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Social Clubs in Barcelona - Es geht weiter, aber wie?

In der vergangenen Woche ging vor allem eine Nachricht durch alle globalen Cannabis-Medien: Die unklare Zukunft der Social Clubs in Barcelona. Der Anlass dazu war die Entscheidung der spanischen Regierung in Madrid, dass Katalonien nicht die Befugnisse habe, allein, also gewissermaßen unabhängig, darüber zu bestimmen, seine Social Clubs zu regulieren.

Häufig wurde dabei bewusst vage formuliert und indirekt Unsicherheit und Panik geschürt: „Was ist dran am Bann? Sollte ich dieses Jahr lieber nicht nach Barcelona oder jetzt erst recht? Ist es vielleicht die letzte Gelegenheit? Wird es je wieder so wie früher?“ Oft wurde auch die fatale Vorhersage des Pressesprechers der Vereinigung Katalanischer Cannabis Clubs, Eric Arsenio zitiert, dass ein Großteil der heutigen Clubs mit ihrer Schließung rechnen müssten.

Dies geht sicher auf den Mangel an konkreten Informationen, die undurchsichtige Rechtslage, sowie die davon abweichende Interpretation und Umsetzung der Regulierungen zurück, von der man die tatsächlichen Auswirkungen auf die Touristen unmöglich einschätzen kann. Was ist dort eigentlich passiert und wie reagieren die einzelnen Clubs bisher auf die besorgniserregenden Nachrichten?

Wir haben in der vergangenen Woche viele Clubs besucht, mit den Betreibern gesprochen, über die mehr oder weniger gute alte Zeit gesprochen, nachgefragt, was sie jeweils unternommen haben und wie sie den künftigen Entwicklungen gegenüber stehen.

Erste Veränderung bereits (un)sichtbar

Als ich zu meinem Gesprächs-Termin im GWA Social Club nach gewohnt herzlicher Begrüßung in der Lobby, auf deren Funktion ich später zurück kommen werde, durch die zweite Tür vom Vorraum in den Innenraum trete, fällt mir gleich auf, dass die Vitrine, in der sonst Dabbing-Equipment, Glaskunst, Mützen, Masken, und sonstige Parafinalien präsentiert werden, komplett leergeräumt war, um dem Vorwurf der Werbung für Cannabis zu entgegnen.

Dies sind die drei kritischen Faktoren, die die spanische Regierung unter Strafe stellt: Den Verkauf, das Bewerben und sogar den Konsum von Cannabis. Daher hat man sich, laut der Schilderungen des Growers-with-Attitude-Club-Gründers Sandro, bekannt als DJ Konfa, entschieden, einer möglichen Kontrolle vorzusorgen und sogar die Verkaufs-Theke komplett leer zu räumen und auch alle sichtbaren Hinweise auf Cannabis-Konsum zu entfernen. Man gehe selbstständig einen Schritt zurück, um nicht von den Behörden zurückgewiesen zu werden und, auch wenn es niemand hier zugeben würde, um ein gewisses Maß an Kooperationsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit zu signalisieren.

Während seiner Erläuterungen lasse ich meinen Blick über die lückenlos mit den atemberaubenden Cannabis-Motiven des Künstlers Tera Drop geschmückten Wände, bishin zur einzig gefüllten Vitrine an der hingegen gespenstisch leeren Theke wandern. Hier stehen unzählige Pokale, Urkunden und Trophäen derart dicht gedrängt, dass sie fast schon zu platzen droht. Auch ohne eine der vier Sprachen unserer bisherigen Konversation nutzen zu müssen, erkennt DJ Konfa meinen fragenden Blick und beteuert, dass man jeden visuellen Hinweis auf den Handel und die Bewerbung von Cannabis vermeiden wolle, bei den Trophäen hingegen eine Grenze des eigenen Stolzes erreicht sei. Bei derartigem Erfolg kann man das aber sehr gut verstehen.

War doch alles gut so, wie es war, oder?

Erst zu Beginn des Jahres mussten Cannabis-Touristen sich mit den Vorhaben der Bürgermeisterin von Amsterdam auseinandersetzen, die Coffeeshops künftig nur noch für Ortsansässige öffnen möchte.

Durch die kurze Verweildauer der passionierten Stamm- oder mitunter nur neugierigen Neu-Kunden und die sprichwörtliche Coffee-Shop-Mentalität können in Amsterdam um ein Vielfaches größere Mengen an Cannabis umgesetzt werden als im Kreise der Vereins-Mitglieder einer katalanischen Associatión. Erneut schaue ich durch den Club und mir fällt tatsächlich auf, dass wir in der vergangenen Stunde nur wenige Male durch zu bedienende Mitglieder unterbrochen wurden. Kaum vorstellbar, angesichts der langen Schlangen, die man jedes Wochenende vor den Coffeeshops entlang der Haarlemmerstraat beobachten kann. Die Amsterdamer Budtender müssen ununterbrochen Akkord-Arbeit leisten. Da kann man ihnen ihre berüchtigte Ungeduld und Kurzsilbigkeit manchmal sehr gut verzeihen. Wer einmal einen Abend nahe der Theke oder im Eingangsbereich eines Coffeeshops verbracht hat, wird erstaunt gewesen sein über die Häufigkeit, mit der die Kuriere mit ihren Lieferungen die Lagermenge von maximal 500g im Coffeeshop konstant aufrecht erhalten . 

Die Meldung zu der angeblich unmittelbar drohenden Schließung der Social Clubs von Barcelona bereitete einigen Cannabis-Liebhabern, die Amsterdam auf Grund oben beschriebener Meldungen bereits den Rücken gekehrt hatten, besondere Bedenken. Sei es aufgrund der meist mangelnden Atmosphäre, der vergleichsweise hohen Preise oder weil sich das Modell der Katalanen weitestgehend als das erstrebenswerteste für die wachsende Zahl an einflussreichen Legalisierungs-Befürwortern aus Medien und Politik bewiesen hat. 

