FPJ – Fermentierter Pflanzensaft – Der Terpbooster aus dem Korean Natural Farming

1. Was ist FPJ und warum brauche ich ihn?

Viele Menschen nutzen ihre Grünabfälle bzw. ihr „Unkraut“ wenig bis gar nicht. Das Höchste der Gefühle ist der Komposthaufen, welcher bei den meisten ein langsamer Rottkompost ist. Dies benötigt lange Wartezeiten. Ein thermophilischer Kompost ist zwar schneller, aber zerstört durch die Temperatureinwirkung auch wichtige Enzyme und Aminosäuren.

Zum Erhalt dieser essenziellen Pflanzennährstoffe eignet sich eine enzymatische bzw. fermentative Umsetzung hervorragend. Dieser schonende, kalte Prozess ist nicht nur schnell (<2 Wochen) sondern auch platzsparend und geruchslos.

Die somit erhaltenen Aminosäuren wie Glutamin können direkt von der Pflanze genutzt werden und müssen nicht erst unter energetischem (ATP) Aufwand aus Nitrat synthetisiert werden. Dies füttert die Pflanze und versorgt sie mit „energiereicherer“ Nahrung.

Abbildung 1: Ammoniakassimilation (Quelle 1)

Enzyme wie Glucanasen und Amylasen helfen bei der Umsetzung der enthaltenen Sekundärnährstoffe (Polysaccharide, Aminosäuren) zu nutzbaren Stoffe.

Des Weiteren befindet sich eine breites Spektrum an probiotischen Mikroben im fertiggestellten FPJ. Diese kolonisieren die Pflanzenoberfläche und den Boden. Dabei verdrängen sie Pathogene und fördern nützliche Nährstoffumsetzer wie Phosphor lösende Bakterien (PSB).

Welche Pflanzen eignen sich für FPJ?

Zunächst müssen wir Pflanzen sammeln bzw. bei spezifischer Nutzung im Garten anpflanzen. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Pflanze sehr wasserhaltig ist, da sonst keine vollständige Fermentation stattfindet.
Beispiele hierfür wären frische, pathogenfreie Schnittreste von Tomaten oder Löwenzahn.
Beide eignen sich besonders aufgrund ihrer Nährstoffakkumulation im Gewebe. Weitere Pflanzen sind Beinweil, Hanfblätter (nur große, dicke Sonnensegel) oder Blüten der schwerzehrenden Pflanzen wie Zucchini, Aubergine oder Bananen.

Wenn man es genauer zusammenstellen möchte, kann man einfach online nachschauen, welche Nährstoffe enthalten sind. Der Wassergehalt und weitere Kategorien müssen aber natürlich auch dort eingehalten werden.

Ein wichtiger Punkt bei gesammelten Pflanzen ist der Zeitpunkt der Sammlung. Hier solltet ihr früh morgens raus, um die Pflanzen mit morgentau ernten zu können. Dadurch erhaltet ihr die größte Dichte/Diversität an Mikroben. (Quelle 2)

3. Wie wird FPJ hergestellt?

Die Herstellung ist sehr simpel und günstig. Für 0,5L FPJ braucht ihr folgende Utensilien:

  • 1x 1L Glas
  • Ca. 500-800G braunen unraffinierten Zucker (geht auch mit normalem)
    -> Unraffinierter Zucker enthält noch seinen Molasseanteil
    -> Ca. Gewichtsangaben denn ihr braucht gleich viel Zucker wie Pflanzenmaterial
  • Genug Pflanzenmaterie, um euer ¾ Glas zu füllen
  • Mischschale
  • 1-2 Esslöffel LAB Serum (beschleunigt den Prozess, ist aber nicht essenziell)
  • Papiertuch bzw. ein atmendes Gewebe
  • Gummiband
  • Dunkler Abstellplatz

