. Der optimale Erntezeitpunkt ist, ähnlich der Nepal Jam, zwischen Ende September und Anfang Oktober zu erwarten.
Des Weiteren hat die Violetta eine hohe Resistenz gegenüber Mehltau, Spinnenmilben und Schimmel, weshalb sie für Outdoor- sowie Gewächshaus-Projekte ideal geeignet ist. Bei der Violetta sind mir zwei Phänotypen zu Gesicht gekommen, ein grüner Phäno, der eher würzig bis erdige Aromen verströmte und eine lila Version, die Haze-Aromen, gepaart mit einer süßen Komponente vernehmen ließ.
Zusammenfassend betrachtet: Eine wirklich überaus vielseitige Sorte, die verschiedene Aromen bereithält und die so ziemlich jeden Konsumenten zufriedenstellen sollte.

Violetta Breeder: ACE Seeds Foto: der Budler

Natürlich gibt es noch viele weitere Sorten, die Outdoor oder im Gewächshaus herausragende Ergebnisse erzielen, unabhängig davon, ob die Firmen aus Europa oder den USA stammen. Wobei vor allem in den USA neue, sehr feine, gut ausbalancierte Strains kreiert wurden, die ebenfalls in unseren Breitengraden Spitzenresultate erzielen, ausgestattet mit dem besten Potenzial, um weltweit Preise abzuräumen. Eine der Firmen aus den USA mit dem Augenmerk auf spezielle Strains mit atemberaubenden Terpenprofilen, die auch gut zu Hasch oder anderen Konzentraten verarbeitet werden können ist Aficionado.

In die Zukunft mit Sonnenlicht

Auch wenn die kommenden Jahre noch immer viel Indoor-Cannabis zum Vorschein bringen werden, ist der Anbau in Gewächshäusern oder unter freiem Himmel eine echte Alternative, die auch von großen Firmen genutzt wird, um sowohl die Kosten zu senken, als auch die Umwelt zu entlasten.
Vor allem der Anbau in Gewächshäusern wird immer beliebter und kann durch modernste Technologie dem Anbau im Indoor-Bereich mittlerweile stolz die Stirn bieten, denn der Anbau im Gewächshaus ist ähnlich gut strukturierbar, wie die Indoor-Produktion und die Qualität ist ebenfalls durchaus ernsthaft vergleichbar geworden. Das macht Gewächshäuser gerade in Puncto Prozess-Standardisierung, die für den medizinischen Bereich existenziell ist, überaus interessant. Sogar Firmen wie Tilray, produzieren in Gewächshäusern, ihre Blüten werden als fertiges Produkt an den Endverbraucher abgegeben und verfügen über GMP Standard, der vor allem für die Produktion von Phyto-Arzneimitteln unabdingbar ist und eine gewisse Steuerung der verschiedenen Parametern, wie unter anderem Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit voraussetzt.

(1) Cannabis Business Times Indoors, Greenhouse or Outdoors: Where Are Cannabis Cultivators Growing?
(2) MJBizDaily.com The great cultivation debate
(3) TED-Talk: Whats the carbon footprint of cannabis, surprisingly high
(4) MJBizDaily.com Growth in Canadian outdoor cannabis grow licenses continues despite high profile exits