Das Phänomen Social Clubs in der Regional-, Landes- und Welt-Politik

Da diese Vermutung dem Beispiel Amsterdams folgend naheliegenderweise oft geäußert wurde, stellte ich auch den Social-Club-Betreibern jedes Mal die Frage, ob die plötzliche Widerrufung der vormals liberalen Regeln eine Signalwirkung an Touristen sein könnte, die zu jedem vermeintlichen Ende der Pandemie bereits wieder ihre Koffer packen. Dies wurde jedoch durchgehend verneint. Beide Problematiken stellen separat gesehen schon mehr als genug Herausforderungen für das Parlament dar.

Die aktuellen Entwicklungen jenseits der doppelten Türen ohne Aufschrift vermitteln der Weltöffentlichkeit jedoch einen sehr aufschlussreichen Eindruck davon, welch große Rolle der Umgang mit Cannabis in der politischen Debatte im spanischen Parlament selbst, aber vor allem in dessen Beziehung zur Katalanischen Regierung mittlerweile eingenommen hat. Die Befürchtung vieler ist es nun, dass die Regularien von beiden Seiten zunehmend an eine ungewisse und derzeit nicht absehbare Unabhängigkeit Kataloniens geknüpft werden. 

Die Gegenseite, also in diesem Fall die Personen an der gegenüber liegenden Seite des Tisches, argumentieren, dass gerade ein solch relevantes Thema, wie die freie individuelle Selbstbestimmung in Form des Konsums und Anbaus von Cannabis, ein weiterer Grund wäre, sich endgültig von der Spanischen Regierung zu separieren.

Cannabis dient den Katalanen gewissermaßen als Identifikations-Merkmal und Ausdruck ihrer besonderen regionalen Kultur. Nicht aus Zufall prangert noch immer die Hanfpflanze auf der Säule zum Gedenken an den Start der Amerika-Expedition des Christoph Kolumbus.

Sollten sich die Fronten zwischen beiden Hauptstadt-Metropolen Madrid und Barcelona erneut verhärten, wird auch ein Vorankommen in der Regulierung der Social Clubs aufgeschoben.

Das Gespräch endet abrupt, DJKonfa muss weiter, bevor ich meine letzten Fragen stellen und mich nach dem tatsächlichen Ablauf der Maßnahmen erkundigen kann. Also wende ich mich an die anwesende Gruppe aus umstehenden Unternehmern, Content Creators und Aktivisten, um mich nach ihren Eindrücken der momentanen Situation zu erkundigen. Im Verlauf des Tages lerne ich so noch einen Touristen kennen, der aufgrund der Meldungen zwar etwas besorgt ist, aber trotzdem auch jetzt keinerlei Probleme hatte, Mitglied in diversen Clubs zu werden.

Was besagten die nun gekippten Regelungen?

Das bisherige Regelwerk entstand im Jahr 2014 und wurde bis zum Jahr 2017 von den Behörden durchgesetzt bzw. in Zusammenarbeit und Rücksprache mit den Betreibern in die Praxis umgesetzt. Sein Hauptzweck war es, die Anzahl der bereits über 600 Associatiónes, und deren 165000 Mitglieder zu kontrollieren, sowie einen Mindestabstand von 150 Metern zu den umliegenden Clubs, Schulen und Kirchen einzuhalten.

Dazu wurde ein Plan-Netz über die Stadt gespannt, dass mittlerweile mit ca. 230 offiziell lizensierten Clubs restlos gefüllt ist. Wurden diese Lizenzen anfangs noch für wenige zehntausende Euro abgegeben, lassen sich Besitzer heute wohl das Zehnfache vom Club-Käufer bezahlen.

Im Interesse der Club-Betreiber lagen auch die damals neuen Festlegungen, sowie die bessere rechtliche Absicherung der Abgabe, Produktion und Transport von Cannabis und Extrakten.

Weiterhin wurde verlangt, dass die Innenräume der Clubs durch einen separaten Empfangs-Bereich von der Straße separiert werden müssen. Dies bietet den Mitarbeitern zusätzliche Kontrolle über den Einlass und Sicherheit vor Überfällen, wurde aber laut landläufiger Meinung vor allem deshalb gefordert, um Minderjährige und sicher auch konservative Touristen vor dem Blick auf das Treiben im Inneren zu bewahren, um der zunehmenden Annäherung an die Amsterdamer Coffeeshop-Kultur entgegen zu wirken.

Den Großteil der Regeln machen aber rein logistische Anforderungen an Barrierefreiheit, eine ausreichende Belüftungs-Anlage, sowie Festlegungen zu Statik, Raumgröße, Miet-Konditionen, Sanitäranlagen, sichere Verlegung der Elektrotechnik und dergleichen. Der Verweis auf diese Regeln galt zwar als theoretische rechtliche Absicherung im Falle einer Kontrolle und drohenden Schließung, die nun wegzufallen scheint. Auf Nachfrage versicherten mir jedoch einige Club-Betreiber, dass sie sehr wohl längst um die fragwürdige Legimität der Regularien wussten.

Ich verabschiede mich, um das Gespräch am nächsten Tag nach einer erholsamen und vitalisierenden Einheit Ganja Yoga bei einer Tasse CBD Tee und einem CBD Joint mit der Aktivistin und Cannprenneuse Fahi Shark fortzusetzen.

Die erste Regel des Cannabis Social Club

Als Hiobsbotschaft werden die aktuellen Entwicklungen vor allem von der Art von Clubs gesehen, die ihre Zweigstellen in der Region aufgebaut haben, um sich ein Stück vom Kuchen des scheinbar nie enden wollenden Hypes zu sichern. Dies sind jedoch ebenfalls die Clubs, die allein durch ihre Zugehörigkeit zu großen Marken, kein Geheimnis daraus zu machen scheinen, dass sie am liebsten das bereits erfolgreich laufende Geschäfts-Modell aus den Niederlanden oder den USA einbringen und lediglich mit den Vorzügen der katalanischen Regularien kombinieren.