Habt ihr nun euer Material gesammelt, müsst ihr es in daumengroße Stücke hacken. Am besten zerreißt ihr das Pflanzengewebe direkt in eurer Schüssel, sodass kein Saft verloren geht. Dieser ist essenziell für die vollständige Fermentation. Das Zerreißen sorgt für eine größere Oberfläche, an der der Zucker ansetzen kann. Nun geben wir die gleiche Menge Zucker wie Pflanzenmaterial dazu und mischen kräftig. Er saugt das Wasser aus dem Gewebe und bietet eine exzellente Futterquelle für unsere Mikroben. Danach geben wir noch einen Schuss LAB dazu, dieser regt die Abbauprozesse durch das Starten der homofermentativen Milchsäuregährung an. Den entstehenden Brei gießen wir in unser Glas, bis es zu ¾ voll ist und drücken es gleichmäßig nach unten, sodass sich keinerlei Luft mehr in der Masse befindet. Sorgt dafür, dass ihr wirklich alles aus der Schüssel bekommt, da ihr sonst wertvollen Saft verliert.

Auf die festgedrückten Pflanzenteile geben wir noch eine 1-2cm Schicht Zucker drauf, um es abzuriegeln und das Wachstum von unerwünschten Pilzen zu verhindern.

Das Papiertuch bzw ein Kaffeefilter (wenn das Glas klein genug ist) bindet ihr mit dem Gummi über die Öffnung des Glases, um Gasaustausch weiterhin zu ermöglichen. Es entsteht schließlich CO2 bei der Fermentation. Die Ränder müssen sauber sein, da sonst Fliegen angezogen werden. Die beste und mikrobenschonenste Reinigung bekommt ihr mit Essig hin. Dieser sollte eh im Repertoire eines jeden Korean Natural Farmers sein.

4. Wie appliziere ich FPJ

Wie die meisten Mittel aus dem Korean Natural Farming sollte FPJ in Kombination mit anderen gegeben werden. Eine Tabelle hierzu gibt es im ersten Teil der Artikelserie.
FPJ wird zumeist als „Maintenace Spray“ gegeben. Dies umfasst FPJ (1:500), OHN (1:1000) und BRV (1:500).
FPJ agiert hier als der Nahrungspart, OHN als Pathogenprävention und Terpenanreger (Quelle 3). Der Essig enthält viele wichtige Aminosäuren und puffert den PH auf der Blattoberfläche. Er sorgt dadurch für die rasche Umsetzung des restlichen Zuckers auf dem Blatt.

Deshalb ist BRV unverzichtbar bei der Gabe von FPJ, da sonst Schädlinge angezogen werden.

5. In welcher Phase meiner Cannabispflanze gebe ich FPJ?

Das Maintenace Spray kann ab der Beendung der Sämlings Phase bis hin in die zweite Woche der Blütephase gegeben werden. Die Applikation erfolgt durch Blattdüngung. Hierbei ist darauf zu achten keinen Atomizer sondern einen normalen Pump Sprüher zu verwenden, da sonst die Mikroben durch den Druck und die kleinen Öffnungen platzen.
Sprühen sollte man nicht während voller Lichteinstrahlung oder hoher Temperatur, da sonst keine Möglichkeit der Transpiration gegeben ist. Dieser führt zu einer Überhitzung der Pflanze und dementsprechender Reduktion der Photosyntheseleistung.

Auch die Gabe mithilfe des Giesswassers ist möglich, aber nicht so effizient wie über die Blattdüngung. Die Konzentrationen bleiben gleich.

6. Die Bedeutsamkeit von lokalen Ausgangsstoffen

Nun haben wir das Thema FPJ durch, welches gemein als Vegbooster bezeichnet werden kann. Das Blüte Pendant dazu werden wir im nächsten Artikel behandeln.
Als kleinen Abschluss würde ich gerne nochmals die Wichtigkeit der lokalen Zutaten betonen. Das Pflanzenmaterial muss aus eurer Nähe oder zumindest eurer Klimazone kommen, da die Mikroben sonst nicht optimal angepasst sind. Dies führt dazu, dass ihr enorm an Potential einbüßt. Gekaufte Pflanzen sind zudem oft mit Pflanzenschutzmitteln behaftet, was das ganze Konzept der KNFs zerstört.

7. Quellen

  1. Spektrum.de; „Ammoniakassimilation“: https://www.spektrum.de/lexikon/biochemie/ammoniakassimilation/338
  2. „Fermented Plant Juice for Cannabis“: https://rollinggreenacres.com/fermented-plant-juice-for-cannabis/
  3. The_worlds_last_hope:https://www.instagram.com/the_worlds_last_hope/