Da diese Unternehmen oft auch Bekleidungs-Marken, Musik-Labels und Social-Media-Kampagnen betreiben, sind sie aufgrund ihrer Bekanntheit oft die erste Anlaufstelle für Touristen, die entweder gezielt eine bestimmte Erfahrung für einen schönen Abend im Kreise der Freunde suchen oder lediglich derart von den Logos geblendet sind, dass sie einen großen Namen, prominente Werbefiguren und hohe Preise mit Qualität verwechseln.

Gerade diese Art von Wochenend-Mitgliedschaften bestimmen einen Großteil der Registrierten und lassen die Grenze zwischen Gast, Mitglied und Kunde zunehmend verschwimmen. Zwar beschränkt sich die tatsächliche Partizipation am Vereinsbetrieb auch bei den meisten regelmäßigen Mitgliedern, die hier vor Ort leben, ebenfalls nur auf einen Beitrag finanzieller Art, aber durch die happigen Aufnahme-Gebühren von mitunter 30 Euro, lohnt sich die Ausrichtung auf Touristen in spendabler Urlaubslaune gleich doppelt und dreifach.

Einfach Associatión per Definition

Eine weitere Gruppe von Cannabis Social Clubs, die sich selbst eher als Institutionen der Cannbiskultur und Treffpunkt für Aktivisten, Patienten und Cannafugees aus aller Welt sehen und deren Erfolg auch jedem Laien deutlich anhand der Menge an Trophäen und gewonnen Wettbewerben ersichtlich ist, meiden die soeben geschilderten kommerziellen Praktiken, um sich bestmöglich abzusichern. Gerade in der ständigen Fluktuation der Mitglieder und der damit verbundenen Kommunikation, Anmeldung, der Unkenntnis der Verhaltensregeln im Club, wie auf der Straße und der Überforderung durch die ungewohnte Qualität der angebotenen Cannabis-Produkte, werden vermeidbare Risiko-Faktoren verortet.

Was diesen Clubs einen unheimlichen Vorteil gegenüber der Konkurrenz und der Justiz verschafft, ist, dass sie wirkliche Vereine sind, Associatión per Definition, also Gemeinschaften von Menschen, die zusammenkommen, um Cannabis auszutauschen und sich über Cannabis auszutauschen. Der Club ist sozusagen unberührbar, da er im Kern aus immateriellen Werten besteht, die eine Gruppe Menschen teilt und lebt. Dies ist nicht an eine Immobilie, eine Marke, Aktien-Anteile oder eine Lizenz gebunden.

Laut der Recherche von groworganics haben sich einige Clubs sogar zu dem radikalen Schritt entschieden, bis zum Herbst 2021 keine weiteren Mitglieder aufzunehmen, da dann die Neu-Verhandlung der Situation durch die Spanische Regierung erwartet wird. Auf weitere Nachfragen hin, äußerten die meisten Betreiber generelle Bedenken, aber haben sich aktuell entschieden, nicht nur weiter zu machen, sondern in Zukunft den Mitgliedern mit Glass-Events, Dinner-Abenden, Live-Musik und Kunst zusätzliche Anreize und kulturellen Mehrwert abseits ihrer Cannabis-Produkte zu bieten und weiterhin Stärke, Optimismus und Durchhaltevermögen zu signalisieren.

Unbekanntes Problem mit altbekannter Lösung

Ob es tatsächlich die internationalen Marken sind, deren vermehrtes Auftauchen die Regierung beunruhigt oder ob dafür vielmehr die Art von Clubs verantwortlich ist, die sich zwar am komplett entgegengesetzten Ende der Glamour-Skala positioniert haben, jedoch mindestens genau so wirtschaftlich ausgerichtet sind, bietet in aktuellen Diskussionen und Versuchen der Schuldzuweisung sehr viel Spielraum zur Interpretation.

Der Anlass für die Neubewertung lag in der Genehmigung einer Entlüftungsanlage mit Ausgang zur Straße statt zum Dach, wie es die bisherige Regelung vorgesehen hatte. Im Zuge dieses Prozesses nutze die spanische Regierung die Gelegenheit, dem gesamten Regelwerk seine Rechtmäßigkeit abzusprechen. Katalonien habe nicht die Befugnisse, selbstständig Regularien für eine Form von Drogenhandel aufzustellen, lautet die Begründung.

Allein in dieser Formulierung wird bereits ein Affront gegen die Club-Kultur gesehen, denn mit Drogenhandel hat niemand in den Social Clubs etwas zu tun. Ganz im Gegenteil, so haben sie doch zu einem massiven Rückgang der Straßendealer geführt, die zuvor das Erscheinungsbild der Stadt negativ geprägt hatten. Ein Drogengesetz erscheint denkbar ungeeignet, um dem Aufkommen möglicher Probleme angemessen entgegenzuwirken.

Das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, dass vor allem internationale Besucher mit den Social Clubs verbinden, wurde von den Gründern und Betreibern sicherlich nie in vollem Umfang geteilt. Zu viele traurige Geschichten über behördliche Willkür und brutale Schließungen gab es über die vergangenen Jahre zu hören.
Daher frage ich immer wieder vorsichtig und sensibel nach. Schließlich habe ich vorm inneren Auge die Bilder von Razzien, Rammböcken und beschlagnahmten Plantagen. Dieses Bild stimmt nur zum Teil, werde ich unterrichtet. Tatsächlich fürchten die meisten Clubs vor allem einen Beauftragten der Stadtverwaltung, der mit einer Check-Liste auf bislang ungewisse Parameter und mögliche Rechtswidrigkeiten prüft und, sofern notwendig, eine sofortige, vorläufige Schließung anordnen kann.

Wie ist die aktuelle Lage vor Ott?

Zum Abschluss möchte ich nochmal zusammenfassen, dass es aktuell keinen Grund gibt, seine geplante Reise an die Costa Brava oder die Metropole Barcelona, im Rahmen der geltenden Bestimmungen zur Eindämmung der Pandemie, abzusagen. Wer bisher den Eindruck hatte, Cannabis sei in Barcelona längst legal, wurde nun eines Besseren belehrt. Es ist heute in ganz Spanien genau so illegal, wie vor fünf oder zehn Jahren.

Die Existenz eines Gesetzes und deren tatsächliche Vollstreckung gehen nicht derart ineinander über, wie man es aus anderen Regionen der Welt gewohnt ist. Die Stadt Barcelona wird nachwievor an dem Social Club-Modell festhalten. Besonders in diesem Jahr ist man auch hier auf die Social Club-Besucher angewiesen, die mit vollen Brieftaschen und unstillbarem Hunger friedlich durch die Stadt spazieren.

Die Leute hier behaupten gerne, es gäbe bereits mehr Grow-Lampen und Dünger in der Asservaten-Kammer der katalanischen Polizei als im Rest des Landes im Einsatz sind. Der Kampf gegen die Windmühle scheint sich hoffentlich auch in Kreisen der Justiz und Guardia Civil immer deutlicher abzuzeichnen.

Wer respektvoll, diskret und mit der nötigen Aufmerksamkeit anreist, sollte nachwievor nichts zu befürchten haben und kommt in Barcelona voll auf seine Kosten. Einzig auf die Insta-Stories von den prall gefüllten Gläsern voll funkelnder Blüten und den bunten Auslagen, die stets einen Hauch von amerikanischer Dispensary verströmten, muss einigenorts derzeit verzichtet werden.

Dies ist der Stand zur Veröffentlichung des Artikels und sobald sich neue Tatsachen ergeben, werden wir euch darüber informieren. Folgt dazu gerne auf  Facebook, Linkedin und Instagram.

 

Quellen:

1: Eric Arsenio erwartet die Schließung aller Clubs: https://www.forbes.com/sites/ceciliarodriguez/2021/07/27/the-end-of-barcelonas-cannabis-tourism-court-overturns-regulations-on-clubes-cannbicos/

2: Artikel im Guardian über Details der bisherigen Regeln: https://www.theguardian.com/world/2014/aug/04/catalonia-holland-of-south-tightens-rules-barcelona-cannabis-clubs

3:  Amsterdamer Coffeeshops in Zukunft ohne Touristen: https://www.dw.com/de/amsterdam-will-touristen-aus-coffeeshops-heraushalten/a-56177928

4: Instagram profil von Grow Organics: https://instagram.com/growoganics?utm_medium=copy_link

5: Bericht der European Coalition for Just and Effective Drug Policies: https://encod.org/en/cannabis-social-club/examples-of-cscs-in-europe/catalonian-government-tightens-up-rules-around-cannabis-social-clubs/

6: Dokumentation des Magazins Vice: https://youtu.be/xDsg_qmghuU


Frenchy Cannoli - A genius to remember

Frenchy Cannoli - A genius to remember

 

With the death of the legend and hashashin Frenchy Cannoli on the 18th of July 2021, one of the most respected members of our community has suddenly been taken from us, his family and his friends. The influence of his work and lectures on todays hash culture can simply not be estimated high enough. Therefore he recognized that there is still a lot to be done and risks ahead, that cannabis culture and extraction companies specifically need to face soon to follow the steps towards a fair and sustainable relegalisation.

To build the future, we first have to preserve the past. He was therefore for example eager to create incentives for local farmers to remain cultivating their local landraces instead of unwillingly endangering their heritage by switching to fashionable and seemingly profitable Californian or European genetics.

In search of a suitable method to make his lectures accessible without any restrictions for an international and diverse audience, he more and more embraced social media platforms, foremost Instagram, where he and his wife Kimberly are in a lively exchange with their community every day.

Memorial Mural in Chambéry   by PyroOne                     Photo: @timozzzzzzz

 

It was only a question of time, until like minded enthusiasts would help to amplify Frenchys influence and carry his message as far as possible. He and his work was always accompanied by a growing number of associates and protegees around the world, who help spread his knowledge. Or as Frenchy put it: Spread THE knowledge we only had the privilege to witness, gather, hold and be able to pass on during our limited given time frame.

He helped us to never forget the proven techniques of the cultures, that spend centuries in perfecting the extraction methods with their respective resources and local unfavorable commodities.

Frenchy Cannoli literally was a genius to remember.

An eye for detail and zero zero time to waste

Time is essential, as Frenchy was never tired to make clear, when he was teaching the rituals of correct sampling, preparing and curing different forms of extracts. Therefore he spend the last time traveling and teaching the world about his techniques from his home in Mendocino in the notorious Emerald Triangle region of California, where he found a professional home at the House of Aficionado.

He saw the most efficient way to pass on the techniques, in creating free access to a number of workshops, interviews, FAQs and lectures, that enable people to appropriate these methods and hopefully improve them more and more by implementing them in larger scale extraction operations and technical or scientific innovations over future decades.

Instead of using his status as an exclusive gatekeeper, he was more of a keymaster. He helped people to gain access to terrains of knowledge and to internalize traditional methods in hands-on-demonstrations, that were not only prohibited in their economic or scientific execution by many governments and drug laws and therefore in danger of almost being forgotten. Of course, it would also have been in the interest of many short sighted, greedy business owners, who saw possible money making opportunities in keeping these secrets in a small circle of a chosen few entrepreneurs and pharmaceutical companies. He did not only give away valuable information, he created its value by his way of spreading the information.

He is widely responsible for the current recognition of the hash culture and wide spread awareness of many long forgotten work steps and detailed tutorials and significantly shaped not only the way we nowadays talk about extraction for example in his publication "The Lost Art of the Hashashin", but also the valuation and perspective that is taken towards the relative topic.

As adverse climate conditions and the need for improvisation with limited tools were often disregarded as a incalculable risk and manifestation of the local hardship, lack of education and poverty, Frenchys approach was to see these factors as the key to their unique quality. This attitude or seemed to have dominated all aspects of his professional life.

Frenchy was known to set to set the highest standards towards the sampled hash and the gentleness of the extraction, but never to play down or underestimated anyone. Even the observation or opinion of a beginner extractor or the question of a bystander, that might bring a broader background from their respective field of expertise, was always taken serious and answered in its full extend. He made sure to listen and watch, before he judged and was therefore able to see the small nuances, variations and inconsistencies in the outcome of certain washes or sieving runs and never tired of getting to the roots of certain phenomenons in his observations.

His personal story, knowledge, hard training and skill give him the routine and security to keep an open eye for significant details and an unbiased approach towards every new information. This shows his focus on potential future improvements and is the best possible way to gather data via research and enable to follow a truly sustainable approach.

A larger frame to sift information into knowledge

His live pursuit seemed to separate the trichome from the flower in manifolded and increasingly gentle ways and not only to understand every part of the process from seed over the growing, sifting, curing and packaging, but also to find explanations for the many observations he made, sampling hash for decades all around the world. He always seemed to be answering one questions by not being vain to ask three questions himself. Which may have gained him the reputation of being such a pleasant partner for a long and highly entertaining conversation for everyone involved.

Although he himself, as well as many formats throughout all forms of media, gave their best effort to capture his lessons and words, the spirit of Frenchy Cannoli could best be experienced by meeting and talking to him in person. An opportunity, that has now suddenly been taken from us sooner than anyone would have expected. We will do our best to carry his work, his techniques and hopefully also his particular humor as his quick and associative wit into every of our future projects and actions.

We are aware and deeply humbled by the role that has now fallen onto us as a global community, as activists, enthusiasts and foremost a group of friends that will forever share their love and admiration for Frenchy Cannoli.

Our thoughts are with his family and friends in these times.

May he forever rest in peace.

 

 

  1. article about his late work in California published in Cannabis Now Magazine on Oct. 22nd 2015: https://cannabisnow.com/artisan-hash-frenchy-cannoli/
  2. Seedbank Aficianado in Medocino California                                                    /www.aficionadoseeds.com
  3. A list of his gathered articles  and other publications:                                   https://frenchycannoli.com/articles
  4. The Lost Art of the Hashashin Part I in Weed World Magazine 137, Nov. 2018 https://static1.squarespace.com/static/59cd905351a5846569cfbbca/t/5c6c46b6104c7b6cbebf8679/1550599868539/Weed+World+Issue+137-compressed.pdf 

Kalifornien: 100 000 000 $ für Cannabis-Branche - Viele Nullen, nichts dahinter?

Der US-Bundestaat Kalifornien hat soeben 100 Millionen $ zur Rettung der örtlichen Cannabis-Wirtschaft zugesichert.

Jedes Jahrzehnt zeichnet sich rückblickend durch seine Trends aus, dies ist bei einer so wandlungsfähigen Kultur, wie der des Cannabis nicht anders. Während noch in den 70ern Hasch aus den zu Legendenstatus avancierten Gebieten des Nahen Ostens, wie dem afghanischen Hindu Kush und Libanon, sowie handgeriebenes Charras aus Indien und nepalesische Temple Balls, als hochbegehrt unter europäischen Hasch-Connaisseuren galten und der jeweiligen Region zu einem gewissen Reichtum und stetigen Touristen-Strömen verhalf, wandelte sich dies in den folgenden Jahrzehnten mehr zu einer gesteigerten Nachfrage nach Marokkanischem Dry Sift Hasch.
Anschließend verschob sich der Fokus der Fachpresse und steigenden Anzahl von Konsumenten von einst fertig verarbeiteten Import-Cannabis-Produkten, über den Import holländischer Genetik zum Eigenanbau und letztlich zu ländlichen Indoor-Plantagen, sowie radikal günstigen Outdoor-Blüten aus Albanien verschob, die Größe der Anlagen stand damals leider meistens im starken Missverhältnis zu den fehlenden Kenntnissen und Bemühungen bezüglich der Kultivierung, Lagerung und Verarbeitung. Die Bewertung als professionelle Plantage wurde hier höchstens von Seiten der Strafverfolgung getroffen und deckte sich sicher nicht mit den Vorstellungen eines erfahrenen Growers von Professionalität.

Die Katze im Mylar-Sack - Viel zu viele bunte Packs

In den vergangenen zehn Jahren werden stattdessen vermehrt sogenannte Cali-Strains angeboten und mit nie vorher dagewesenem Sammelwahn gehandelt und zelebriert. Während es sich anfangs noch um vereinzelte kleine, persönlich importierte Mengen der begehrten, bunten Beutel handelte, bekam man schnell auch in den entlegensten Kleinstädten für das entsprechende Geld seinen, hoffentlich original verschweißten, Mylar-Bag angeboten, ohne überhaupt danach fragen zu müssen.
Die enthaltenen, in Stickstoff verpackten Blüten und Extrakte setzten selbst für viele langjährige Cannabis-Kenner sicherlich in Bezug auf den Harzbesatz, das gebotene Terpen-Profil und vom vielbetonten, blütenweißen Erscheinungsbild der Asche, neue Maßstäbe, denen das gewohnte, im Anbau lediglich auf maximalen Profit bei minimalem Aufwand an Zeit und Kosten, ausgelegte Cannabis, bei Weitem nicht mehr das Wasser reichen kann.
Doch die erste Assoziation vieler Mitteleuropäer mit dem Begriff "Cali Weed" ist der um ein Vielfaches höhere Preis, dessen Entstehung sich nicht immer ganz nachvollziehen lässt und offene Tore für den Einfall neuer Maschen von Betrügern bietet. Der Einfluss dieser gefälschten Ware auf die europäischen und asiatischen Cannabis-Märkte, soll aber nicht Teil dieser Betrachtung sein und wird daher hier zum besserem Verständnis einmal ignoriert.

Nicht wenige Raucher entsagten ihren alten Quellen aus angestautem Überdruss auf die mangelhafte Qualität komplett und kompensierten die gestiegenen Kosten pro Gramm mit einem einen angepassten, geringeren Konsum. Andere fingen aufgrund des angenehmeren Geschmacks und der verlässlichen Wirkung, hingegen erst jetzt an, regelmäßiger zu konsumieren. Daher verwirrt die Schlagzeile viele Leute, die bereits überzeugt waren, mit ihrer bisherigen Sammlung an Cookies-Siegel-Stickern, ganze Straßenkreuzungen und Schulen renoviert oder doch zumindest die lokalen Produzenten und Dispensaries von Venice Beach bis San Francisco finanziell unterstützt zu haben. Wie kann das von dort stammende Cannabis so begehrt sein und gleichzeitig sind selbst in den Großstädten und weltweit bekannten Cannabis-Standorten die Firmen in ihrer Existenz bedroht? Welches Zeichen ist es, dass ein Bundesstaat dessen einst schönste Städte bis in den Stadtkern hinein seit Jahren den Mengen an Verschmutzung und der Zahl an drogenabhängigen Obdachlosen hilflos gegenübersteht.

Wird die nächste Generation in einer besseren Zukunft aufwachsen?
Wird die nächste Generation wohlmöglich in einer besseren Zukunft aufwachsen?

Der lange Weg nach der Legalisierung in die Legalität

Die Lizensierung läuft vor allem deshalb so schleppend, weil die meisten Städte und County nicht genug Personal in den zuständigen Behörden beschäftigen, um die die vorhandenen, ortsansässigen Unternehmen ausreichend zu prüfen. Firmen, die das nötige Kapital mitbringen, können es sich leisten, private Gutachter zu engagieren und die benötigten Formulare proaktiv bei der Antragstellung mit einzureichen, während die meisten Unternehmen den Antrag vor allem mit dem Hintergedanken stellen, sich nur möglichst weit oben auf der Warteliste der restlos überlasteten staatlichen Prüf-Behörden des jeweiligen Verwaltungsbezirks einzureihen.

Diese runde, wohlklingende Summe aus dem Titel könnte viele bereits skeptisch machen, da sie schon auf den ersten Blick nicht nach dem Resultat einer hitzigen Verhandlung üblicher Agrar-Subventionen aussieht, die oft relativ zu den Umsätzen und den erwarteten Steuereinnahmen als Anteil eines größeren Etats festgelegt werden.
Sie ist jedoch leider in erster Linie zu einem Zweck gewählt worden: Gut zu klingen, leicht zu merken zu sein und schiere Größe auszudrücken. Es soll ein Signal sein, das Kalifornien jetzt hinaus in die Welt sendet. Wir haben es kapiert! Cannabis aus Kalifornien ist eine Weltmarke geworden! Wir heißen diese Entwicklung willkommen, wollen nicht nur an den aktuell geltenden Wirtschafts-Politik festhalten, sondern sehen auch in Zukunft großes Potenzial!

In der hitzigen Debatte darum, welche kommenden Schritte, Unternehmen am nachhaltigsten stärken können und inwiefern das Geld anschließend reinvestiert wird, fällt nur aus der Distanz und aus Sicht des noch immer von der Prohibition geplagten Rests der Welt auf, dass die aktuellen Entwicklungen selbst von konservativen Medienhäusern längst nicht mehr als Frage der Gesundheits- oder Drogenpolitik, sondern als rein ökonomische Debatte behandelt werden.

Das Bewundernswerte an dieser Nachricht ist, dass Kalifornien seine Marke erkennt und die Wirtschaft dahingehend fordert, während beispielsweise in Deutschland selbst die vorbildlichsten Cannabis-Unternehmen, wie hanfnah in Lahr, der Träger des Unternehmer-Preises Baden-Württemberg, schikaniert werden.

Die runde Summe, mag nicht nur aufgrund des Werteverfalls des US-Dollars etwas größer klingen, als dass ihr Effekt tatsächlich ausfallen wird. Das Geld soll nämlich laut der Aussage des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom in erster Linie dafür eingesetzt werden, Firmen mit nicht-permanenten Firmenlizenzen den äußerst kostspielige Werdegang zu einer Erlaubnis zum Betrieb einer dauerhaft lizensierten Abgabestelle oder Produktionstaätte zu ermöglichen. Erstaunlich ist hierbei, dass der Begriff "permanent" bereits für eine jährlich zu erneuernde Erlaubnis und "temporary" durch die Dauer des bürokratischen Prozesses für einen wirtschaftliches Zeitfenster von wenigen Monaten bis zur nächsten anstehenden Erneuerung steht. Sogar ein permanent Marker hält also meistens länger, als die sogenannten permanenten Lizenzen.

Das investierte Steuergeld fließt wieder zurück in die Gemeinden, wird aber dabei umverteilt.

Dass die Lizensierung hinter Waldbränden, Korruption und der unaufhörlicher Strafverfolgung auf Bundesebene nur eines der Probleme ist, denen sich die Firmen, denen hiermit geholfen werden soll, konfrontiert sehen, darf dabei nicht im gegenseitigen Schulterklopfen und Staunen über die schöne, runde Summe, untergehen.

Polizeieinheiten in vielen Gemeinden stehen in einer Tradition, sich an den beschlagnahmten Gütern aus Razzien zu bereichern, um Budgetkürzungen, wie beispielsweise im Rahmen der aktuellen Forderung "defund the police" und den ersten dahingehenden Beschlüssen, mit gezielten Aktionen zu entgegnen.
Wenn statt eines bewaffneten Kartells, eine Cannabis-Firma mit abgelaufener oder fraglicher Lizenz im Fadenkreuz steht, sind die Gewinne aus der Beschlagnahmung von neuwertigen Autos, modernster Technik und fertig verpackten, handelsfähigen Waren, mit einem deutlich geringerem Risiko und Aufwand des Polizei-Einsatzes verbunden. Es bleibt zu hoffen, dass die Subventionen derartige Maßnahmen in Zukunft obsolet machen und endlich ein Umdenken bei Polizei und Justiz, sowie ein Ende dieses moralisch höchst verwerflichen Vorgehens zur Folge haben.

Fokus auf die Spitze des Eisbergs - Der ganz große Markt bleibt weiter unsicher und unsichtbar

Kalifornien konnte sich längst als größter Cannabis-Markt der Welt etablieren und seine Pole Position bis heute beibehalten. Die gesamte wirtschaftliche Leistung des Bundestaates, macht ihn allein bereits zu einem der umsatzstärksten Wirtschafts-Räume der Welt und reiht sich laut einer Erhebung des World Econonic Forum aktuell vor Indien und Frankreich und hinter Großbritannien und Deutschland auf Rang sechs ein.
Aber wenn es selbst dem Welt-Marktführer so schlecht geht, ist die einzige Schlussfolgerung, dass die kritischen Mängel im System selbst liegen müssen. Dass Cannabis-Produkte als Wirtschaftsgut  nach wie vor unheimlich erfolgreich sind, muss an dieser Stelle sicher nicht noch einmal erläutert werden. Branchenfremden Skeptikern wird diese Tatsache spätestens anhand der Meldungen über Rekorde am Aktienmarkt, die von Cannabis-AGs, wie , zeitweise im Monatstakt im Wirtschaftsteil vieler Zeitungen bestimmten.

Welche Aspekte werden in Zukunft in den Vordergrund treten?

Nachhaltigkeit droht erneut auf der Strecke zu bleiben

Die 100 Millionen, die nun in das umsatzstärkste Agrarprodukt des Landes reinvestiert wurden, das bekanntermaßen bereits 1938 vom Popular Mechanics Magazine als "new billion dollar crop" erkannt wurde, können aber viel besser beurteilt werden, wenn man sie der Milliarde an Steuereinnahmen gegenüberstellt, die bereits nach etwa zwei Jahren nach der Legalisierung im Januar 2018 erreicht wurde. Im Zuge der Pandemie und den verheerenden Waldbränden, konnten die Summe an Einnahmen trotzdem mit unveränderter Rate auf 1,4 Milliarden $ anwachsen. Diese wurden, laut der 2016 erfolgreich beschlossenen Proposition 64, neben Bildungsprojekten und Sozialem Wohnungsbau auch in die Beseitigung von Umweltschäden durch illegale Plantagen investiert wird.
In diesem Zusammenhang werden seltener die tatsächlichen Schäden durch die Pflanzen eines Guerilla Grows gemeint, sondern vor allem die unsachgemäße Entsorgung von Abfällen der Arbeiter, das Roden von geschützten Wildflächen und nicht zuletzt die Zerstörung im Rahmen der polizeilichen Maßnahmen bei Entdecken der Plantage. Produzierende Firmen neigen auch weiterhin dazu, ihre gewerblichen Abfälle fernab der Standorte der unlizenzierten Produktionsstätten zu entsorgen, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, die beispielsweise beim wiederholten, sachgemäßen Recycling entsprechender Verpackungsmaterialien geweckt werden könnte.
Obwohl diese Maßnahmen durchaus dem Naturschutz zugute kommen sollen, kritisieren Umweltverbände, wie Defenders of Wildlife zurecht, dass sie zu spät, weil ausschließlich nachträglich und korrektiv, statt präventiv greifen. Aus ihrer Sicht, ist die erneute Verschiebung der Frist, sowie die angekündigten Investitionen, nichts als eine kurzsichtige Taktik, die eine komplette Neu-Regulierung der Lizenzvergabe aufschiebt und Firmen, die weiterhin illegal agieren, Ressourcen verschwenden und wild entsorgen nicht mit der längst erforderlichen Entschlossenheit entgegen tritt. Zur Sprache kamen diese Aspekte vor allem, als die kalifornische Senatorin Anna Caballero den Vorschlag unterbreitete, provisorische Lizenzen künftig mit einer Laufzeit von sechs Jahren auszugeben, um Bürokratie, aber vor allem die Aufarbeitung einer längst überfälligen Debatte zu vermeiden und stattdessen den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.
Der verbreiteten Befürchtung zufolge, kommt aber selbst diese Hilfe bereits zu spät, da viele Firmen, die sich entscheiden, die Subventionen zu beantragen, mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund eines zu langsamen Ausbildung und Einstellung neues Prüf-Personals, weder zum 01.01.2022, noch zum nun bereits vierten Termin, am 01.07.2022 eine vollständige Betriebsprüfung, geschweige denn, die begehrte Lizenz für das bis dahin vermutlich bereits endende Jahr, erteilt bekommen haben werden.
Firmen, die weiterhin eine Verlängerung der vorübergehenden Lizenz beantragen, wie es laut bundesstaatlicher Erhebung im April noch bei 82% der gemeldeten Unternehmen der Fall war, werden in dieser Zeit weiter anbauen, produzieren, mit neuen Produkten die Ausrichtung des Marktes bestimmen können und sich dadurch einen Vorteil gegenüber zukünftig staatlich geförderten Unternehmen erwirtschaften. Die Firmen, die ohne Lizenz agieren, profitieren ebenfalls von dieser notgedrungen gewählten Zwangspause einer Vielzahl aufstrebender, regionaler Konkurrenten. Viele dieser Unternehmen, die derzeit entweder selbst direkt Produkte auf dem Markt etablieren wollen oder lediglich Zulieferer für verarbeitende Betriebe sind, die ebenfalls noch immer um ihren Platz in dieser wechselhaften Branche ringen müssen, könnten sich daher in der misslichen Lage wiederfinden, entweder auf Ressourcen aus dem Schwarzmarkt zurückgreifen zu müssen oder sich an die etablierten Produzenten zu wenden und sich somit der Konkurrenz bis auf Weiteres in Bezug auf Preispolitik, Arbeitsweise und Produktdesign unterzuordnen, womit sich die bereits mangelnde Dynamik des Marktes noch weiter festigen könnte.

Kommt das Geld auch dort an, wo es am dringendsten benötigt wird?

Diese Finanzspritze trifft wie üblich in den stärksten Muskel des industriellen Organismus: Zum Einen sind das Firmen, die sich in den vergangenen Jahren aus der Illegalität in einen, mehr oder weniger regulierten Markt retten und bereits mit etablierten Produktlinien fest am Markt positionieren konnten, um sich nun darauf konzentrieren zu können, mit staatlicher Hilfe bei der Lizensierung ihrer Subunternehmen für spezifische Teilbereiche des Marktes zu sparen. Zum Anderen stammen diese Firmen ausschließlich aus den bekannten Boom-Regionen auf der immer gleichen Cali-Cannabis-Landkarte und es wurde erneut eine Gelegenheit verpasst, um kleineren Gemeinden einen zusätzlichen Anreiz zu bieten, die Lizenzvergabe erstmalig aufzunehmen. Vor allem, da der Prozess selbst nicht wie erhofft vereinfacht und demokratisiert wurde.
Während 22 Millionen $ bereits für den Ausbau der nötigen Verwaltungsapparates in Los Angeles eingeplant sind, werden vor allem Orte, deren Namen bereits untrennbar mit der Produktion von Cannabis von Weltrang verknüpft sind, unterstützt. Allem voran Long Beach, San Francisco und Oakland.Weiterhin hält sich aus der Ferne ein verzerrtes Bild von Kalifornien aufrecht. Dem voll legalisierten, bevölkerungsreichsten Staat, in dem sich vorm geistigen Auge, zwischen den Alt-Hippies im Golden Gate Park von San Francisco, über den Nachwuchs-Trimmer auf dem Murder Mountain des Humboldt County im Norden, eine durchgehende Rauchwolke und Blätterdecke aus Hanfpflanzen entlang des Yosemite Nationalpark, bis hin zu den Metropolen Los Angeles und San Diego an der Grenze zu Mexico erstreckt.
In der nüchternen Faktenlage haben nur ein Drittel der Landkreise und Gemeinden überhaupt durch die Eröffnung der Lizenzvergabe ermöglicht, dass kommerzielle Cannabisfirmen dort Dispensaries, Farmen und Produktionsstätten eröffnen dürfen.
Der Schwarzmarkt hat noch immer, selbst vorsichtig geschätzt, das vierfache Volumen des legalen Marktes für kommerzielle Cannabis-Produkte. Viele Firmen sind im Zuge ihres Lizensierungsprozesses Betrug zum Opfer gefallen und stehen nun vor der Wahl, ihr Geschäft aufgrund dessen einzustellen oder mit dem Risiko rechtlich verfolgt zu werden, weiter mit dem zu wirtschaften, was man sich mühsam aufgebaut hat, den Kundenstamm und die Mutterpflanzen konstant zu pflegen, Kooperationen zu unterhalten und sich möglichst umfassend an Innovationen auf dem Markt zu beteiligen.
Man ist bereits, nach schmerzlich langem Warten, Umsiedelung von Firmen-Standorten und der zur traurigen Gewohnheit gewordenen Razzien und Schikanen durch die DEA, die Drug Enforcement Administration der USA, endlich zur besten Zeit am besten Ort, um ihren Teil zum Status des Weltmarktführers beizutragen und dafür in absehbarer Zukunft auch einen Anteil an dem daraus resultierenden Wachstum der Industrie dafür zurück zu erhalten.
Schnell festigt sich so eine Ellenbogen-Kultur, inklusive dem Mythos des Überleben der Besten und das Bild des unnachgiebigen Growers und selbstlosen Unternehmers, von dem erwartet wird, dass er neben seinem Beruf, noch als gesellschaftspolitischer Aktivist zu agieren hat und jeder mit Verstand, einer Vision und diesem Werdegang, nicht den geringsten Grund sieht, ausgerechnet nun aufzuhören. All dies geschieht in der, einst stillen und nun immer lauter und verzweifelter werdenden Hoffnung, dass der Lizensierungs-Prozess zugänglicher gestaltet wird, um faire Chancen zur Beteiligung am Aufbau der umsatzstärksten Cannabis-Industrie-Region der Welt zu erhalten.

Abschließend lässt sich zusammenfassen:

Kalifornien wird Firmen-Projekte unterstützen, die von provisorischen, zu dauerhaften Lizenzen wechseln wollen, um stärkere Marken aus dem eigenen Bundesstaat zu fördern. Dies kommt nicht von ungefähr, da der örtliche Cannabismarkt weltweit in vielen Beziehungen jeder Konkurrenz erhaben zu sein scheint. Kleine Firmen sollten angeblich mit dem Geld unterstützt werden, ausgerechnet sie haben nun aber die größten Komplikationen zu erwarten und müssen auf ihrem Weg in die Legalität, sechs Jahre nach dem, als gewonnen gefeierten Kampf um Proposition 64, ungleich höhere Risiken aufgrund der Versäumnisse auf staatlicher und Bundesebene eingehen.

Die 100 Millionen, die eben noch wie eine überdimensionierter Geldstrom wirkten, scheinen nun fast zu einem Tropfen auf den heißen Stein geschrumpft zu sein. Reichen sie, außerhalb der großen Städte, vermutlich weder aus, um eine ausreichende Anzahl an Behörden zum nächsten kritischen Zeitpunkt im Sommer 2022 einrichten zu können.

Es bleibt weiter zu wünschen, dass der Bundesstaat Kalifornien neben seiner Fixierung auf die wirtschaftlichen Aspekte, nun auch die Nachhaltigkeit in den Fokus seiner politischen Bemühungen rückt. Dabei ist neben den Defiziten in den Umweltschutz-Regularien, auch eine ökonomische und kulturelle Nachhaltigkeit gemeint, die eine faire Verteilung des Marktes unter tatsächlich gleichberechtigten Konkurrenzen ermöglicht, bei der keine Partei besondere Vorteile durch das Umgehen einzelner Regeln verschaffen kann.